Von Open-Access-Kooperationen profitierten alle, so Grützner und Heer. „Unternehmen, die echte Glasfasernetze bis mindestens in die Gebäude ausrollen und betreiben, können mit der Vermarktung von Vorleistungen die Auslastung auf ihren Netzen erhöhen und zusätzliche Deckungsbeiträge erzielen. Damit lässt sich nicht nur die Refinanzierung der Ausbauinvestitionen beschleunigen, es werden auch Mittel für weitere Ausbauprojekte generiert“, erläutert Heer. „Nachfragende TK-Anbieter können ihre Kunden auf der Basis hochleistungsfähiger und skalierbarer Vorleistungsprodukte individuell über dedizierte Bandbreiten mit Triple Play-Angeboten mit Sprache, Internet und Fernsehen in exzellenter Qualität versorgen, ohne selbst in einen parallelen Netzausbau investieren zu müssen“, ergänzt Grützner. „Es profitieren aber auch die Endkunden: Sie erhalten vom Anbieter ihrer Wahl die jeweils beste verfügbare Leistung“, sind sich die beiden Geschäftsführer einig.
Für die Realisierung dieser Open-Access-Kooperationen, bei denen auf Anbieterseite u. a. die BUGLAS-Unternehmen wilhelm.tel, M-net, NetCologne sowie die Deutsche Glasfaser und auf Nachfragerseite die VATM-Unternehmen 1&1, Vodafone und Telefónica Vorreiter sind, sind eine technische Plattform zur Netzzusammenschaltung, eine Order-Schnittstelle zur automatisierten Abwicklung der Geschäftsprozesse sowie entsprechende Vertragswerke notwendig. Darüber informierte die gemeinsame Infothek von BUGLAS und VATM die mehr als 60 Teilnehmer aus der Branche in gewohnt kompakter Form.
Die große Bedeutung der Plattform zur Netzkopplung betont Dr. Jürgen Hernichel, Vorsitzender der Geschäftsführung von VATM-Mitglied 1&1 Versatel: „Bei der Versorgung Deutschlands mit Glasfaser muss nachhaltig und vernetzt gedacht werden: Mittel- bis langfristig werden einzig Glasfaseranschlüsse bis ins Gebäude – FTTB/H – den Bandbreitenbedarf der deutschen Wirtschaft decken können. Die Erschließung ist eine Mammutaufgabe, die nicht von einem Unternehmen allein geleistet werden kann. Kooperationen und eine funktionierende Open-Access-Landschaft sind notwendig, damit dies gelingt. Mit seiner Open-Access-Plattform leistet 1&1 Versatel gemeinsam mit den Verbänden einen wichtigen Beitrag für die Digitalisierung in Deutschland.“
Know-how und lange Erfahrungen sind die Stärken der Wettbewerber. Als der erste alternative Breitband-Anbieter mit eigenem bundesweiten Netz verfügt VATM-Mitglied QSC über jahrzehntelange Expertise beim Betrieb von Breitband-Technologien. Zudem sorgt eines der modernsten Kernnetze in Deutschland mit einer Bandbreite von bis zu 100 Gbit/s für Dienste-Übertragung in Hochgeschwindigkeit. „QSC hat als einer der ersten Anbieter eine reibungslos funktionierende Open-Access-Plattform entwickelt, die die Zusammenschaltung auch unterschiedlichster Breitbandnetze mit unterschiedlichsten Anforderungen ermöglicht“, so Jürgen Hermann, Vorstandsvorsitzender der QSC AG. „Damit ist QSC ein idealer Wholesale/Wholebuy-Partner für NGA-Zugangsnetzbetreiber und -Wiederverkäufer, die ihre Geschäftstätigkeit auf zusätzliche Dienste und regional ausweiten wollen.“
Dank dieser Plattformen und der engen Zusammenarbeit mit regional starken Unternehmen können heute Glasfaseranschlussnetze schnell und unkompliziert ausgerollt werden. Das VATM-Mitglied vitroconnect als dritter Plattformanbieter ermöglicht es Anbietern und Nachfragern, einfach und schnell Wholesale- und Wholebuy-fähig zu werden. Vor fünf Jahren hat vitroconnect im Kundenauftrag die ersten Open-Access-Projekte realisiert. Inzwischen gibt es eine Vielzahl von Partnern. „Mit unserer Carrier-Aggregation-Plattform unterstützen wir unsere Partner individuell: von der Nutzung standardisierter Schnittstellen bis hin zur Steuerung interner Produktionsprozesse“, sagt Daniel Redanz, Geschäftsführer von vitroconnect.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, sagen Grützner und Heer: „Zentrale Voraussetzung, dass Kooperationen dieser Art überhaupt funktionieren können, sind spezielle Technologie-Schnittstellen, deren Entwicklung der BUGLAS und der VATM seit Jahren befördert haben.“ Stand heute wurden bereits fast 180 unterschiedliche Zertifikate über diese erfolgreiche, langjährig im Markt etablierte Plattform ausgestellt. Die Kernkompetenz von Mitglied XConnect ist die Kommunikation zwischen den Carriern und deren Verbesserung. Dazu gehören die standardisierten Schnittstellen wie Rufnummernportierung, Anbieterwechsel über WBCI, Leitungsbestellung und Entstörung über WITA und S/PRI und als neuestes Produkt die Ticketing-Plattform. Die Ticketing-Plattform ersetzt den E-Mail-Verkehr, der derzeit noch zur Deeskalation und Entstörung zwischen den Carriern ausgetauscht wird. Zurzeit arbeiten Vodafone, 1&1, Telefónica und M-Net mit dieser Plattform. „Hier ist die komplette Marktdurchdringung geplant“, erklärt Elmar Körner, Geschäftsführer der XConnect. „Außerdem profitiert der Markt von einem Portal für Endkundenvertragspartner – EKP –, das wir kostenfrei zur Verfügung stellen. Dort sind derzeit bereits knapp 500 EKP registriert.“
„Diese wichtigen Schnittstellen stehen jedem interessierten Unternehmen zur Verfügung“, ergänzen Grützner und Heer: „Und zwar unabhängig von Verbandsmitgliedschaften oder Zusatzverträgen. Wir sind sicher, dass viele weitere Kooperationen zugunsten der Wirtschaft und der Bürger entstehen werden.“
„Wir sind froh, dass wir seit 2012 auch in der Zusammenarbeit mit der Deutschen Telekom bei der Entwicklung der Schnittstellen WBCI und S/PRI eine belastbare Basis für die Kooperationen entwickelt haben. Die Schnittstellen werden kontinuierlich fortentwickelt“, sagt Andre Rochlitzer (1&1 Telecom GmbH), Sprecher des Arbeitskreises Schnittstellen und Prozesse.
Zeitgleich zur heutigen Infothek ist die Homepage www.ak-schnittstellen-prozesse.de im neuen modernen Design online gegangen. Hier finden sich viele interessante und alle notwendigen Informationen für Anbieter, Nachfrager und generell Interessierte rund um die Schnittstellen und das Thema Kooperationen. Dazu gehören Einzelheiten zu den Schnittstellen, den verschiedenen Lizenz- und Dienstleistungsmodellen, der Ablauf des Zertifizierungsprozesses und die Preise, aber auch u. a. Experteninterviews, Pressemitteilungen, Veranstaltungstipps und aktuelle Zahlen.