Speicher für mehr eigenen Strom
Eine Photovoltaikanlage (PV-Anlage) im Eigenheim bringt viele Vorteile: Solarstrom ist günstiger als Strom vom Energieversorger, macht unabhängiger von den Schwankungen auf dem Energiemarkt und ist klimafreundlich. Je mehr Strom vom Dach Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer nutzen, desto lukrativer ist die PV-Anlage.
Den größten Stromertrag haben Solaranlagen dann, wenn die Sonne am stärksten scheint – also am Mittag. Den höchsten Stromverbrauch haben Eigenheime allerdings meist abends und am Morgen. Um den eigenen Solarstrom auch dann nutzen zu können, bieten sich Stromspeicher an. Solarstromspeicher sind Akkus, die ungenutzten Strom für eine gewisse Zeit einspeichern. Haushalte können ihren Eigenverbrauchsanteil so von rund 30 auf bis zu 70 Prozent erhöhen.
Wie groß soll der Speicher sein?
Die meisten Solarstromspeicher für Eigenheimbesitzer sind nicht größer als ein Kühlschrank und können im Keller aufgestellt werden. Als Faustformel gilt, dass der Stromspeicher etwa so viel Speicherkapazität in Kilowattstunden (kWh) haben sollte wie die PV-Anlage in Kilowatt-Peak (kWp). Für eine Solaranlage mit 10 kWp empfiehlt sich also ein Speicher mit 10 kWh Kapazität.
Wer die PV-Anlage noch nicht gekauft hat und nicht weiß, wie groß sie dimensioniert werden sollte, kann sich an folgendem Richtwert orientieren: 1.000 Kilowattstunden Stromverbrauch im Jahr entsprechen einer PV-Anlage mit mindestens 1 kWp und einem Batteriespeicher mit mindestens 1 kWh.
Wirtschaftlichkeit und Kosten
Die Anschaffungskosten für Batteriespeicher sind in den letzten Jahren deutlich gesunken, zurzeit stagnieren sie jedoch wegen hoher Nachfrage und Materialengpässen. Zwischen 800 und 1.600 Euro pro Kilowattstunde kosten die Geräte im Moment, je nach Größe und Hersteller.
Für einen wirtschaftlichen Betrieb im Eigenheim sind die Anschaffungskosten damit meist noch zu hoch, so der Speichermonitoringbericht der RWTH Aachen aus dem Jahr 2022. Für Haushalte mit hohem Stromverbrauch lohnen sich die Geräte schneller. Je geringer der Verbrauch und je kleiner die Solaranlage, desto genauer sollte man auf die Kosten des Speichers achten.
Unabhängigkeit und Klimaschutz
Interessant ist: Die finanziellen Aspekte spielen für Anlagenbetreiber oft nur eine untergeordnete Rolle. Bereits jede zweite PV-Anlage wird mit einem Speicher verkauft. Überzeugende Technik, Energieunabhängigkeit und Klimaschutz sind die Hauptgründe, warum sich Hauseigentümerinnen und Hauseigentümer für die Geräte entscheiden. Gerade die Absicherung gegen steigende Strompreise ist aktuell ein starkes Motiv für Stromspeicher.
Tipp: Viele staatliche Stellen bieten Förderungen für Batteriespeicher. In der Förderdatenbank des Bundes finden Sie länderübergreifende Förderprogramme und zinsgünstige Kredite der KfW ZUR FÖRDERDATENBANK DES BUNDES
Virtuelle Speicher: So funktioniert eine Stromcloud
Eine sinnvolle Ergänzung zu Stromspeichern im Eigenheim können Stromclouds, eine Art virtueller Stromspeicher, sein. Sie funktionieren nach einem einfachen Prinzip: Solarstrom vom Dach, der nicht unmittelbar genutzt oder im heimischen Batteriespeicher eingelagert wird, wird über das öffentliche Stromnetz in eine Cloud gespeist. Dort steht sie anderen Cloud-Mitgliedern zur Verfügung. Häufig spricht man hier auch von einer Strom-Community.
Die Mitglieder versorgen sich quasi gegenseitig mit klimafreundlichem Strom und machen sich somit noch unabhängiger von den Preisen für Netzstrom. Für den Strom, den ein Mitglied abgibt, erhält er oder sie ein virtuelles Guthaben. Dieses Guthaben kann nach Bedarf verbraucht werden.
Unabhängigkeit erhöhen
Mitglieder einer Stromcloud können ihr Guthaben je nach Anbieter sogar ortsunabhängig nutzen, also auch außerhalb der eigenen vier Wände. So kann der Cloud-Nutzer beispielsweise sein Elektroauto auf dem Weg in den Urlaub mit dem eigenen virtuellen Stromguthaben laden. Ein weiterer Vorteil: Das Stromguthaben kann auch im Winter genutzt werden – normale Stromspeicher bieten keine Speichermöglichkeit über mehrere Monate.
Es ist also theoretisch möglich, sich ganzjährig über seine PV-Erträge mit Strom zu versorgen und so das Maximum aus dem Solarstrom vom eigenen Dach herauszuholen. Gleichzeitig gilt: Der überschüssige Strom wird ins Netz eingespeist, protokolliert und sofort vermarktet. Rufen Cloud-Nutzer dann ihr virtuelles Stromguthaben ab, so beziehen sie de facto den Strom aus dem öffentlichen Netz.
Wirtschaftlichkeit von Stromclouds
Stromclouds überzeugen viele PV-Anlagenbetreiber durch die Steigerung der Unabhängigkeit, dem Beitrag zum Klimaschutz und oft auch durch die unkonventionelle Idee der virtuellen Speicherung. Ob sich eine Stromcloud auch finanziell lohnt, ist individuell unterschiedlich. Die Kalkulation unterscheidet sich je nach gewähltem Anbieter, Tarif und Höhe der monatlichen Grundgebühr. Auch die Einspeisemenge ist relevant.
Ein Beispiel: Die meisten Anbieter zahlen den Stromüberschuss aus. Wer mehr Strom eingespeist hat, als aus der Cloud gezogen wurde, bekommt eine Vergütung. Nutzer, die weniger einspeisen als beziehen, zahlen nach. Wer sich für das Modell Stromcloud interessiert, sollte also im Vorfeld die eigenen Bedürfnisse genau kennen und sich im Zweifel Rat von Energieberaterinnen und Fachexperten für Solarenergie holen.
Aus dem wahren Leben: Ein Blick in die App, die Stromclouds oft begleitet. Übers Jahr wurde ein Großteil des erzeugten Stroms ins Netz gespeist und damit dem virtuellen Stromguthaben zugeschrieben. Aus dem Netz musste nur wenig Energie gezogen werden.