Mitte Oktober 2009 unterzeichneten Vanderlande Industries und die PEQ International GmbH, die eigens für den Direkt- und Strukturvertrieb der Produkte von NWA gegründete Projektgesellschaft, den Vertrag über die Lieferung einer Versand- und Kommissionieranlage für Kosmetik, Health Care und Lifestyle-Produkte mit einem Auftragswert von rund 1,8 Mio. Euro.
PEQ International führte die Projektierung sowohl für das neu zu errichtende Logistikzentrum als auch für die Herstellung der Produktionsanlagen zur Fertigung der eigenen Produkte durch.
Das 10.000 m² umfassende Logistikzentrum in Ahlen befindet sich auf einem Grundstück mit einer Fläche von rund 30.000 m², welches erweiterbar ist auf eine Größe von 160.000 m².
Ebenfalls neu gegründet wurde das Unternehmen Network Global Logistics (NGL), das für die Logistik und die Produktion der Allianz zuständig ist.
Diese Allianz verschiedener Unternehmen wird ergänzt durch eigenständige Vertriebspartner, die die Produkte des Unternehmens auf eigene Rechnung und unter ihrem eigenen Namen vertreiben. Jeder Vertriebspartner kann neue Partner anwerben bzw. sponsern und dabei ein Netzwerk aufbauen. Jeder Sponsor wird an den Umsätzen seiner Partner beteiligt. Diese Vertriebsform ist unter dem Namen Network Marketing bekannt.
Die Realisierung dieses Projektes beinhaltete für Vanderlande Industries gleich mehrere Herausforderungen.
Die erste Herausforderung stellte die vorgegebene Zeitschiene dar. Bis zur Übergabe der Genehmigungs-Layouts standen insgesamt nur drei Wochen zur Verfügung.
Und in diesem rasanten Tempo ging es weiter. Denn bereits Mitte Februar begann die Montage des Systems. Termingerecht und ebenso dynamisch erfolgte am 1. Mai 2010 die Übergabe der Versand- und Kommissionieranlage an den Kunden. Somit standen von der Vertragsunterzeichnung bis zur Inbetriebnahme der Anlage durch den Kunden lediglich sechs Monate zur Verfügung. Diese extreme zeitliche Vorgabe bildete bei der Auftragsvergabe ein K.O.-Kriterium. Einzig Vanderlande Industries war in der Lage, diese kurze Durchlaufzeit für die Realisierung des Projektes zu gewährleisten.
Eine weitere Herausforderung für Vanderlande Industries bestand in der direkten Anbindung der Versandanlage an eine Produktionsanlage für Parfüm. Diese Anlage stellt Parfüms individuell nach Kundenwunsch her. Die dort produzierten Parfüms werden in die Versand- und Kommissionieranlage gefördert und dort von den Mitarbeitern zusammen mit anderen Produkten mittels Pick-to-Light kommissioniert. Zur optimalen Balancierung sprich Auslastung der Versandanlage erhält Vanderlande Industries vor Produktionsbeginn die im Anschluss an die Bestellung per Internet generierten Kundenaufträge für die Duftproduktion vom kundenseitigen Host. Dieser schickt die entsprechenden Daten an den Materialflussrechner, der Bestandteil des zum Lieferumfang von Vanderlande Industries gehörenden Lagerverwaltungssystems ist. Aus dem so übermittelten Auftrags-Pool errechnet der Materialflussrechner die optimale Produktionsreihenfolge, so dass die angeschlossene Versandanlage nachfolgend optimal ausgelastet werden kann.
Speziell ist auch die Kommissionierung der Nahrungsergänzungsmittel in der Versandanlage. In diesem Bereich befinden sich Produkte, die vorab nicht etikettiert wurden, sondern erst während des Kommissioniervorgangs mit einem Etikett versehen werden. Zu diesem Zweck sind innerhalb der Versandanlage zwei Etikettiermaschinen implementiert, die personalisierte Etiketten in verschiedenen Landessprachen erstellen können.
Das Herzstück der Versand- und Kommissionieranlage bildet ein Durchlaufregal bestehend aus vier Lagerebenen bzw. Durchlaufkanälen. Die Frontseiten des Regals sind für jedes einzelne Fach ebenfalls mit Pick-to-Light-Modulen ausgestattet.
Der Nachschub in das Regal mit insgesamt 5.890 Lagerplätzen erfolgt über zwei übereinander angeordnete QUICKSTORETM HDS-Shuttles, die zusammen 262 Behälter pro Stunde einlagern. Leergepickte Behälter werden auf der Frontseite von den Mitarbeitern entnommen und anschließend wieder dem Hochregallager zugeführt.
Zur Kommissionierung der Produkte werden am Auftragsstart leere Kartons auf die Fördertechnik gestellt und mit einem Steuer-Barcode versehen. Mithilfe dieses Steuer-Barcodes werden die Versandkartons durch die Versandanlage befördert. Die Versandanlage besteht aus 13 Kommissionierzonen. Die ersten beiden sind ausschließlich für die Kommissionierung der Parfüms. Dahinter folgen zwei weitere für Nahrungsergänzungsmittel und die verbleibenden neun Kommissionierzonen sind für die sonstigen Produkte vorgesehen.
Die mit einem Steuer-Barcode versehenen Versandkartons werden über die Fördertechnik zu den jeweiligen Kommissionierzonen gefahren. Dort kommissionieren die Mitarbeiter aus dem Regal die verschiedenen dort angezeigten Artikel und quittieren die Entnahme mit Hilfe des Pick-to-Light-Systems.
Im Anschluss an den Kommissionierprozess werden die Versandkartons zu den 6 Verpackungsplätzen gefahren, an denen die Mitarbeiter dann entsprechende Rechnungsdrucke erstellen und die Kartons versandfertig machen. Die versandfertigen Kartons fahren anschließend durch eine Umreifungsmaschine und werden am Ende über einen DISTRIVEYOR auf verschiedene Zielbahnen ausgeschleust.
Eine Besonderheit in Bezug auf die eingesetzte Fördertechnik bildet die Kommissionierung der Parfümschachteln. Diese haben lediglich eine Länge von 140 mm, eine Breite von 60 mm und eine Höhe von 90 mm. Aufgrund dieser kleinen Dimensionen müssen die Schachteln gesondert von den übrigen Produkten befördert werden. Sie werden daher mithilfe spezieller Förderer transportiert und über zwei entsprechend vorgesehene Sorter in 20 Zielbahnen sortiert, aus denen anschließend kommissioniert wird.
Der Transport der Kommissionierkartons erfolgt ausschließlich über Fördertechnik von Vanderlande Industries mit einer Förderstreckenlänge von etwa 500 Metern. Dazu werden unter anderem 58 angetriebene Rollenförderer, 19 Schwerkraftrollenförderer und 21 Transfere eingesetzt. Die Systemleistung der derzeitigen Anlage beträgt 600 Kartons pro Stunde.
Eine Erweiterung der Versand- und Kommissionieranlage ist möglich. Eine entsprechende Anfrage des Kunden liegt bereits vor. Darüber hinaus ist das Projekt übertragbar und könnte im Falle einer vorliegenden Planung zum Bau eines weiteren Distributionszentrums seitens der Network World Alliance genutzt werden.
"Der offizielle Betriebsstart am 1. Mai 2010 war für alle Beteiligten eine große Herausforderung. Daher konnten wir nur Unternehmen ins Boot holen, die die Einhaltung sämtlicher Termine und Fristen gewährleisten konnten. Vanderlande Industries war im Bereich der Kommissioniertechnik der einzige Lieferant, der diese Gewährleistung geben und uns auch in allen anderen Belangen überzeugen konnte.
Und wir wurden nicht enttäuscht. Von Beginn an verlief die Realisierung völlig reibungslos und genau nach unseren Vorstellungen. Die Zusammenarbeit mit Vanderlande war stets sehr konstruktiv und geprägt von gegenseitigem Vertrauen", so Rainer Zumholte, Operation Manager bei der Network Global Logistics GmbH. "Die langjährige Expertise von Vanderlande Industries im Bereich der Sortier- und Kommissioniertechnik hat sich in unserem gemeinsamen Projekt, das wir termingerecht und zu unserer vollsten Zufriedenheit abschließen konnten, zu jeder Zeit bewährt."