Die Ausführungen von Herrn Liaofan Lou fokussierten die aktuellen Daten zur Chinesischen Wirtschaft vor dem Hintergrund des neuen 13. Fünfjahresplanes. Eines der signifikantesten Elemente ist dabei der Strukturwandel hin zu einer Dienstleistungsgesellschaft und nachhaltiger Wirtschaft und Produktion, welche sich an einer verträglicheren Entwickelung für Mensch und Umwelt orientiert. Ergänzend zu den Wirtschafts- und Demographie-Daten wurde dabei vor allem auch die strategische Bedeutung Westchinas für die Zentralregierung in Peking erläutert. Weiter wurde aufgezeigt, dass der Binnenmarkt in China und die Intensivierung des Binnenkonsums durch den stattfinden Strukturwandel begünstigt werden. Im Rahmen der Diskussion während des Wirtschaftsdialogs wurde bei den Fragestellungen erläutert, dass nicht nur die Investitionen der Deutschen Wirtschaft in und um China von zentraler Bedeutung sind, sondern andererseits auch Investitionen von chinesischer Seite nach Europa und insbesondere nach Deutschland in deutlich steigender Tendenz sind.
Der Erfahrungsbericht seitens Herrn Häcki hinsichtlich der konkreten Ansiedelung einer Deutschen Tochter in Pujiang, Chengdu sowie der Impulsvortrag von Herrn Zurfluh zum Thema „Erfolgsfaktoren für mittelständische Unternehmen bei der Expansion nach China durch einen sozioökonomischen und soziotechnischen Ansatz“ zeigten deutlich auf: Um Investitionen im Reich der Mitte nachhaltig erfolgreich zu gestalten, sollte die europäische mittelständische Wirtschaft ihr Augenmerk nicht nur auf die „First-Tier-Cities“ an der Ostküste, sondern auch auf die Potentiale in Zentral- und Westchina richten. Die Regierung in Peking hat schon längst erkannt, dass die boomende Entwicklung entlang des Küsten- und Speckgürtels an ihre Grenzen stößt. Einige Schlagworte dazu sind Überkapazitäten in gewissen Branchen, ökologische Probleme, rasant steigende Löhne oder Mitarbeiterfluktuation. Für die Agilität der chinesischen Kultur bezeichnend, ist Peking mit Nachdruck bestrebt, die Lehren aus der Vergangenheit zu ziehen und die Richtung entsprechend zu verändern.
Ein Beispiel für die Veränderungsprozesse ist die Wirtschaftsregion Chengdu, die Hauptstadt der Provinz Sichuan. Die Region ist mit signifikanten Investitionsprogrammen gezielt ökologisch und infrastrukturell nachhaltig zu einer der bedeutendsten Wirtschaftsmetropolen entwickelt worden. Zwischenzeitlich gibt es in dieser Wirtschaftsregion bereits heute an die 52 Universitäten, mehr als 100 Berufsschulen und 36 nationale Forschungs- und Entwicklungsplattformen.
Im Rahmen des FEH Wirtschaftsdialoges war man sich einig: Die Chinesische Volkswirtschaft hat nach wie vor immenses Potential. Deutschland und China werden auch künftig von wirtschaftlichen Kooperationen profitieren und die deutsche mittelständische Wirtschaft hat gute Gründe, sich mit China und insbesondere Westchina zu beschäftigen. Als entscheidende Faktoren für eine langfristige und erfolgreiche Ansiedlung in China wurden erstens die passende Standortwahl, zweitens der lokale Zugang zu Netzwerken, drittens der bewusste und empathische Umgang mit den beiden Kulturen und viertens die Strategie, vor Ort für den lokalen Binnenmarkt zu produzieren, betont.
Der FAR EAST HUB dankt sowohl der Deutsch-Chinesischen Wirtschaftsvereinigung als auch der Asian Pacific Area for Commerce für die Unterstützung der Veranstaltung. Aufgrund der großen Nachfrage und der inhaltlich sehr spannenden Ergebnisse sowie des lebhaften Dialogs ist eine erneute Durchführung des FEH Wirtschaftsdialogs zum Thema „Potentiale, Stolpersteine und Erfolgsfaktoren für mittelständische Unternehmen bei der Expansion nach China“ bereits in Planung.