Mit einer Belegschaft von 2.000 Mitarbeitern und mehr als 20.000 Kunden auf der ganzen Welt ist TVH das weltweit größte unabhängige Vertriebsunternehmen von Gabelstaplern und Komponenten. Neben dem Vertrieb neuer Gabelstapler – TVH vertreibt exklusiv Doosan-Stapler für Belgien und Luxemburg – liefert das Unternehmen auch ein breites Spektrum von gebrauchten Gabelstaplern und Staplerteilen. Seine Vertriebsabteilung ist für die Lieferung von Teilen an Kunden in rund 162 Ländern verantwortlich. Es werden Teile und Zubehör aller Marken weltweit eingekauft und an lokale Großhändler und Händler vertrieben. Neben dem Vertrieb von Gabelstaplern und Komponenten führt das Unternehmen in Belgien auch Reparaturen und Vermietungen durch und stellt im eigenen Betrieb Komponenten her, die sonst nicht verfügbar wären.
Erweiterung in neuem Lager
Aufgrund des anhaltend starken Wachstums war TVH gezwungen, seine früheren Betriebsstätten an mehreren Standorten in Gullegem in der Nähe von Courtrai aufzugeben und in ein neues zentrales Lager in Waregem umzuziehen. Die bestehenden getrennten Standorte hatten zu einer zunehmenden Komplexität geführt, was höhere Kosten, ein größeres Fehlerrisiko und frühere Schlusszeiten für ausgehende Warensendungen zur Folge hatte. Da eine Erweiterung an keinem der bestehenden Standorte möglich war, beschloss TVH, ein komplett neues dreistöckiges Lager zu bauen. Dadurch konnte auch ein Ort mit einer ausgezeichneten Verkehrsanbindung zu den Verteilzentren seiner Logistikpartner gewählt werden. Das Lager in Waregem wurde 2004 in Betrieb genommen.
Automatisierte Auftragsbearbeitung
TVH hatte bereits die Entscheidung getroffen, seine manuelle Auftragsbearbeitung durch ein automatisiertes System zu ersetzen. Zunächst baute Vanderlande im Jahr 2000 ein Pilotsystem in einem der vorhandenen Gebäude, um erste Erfahrungen für einen fließenden Übergang zur Vollautomatisierung im neuen Lager zu sammeln. Gleichzeitig entwickelten und installierten TVHs eigene IT-Spezialisten das neue Lagerverwaltungssystem. Nach der erfolgreichen Implementierung wurde Vanderlande damit beauftragt, den Großteil der automatisierten Lager- und Kommissioniersysteme zu installieren. Seitdem arbeitet TVH ständig an einer weiteren Verbesserung des Logistikprozesses im Lager. Da das Unternehmen stetig weiter wuchs, musste TVH sein Materialflusssystem erweitern und beauftragte erneut Vanderlande mit der Implementierung. Die Inbetriebnahme der Erweiterung erfolgte in drei Phasen, die letzte im Sommer 2010. Während der Installation und Inbetriebnahme blieb das vorhandene System vollständig in Betrieb, so dass der Kundenservice nicht beeinträchtigt wurde. Die Systemkapazität wurde von 10.000 Auftragszeilen pro Tag auf 20.000 Auftragszeilen pro Tag verdoppelt.
„Dank der hochgradigen Automatisierung bei der Auftragsbearbeitung können wir ein gleichbleibend hohes Serviceniveau mit noch längeren Annahmezeiten für Aufträge und einem schnelleren Versand zum Kunden bieten“, erläutert Erik Deceuninck, Projektmanager bei TVH. „Die Produktivität ist nun viel höher als vorher und auch Kommissionierfehler konnten auf ein absolutes Minimum reduziert werden.
Der automatisierte Ablauf im Lager bedeutet eine weitere Stärkung unserer Fähigkeit zur Erfüllung unserer Mission, für unsere Kunden ein globaler Komplettanbieter von Gabelstaplern und allen notwendigen zugehörigen Komponenten und Zubehör mit umfassendem Service zu sein“, fährt Deceuninck fort.
Verschiedene Lagersysteme
In der Warenannahme werden die eingehenden Sendungen über einen Lift in das oberste Stockwerk im Lager transportiert, wo sie ausgepackt und durch das interne Transportsystem, das sich über das gesamte Gebäude erstreckt, zu ihrem zugewiesenen Lagerplatz befördert werden.
Um sicherzustellen, dass Teillagerung und Zugriff möglichst schnell und effizient ablaufen, werden zahlreiche verschiedene Lagersysteme eingesetzt. Je nach Größe und Verkaufsgeschwindigkeit werden die Waren in verschiedenen Zonen innerhalb des Lagers mithilfe unterschiedlicher Lagersysteme eingelagert. „Mittelschnelldreher“ werden in einem Miniload-Hochregallager mit einer Kapazität von 144.000 Behältern und 16 Regalbediengeräten platziert, von denen jedes 120 Doppelbewegungen pro Stunde ausführen kann. Kleine Schnelldreher werden in einem Paternostersystem gelagert, während größere Artikel in Behältern in Durchlaufregalen statisch aufbewahrt werden. Langsamdreher werden in einem Ablagesystem mit 5 Ebenen gelagert. Abschließend befindet sich in einem weiteren Gebäude ein Palettenlager für große und nicht förderfähige Artikel. Diese Waren werden nicht konsolidiert, da der Spediteur diese Aufgabe übernimmt.
Schnelle Auftragsbearbeitung
Damit die Aufträge möglichst schnell kommissioniert werden können, wird jeder Auftrag in separate Auftragszeilen „aufgeteilt“. Alle Auftragszeilen werden gleichzeitig aus den verschiedenen Lagerzonen kommissioniert. Die Bediener können flexibel dort eingeteilt werden, wo sie im Lager benötigt werden. Sie nehmen einen leeren Behälter aus dem Leerbehältersystem, das durch das ganze Gebäude über den Kommissionierzonen verläuft, und legen die benötigten Artikel in den Behälter. Es wurden verschiedene Kommissionierkonzepte umgesetzt, darunter die Artikelkommissionierung nach dem Ware-zum-Mann-Prinzip. Dieses Prinzip der parallelen Kommissionierung ermöglicht es TVH, die Lieferung über Nacht sicherzustellen. Kunden, die mit einem Eilauftrag zur Verkaufsstelle im Lager in Waregem kommen, erhalten ihre Waren innerhalb von 30 Minuten.
Nach der Auftragskommissionierung folgt als nächster Schritt die Auftragskonsolidierung. Die Behälter mit den kommissionierten Produkten gelangen zu dem 9-gassigen Miniload-Behälterlager, das mit 1.100 Auftragsbahnen für die laufenden Aufträge als Puffer bei der Konsolidierung dient. In dem Miniload-Behälterlager werden die fertigen Aufträge gelagert und daraus entnommen. Wenn alle Behälter für einen bestimmten Auftrag kommissioniert wurden und im Miniload-Behälterlager angekommen sind, zeigt ein Display an, dass der Auftrag bereit zur Konsolidierung ist. In dieser Phase kann den wartenden Aufträgen im Konsolidierpuffer individuell Priorität zugewiesen und direkt auf sie zugegriffen werden, so dass sie genau zum richtigen Zeitpunkt für den Versand vorbereitet werden können.
Automatische Auftragssortierung für den Versand
Die fertigen Auftragskartons werden nach Anbringung eines Versand- und Barcodeetiketts auf das Förderband gelegt, welches sie zum Versand bringt. Hier werden sie nach den verschiedenen Kurierdienstpartnern von TVH sortiert. Nicht förderfähige Waren schlagen einen separaten Weg zum Versandbereich ein und werden einzeln auf die Lieferfahrzeuge geladen. Ab hier ist der Kurierdienst dafür zuständig sicherzustellen, dass sie zusammen mit dem restlichen Auftrag beim Kunden ankommen. Um noch mehr Zeit zu sparen und den spätestmöglichen Auftragsannahmeschluss zu ermöglichen, liefert TVH seine Sendungen selbst zu den Verteilzentren der Kuriere in Brüssel, Paris und Rotterdam und sogar nach Deutschland und Großbritannien.
TVH: Starkes Wachstum in über 40 erfolgreichen Jahren
TVH wurde im Jahr 1969 gegründet und kaufte anfangs alte Militärstapler ein, um sie zu überholen und anschließend zu verkaufen. Für den Einkauf von Gebrauchtstaplern richtete das Unternehmen den Blick zunächst nach Belgien und Deutschland, begann jedoch später auf dem japanischen Markt aktiv zu werden, da Gebrauchtstapler in Europa nur in begrenztem Maße verfügbar waren. Dieser Schritt war der Ausgangspunkt für eine größere Expansion, da das Unternehmen tausende Gebrauchtstapler in Japan einkaufte, reparierte, überholte und auf dem europäischen Markt verkaufte. Heute verfügt TVH über einen Bestand von ungefähr 1.600 Gabelstaplern und 300 Arbeitsbühnen und verkauft alljährlich mehr als 5.000 neue und gebrauchte Gabelstapler. Die Reparatur tausender Gabelstapler aller Marken und der daraus folgende Bedarf an Ersatz- und Zubehörteilen führten zur heutigen Hauptaktivität der Gruppe: dem Vertrieb von Gabelstapler-Ersatzteilen. In den neunziger Jahren war dieses Tätigkeitsfeld dank des einzigartigen, über lange Jahre aufgebauten Know-hows des Unternehmens durch eine enorme Expansion gekennzeichnet. Täglich nutzen 20.000 aktive Kunden in nicht weniger als 162 Ländern den Bestand von 450.000 verschiedenen Ersatzteilen aus einer Datenbank mit mehr als 14.000.000 bekannten Ersatzteil-Datensätzen. Während dieses starken Wachstums blieb TVH ein Familienbetrieb. Die Gründer Paul Thermote und Paul Vanhalst bildeten die erste Generation, heute wird die TVH Gruppe von der zweiten Generation geleitet.