Die Migration auf SAP S/4HANA bleibt für die SAP-Anwenderunternehmen der DACH-Region ein strategisches Thema. Insgesamt ein gutes Fünftel (21 Prozent) hat den Migrationsprozess bereits abgeschlossen und arbeitet produktiv mit S/4HANA. Drei Viertel haben die digitale Transformation auf SAPs Zukunftsplattform aber noch vor sich, und das Migrationstempo hat, das zeigt der Jahresvergleich, leicht abgenommen. Geopolitisch und finanziell haben viele Unternehmen schwierige Jahre hinter sich, was nach Einschätzung der Berater*innen von valantic auch eine Rolle für die zurzeit etwas rückläufige Begeisterung spielen mag.
Fünf Key Facts der Studie
- Ein Fünftel der befragten Unternehmen hat die Migration auf SAP S/4HANA
erfolgreich abgeschlossen - Die Migrationsmethodik (extended) Brownfield wird präferiert
- Skepsis gegenüber der Cloud schwindet – Private Cloud legt stark zu
- Zukunftsthemen Process Mining und Conversational AI werden intensiv diskutiert
- Bedeutung von SAP Business Technology Platform (BTP), ein Integrations- und SAP-App-Development-Beschleuniger, wird noch unterschätzt
Durchbruch für die Cloud
Die Cloud-Initiative „RISE with SAP“ hat an Bekanntheit deutlich zugelegt, von 69,1 Prozent im Vorjahr auf 75,8 Prozent in 2023. Einen Riesensprung nach oben hat aber auch das Private-Cloud-Angebot der SAP getan, von 41,8 Prozent im Vorjahr auf 72,7 Prozent. Zumindest was die Bekanntheit angeht. Die Skepsis gegenüber dem Deployment-Modell Cloud lässt in diesem Jahr erstmals erkennbar und deutlich nach.
Die SAP Business Technology Plattform (BTP) scheint bei den DACH-Unternehmen noch nicht vollumfänglich angekommen zu sein. Knapp die Hälfte der Umfrageteilnehmer*innen hat die BTP im Einsatz (34 Prozent) oder ist mit der Einführung beschäftigt (13 Prozent); die andere Hälfte lässt bislang die Finger davon. Als Hauptgrund (64 Prozent) wird angegeben: Wir haben uns noch nicht ausreichend mit der SAP BTP beschäftigt. Auch geschätzte hohe Kosten halten knapp 18 Prozent der Umfrageteilnehmer von der Einführung ab.
Automatisierungstrends in der SAP Community
Im Vergleich zu den Vorjahren verliert der Geschäftsbereich Finance & Controlling, der Automatisierungsspitzenreiter des Jahres 2022, relativ gesehen an Boden (von 87,2 Prozent in 2022 auf 69,8 Prozent in 2023). Markant zugelegt haben dagegen Projekte im Bereich Logistik, wo das zweithöchste Automatisierungspotenzial gesehen wird (von 46,8 Prozent in 2022 auf 67,4 Prozent in 2023). Einkauf und Sales liegen weitgehend unverändert gleichauf. Die Einschätzung der Berater*innen von valantic: Automatisierung findet nicht mehr nur in den „naheliegenden“ und vermeintlich einfacheren Prozessschritten statt, sondern hält auch in komplexere Bereiche als relevanter Bestandteil prozessualer Lösungsarchitekturen Einzug.
Unternehmen sehen großen Mehrwert in Conversational AI/ChatGPT und Process Mining
Im Vorjahresvergleich deutlich zugelegt hat auch das Interesse an Conversational AI/Chatbots, das aktuell bei knapp 30 Prozent liegt. Nach dem Megahype, den ChatGPT seit November letzten Jahres weltweit ausgelöst hat, beginnen DACH-Unternehmen nun, belastbare Business-Szenarien für den Einsatz der Sprachmodelle zu evaluieren und sind offensichtlich erfolgreich damit.
Damit zusammenhängend sehen über 75 Prozent der Umfrageteilnehmer*innen in Process Mining einen großen Mehrwert für ihr Unternehmen und meinen damit ganz besonders eine höhere Prozesstransparenz, -standardisierung und Prozessdigitalisierung. Mit Process-Mining-Technologie verschaffen sich die Unternehmen einen Überblick über die teils sehr umfangreichen Prozesslandschaften und starten dann Verbesserungsmaßnahmen. Im Fokus stehen dabei zurzeit die Geschäftsbereiche Vertrieb, Finance & Controlling, die Logistik und der Einkauf. Überhaupt gar nicht an der Technologie interessiert ist nur eine kleine Minderheit von 21 Prozent.
In Process-Mining-Projekten zum Einsatz kommen die Plattform und die Tools der SAP-eigenen Signavio (38,1 Prozent). Unternehmen arbeiten aber auch mit der Münchener Process-Mining-Spezialistin Celonis (28,6 Prozent) und dem Prozessautomatisierer UiPath (11,9 Prozent) zusammen, um ihre Geschäftsprozesse zu digitalisieren, zu optimieren und die damit verbunden Zeit- und Effizienzgewinne entlang der Prozess- und Wertschöpfungskette zu erzielen.
„Process Mining muss in allen Veränderungsprojekten mitbedacht werden“
Rüdiger Hoffmann, Geschäftsführer bei valantic ERP Consulting: „Die wichtigsten Key Benefits bei Process Mining sind Prozesstransparenz und Prozessdigitalisierung. Der Nutzwert von Process Mining in der Transformation wird noch nicht stark genug berücksichtigt. Process Mining muss in allen Veränderungsprojekten mitbedacht werden.“
Timo Rüb, Vice President bei valantic ERP Consulting: „Die SAP Business Technology Platform kann von Unternehmen genutzt werden, um die Zukunftsarchitektur der nächsten fünf bis zehn Jahre zu schaffen. Für uns als Berater ist es kaum mehr vorstellbar, ohne die BTP auf SAP S/4HANA zu migrieren. Die Vorteile und der schnelle Return-on-Invest, den wir in einigen unserer Kundenprojekte sehen, wird von Unternehmen noch nicht intensiv genug genutzt.“
Hintergrund und Methodik der SAP S/4HANA-Studie von valantic
Seit 2018 fragt valantic im Jahresturnus hochkarätige SAP-Expert*innen nach dem Stand der Dinge in punkto S/4HANA-Migration, nach Investitionsabsichten, präferierten Technologien und Business-Chancen. Auch in diesem Jahr haben wieder knapp 80 SAP-Expert*innen und IT-Verantwortliche aus der DACH-Region teilgenommen. Die Online-Befragungen wurden im März/April dieses Jahres über einen Zeitraum von vier Wochen durchgeführt und vom IT-Onlinemagazin als Medienpartner begleitet.