JELD-WEN Door Solutions gehört zur amerikanischen JELD-WEN-Gruppe, dem weltweit größten Anbieter von Türen und Fenstern. An den zwei deutschen Produktionsstandorten in Mittweida und Oettingen sowie dem Vertriebsstandort Hamburg wird unter Einsatz modernster Technologien und gut 900 hoch motivierten Mitarbeitern ein breites Spektrum an Türen und Türzargen gefertigt.
Im Werk Oettingen sollten die vorhandenen Kantenspritzautomaten durch eine neue, die Umwelt schonende und kostensparende Möglichkeit ersetzt werden. Einfach oder Doppelfalz, Kita- oder Normalkante – die Produktion individueller Funktionstüren mit scheinbar unendlicher Variationsbreite, stellt den Türenhersteller immer mal wieder vor Herausforderungen. Insbesondere dann, wenn es um Verbesserungen im Sinne einer umweltgerechteren Produktion gehen soll. Im Gegensatz zum Handwerk, wo die Türblattoberflächen vor dem Spritzlackieren der Kanten abgeklebt werden, nimmt man es bei der industriellen Spritzlackierung in Kauf, dass der Lack auch daneben geht. „Bisher war es so, dass die durch den Lack verschmutzen Türblätter abgewaschen wurden. Damit das schnell genug vonstatten geht, kommen sehr aktive Lösemittel zum Einsatz, die schließlich stark verdünnt in der Abluft landen“, schildert Markus Uhl, Leiter Abteilung Oberfläche in Oettingen, die Ausgangsituation.
Umweltgerechte Lösung gesucht
Zunächst wurde nach einer Lösung gesucht, die Lösemittel aus der Abluft herauszufiltern. Doch für den Einsatz einer Abluftreinigungsanlage war die Konzentration der Lösemittel in der Abluft zu gering. „Wir hätten einen gasbetriebenen Brenner einsetzen müssen, was Hunderte von Kilogramm zusätzliches Kohlenstoffdioxid verursacht. Das machte den Einsatz einer Nachverbrennungsanlage unsinnig“, erläutert Werkleiter Wolfgang Oswald. Schließlich wandte man sich an den ostwestfälischen Maschinenbauer Venjakob. „Wir wollten nicht so schnell aufgeben und suchten daher den Austausch mit uns bekannten und vertrauten Spezialisten in der Oberflächenbehandlung. Mit Venjakob ist es gelungen, aus einer Idee einen Prototyp und daraus eine präzise arbeitende, automatische, CNC-gesteuerte Kantenspritzanlage zu entwickeln. Die Türblätter bleiben durch ein schützendes Schabloniersystem sauber und der nachträgliche Reinigungsprozess entfällt, was neben dem neuen Kantenlack auf Wasserbasis die größte Ersparnis an Lösemittel bringt“, führt Projektleiter Stefan Randi von JELD-WEN aus. Die zwei Kantenspritzautomaten, die bisher im Einsatz waren, wurden gegen die neue Anlage getauscht. Die nun überflüssigen Wascheinheiten konnten demontiert werden.
Schablonierung im Zehntel-Toleranzbereich
Die Kantenspritzlackieranlage ist modular aufgebaut und beschichtet die verschiedenen Kanten beidseitig im Durchlauf. Die Längskantenprofile können scharfkantig oder wie bei der Kita-Kante mit einem Radius zur Türfläche versehen sein. Die Anlage besteht aus einem Spritzlackiersystem, einem Schabloniersystem und einem Absaugsystem. Sie wurde als autark arbeitendes System in die bestehende Gesamtlackierlinie integriert. Für die Lackierung unterschiedlicher Kantenprofile und Türstärken werden die Türen am Einlauf erfasst, identifiziert und das entsprechende Rezept vollautomatisch aus der Steuerung abgerufen. Direkt am Einlauf der Kantenspritzlackierkabine gibt es eine zusätzliche Werkstückerkennung, die die Tür genau vermisst und den korrekten Abstand zur nachfolgenden Tür sichert. Die Abmessungen dienen der Feineinstellung – damit wird die Höheneinstellung des Schabloniersystems vorgenommen und schützt die Aggregate vor Beschädigung durch falsch zugeführte Werkstücke. „Das Schabloniersystem wird mit einer hohen Genauigkeit zum Werkstück eingestellt, denn bei der Türenproduktion treten häufiger geringfügige Abweichungen auf, z. B. in der Dicke oder in der Form. Wir arbeiten hier bei der Schablonierung im Zehntel-Toleranzbereich. Das ist schon ziemlich präzise“, sagt Oliver Milde, Kundenbetreuer bei Venjakob.
Neuer Wasserlack vorher geprüft
Das vom Kunden gewünschte Lacksystem der Firma Hesse für die Lackierung der Türlängskanten wurde vorher im Venjakob-Technikum in Versuchsreihen geprüft und das Ergebnis vom Kunden abgenommen. Der Wasserlack wird in zwei Durchläufen aufgetragen, wobei die Auftragsmengen passend zur jeweiligen Holzart programmabhängig variiert werden. Nach dem ersten Lackiergang gehen die Werkstücke in die Trocknung und den Zwischenschliff. Es folgt ein erneuter Lackierdurchgang und danach die Endtrocknung.
Herausforderung bei der Vertragsgestaltung
Da der Oettinger Türenhersteller zu einem amerikanischen Konzern gehört, hat dies entsprechende Auswirkungen auf die Vertragsgestaltung. Es musste ein Vertrag entwickelt werden, der sowohl das angelsächsische als auch das europäische Recht berücksichtigt. „Für alle Beteiligten ist das eine große Herausforderung. Solch ein Vertragswerk ist weitaus umfangreicher und unsere Kunden sind dankbar, wenn wir sie hier unterstützen können“ sagt Oliver Milde. Bei Venjakob habe man sich bereits auf zukünftige Herausforderungen im Vertragsrecht eingestellt und entsprechend juristische Kompetenz aufgebaut. „Wenn man bedenkt, dass innerhalb dieses Projektes die technische Definition und die Vertragsgestaltung gleich viel Zeit in Anspruch genommen haben, bekommt man eine Vorstellung davon, wohin zukünftig die Reise geht. Wir gehen davon aus, dass dieser Service bald noch mehr nachgefragt wird“, betont Oliver Milde.