„Der Ende der vergangenen Legislaturperiode eingeführte Digitalisierungszuschuss deckt nur etwa ein Prozent der Problemfälle ab und kommt aufgrund komplizierter Verfahren um Jahre zu spät. Für rund eine Million Menschen brauchen wir mit höchster Priorität einen schnellen und unkomplizierten Digitalisierungszuschuss, bis der Glasfaserausbau realistischerweise erfolgen kann“, lautet die klare Forderung von VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. Wie leistungsfähig die Satelliten-Technologie heutzutage ist, belegt eine aktuelle Studie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) (Bewertung der Leistungsfähigkeit von Internet über Satellit).
Die bisherige Begrenzung der Voucherlösung (Digitalisierungszuschuss) auf extreme Randlagen im Sinne der Förderrichtlinie kann die Lage nur für ganz wenige Bürgerinnen und Bürger verbessern. „In 99 Prozent der Fälle geht die Hilfe an den dringenden Sorgen der Menschen vorbei, die aufgrund begrenzter Baukapazitäten auch mit der neuen Gigabit-Förderung noch auf viele Jahre hinaus kein ausreichendes Internet für Homeoffice und Homeschooling zur Verfügung haben werden“, sagt Grützner. Auch die Durchführung des entsprechenden Verfahrens für den Digitalisierungszuschuss sei viel zu langwierig konzipiert. „Für viele betroffene Anschlüsse gab und gibt es so nicht die versprochene schnelle Digitalisierungshilfe“, warnt Grützner.
„Aus Sicht des VATM müssen wir jetzt bei der Digitalisierung Gas geben und dürfen niemanden zurücklassen. Die Chance einer schnellen und unbürokratischen Versorgung per Satellit müssen wir nutzen – wie in den USA, die fast eine Milliarde Dollar in die Anbindung entlegener Gebiete steckt und wo sich Unternehmenschefs wie Musk und Bezos einen Wettstreit um die innovativste Technologie liefern. Deutschland und Europa dürfen nicht Zuschauer bleiben, sondern müssen bestehende und neue Technologien konsequent nutzen“, so der VATM-Geschäftsführer.
Und der Satellit kann was. Er ist eine echte Alternative und kann auch bisher schlecht angebundene Regionen mit stabilem Internet versorgen. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Untersuchung von Informatikern der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft und Raumfahrt (DLR) und der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Geostationäre Satelliten sind laut Studie für viele Anwendungen gut geeignet. „Unsere Studie zeigt, dass die wichtigsten Anwendungen für Homeoffice und Homeschooling stabil und sicher möglich sind", erklärt Jörg Deutschmann vom Lehrstuhl für Rechnernetze und Kommunikationssysteme an der FAU. „Dazu gehören unter anderem Telefon- und Videokonferenzen, Datei-Downloads, E-Mails, Internetsurfen und Video-Streaming.“ Über Satelliten im Geostationärem Erd-Orbit (GEO) sind hohe Datenraten von bis zu 100 Mbit/s möglich. Nur bei latenzkritischen Anwendungen, wie zum Beispiel interaktiven Online-Spielen oder bestimmten VPN-Anwendungen können Satellitenanbindungen nicht immer die gleiche Performance wie andere Internetanschlüsse liefern.
Eine neue Form des Satelliten-Internets bieten seit kurzem sogenannte Megakonstellationen, eine große Anzahl an Satelliten in niedriger Umlaufbahn von einigen hundert Kilometern. Satelliten-Megakonstellationen wie Starlink sind mit schnellem DSL oder LTE vergleichbar und aktuell noch im Aufbau. Hierbei müssten laut Untersuchung die Leistungsfähigkeit und Preisentwicklung weiter beobachtet werden.
Ganz aktuell zeigt die Vereinbarung von Telekom und VATM-Mitgliedsunternehmen Eutelsat einmal mehr die wachsende Relevanz der heutigen hochmodernen und leistungsfähigen Satelliten. Die Telekom will Haushalten in entlegenen Gebieten ab Ende 2021 Sat-Internet von Eutelsat anbieten. Dass die Versorgung sehr gut funktioniert, hat sich laut den beiden Unternehmen etwa im hochwassergeschädigten Swisttal-Heimerzheim bestätigt (Telekom und Eutelsat kooperieren).