Neben Cybersecurity ist diese Behörde auch für die IT-Systeme in Estland zuständig, vor allem aber für das eID-Programm. Digitale Ausweise für alle 1,34 Millionen estländischen Bürger, eingeführt ab 2002, geben allen Bürgern von Geburt an eine digitale Identität. Mit diesen Ausweisen können sich die Esten aber nicht nur online identifizieren, im Internet wählen und die Steuererklärung einfach abgeben. Es haben sich mittlerweile mehr als 5.000 öffentliche sowie private Dienste entwickelt, zum Beispiel im Finanzsektor oder der medizinischen Versorgung, die eine sichere Identifizierung der Bürger erforderlich machen.
Auch Unternehmen profitieren ganz direkt von der Digitalisierung, nicht nur durch vereinfachte Verfahren, sondern auch bei der Abwicklung von mehr als 500 Millionen Transaktionen pro Jahr.
Sicherheit und Vertrauen in diese Technologien sind dabei die zentralen Elemente, die auch in Estland nach anfänglicher Skepsis für heute breite Akzeptanz sorgen. Über 97 Prozent der Einwohner Estlands nutzen regelmäßig die damit verbundenen Möglichkeiten. Die Behörde schätzt die Einsparung durch die Vereinfachung öffentlicher Dienste auf zwei Prozent des Bruttoinlandsprodukts – deutlich wachsend.
Möglich wurde dieses eID-Programm nicht zuletzt durch eine flächendeckende und hochleistungsfähige Mobilfunk-Infrastruktur, die im Wettbewerb ausgebaut wurde, sowie den unbedingten Willen, die Möglichkeiten der Digitalisierung zum Wohle der Wirtschaft und der Bürger zu nutzen. Estland steht bei zahlreichen internationalen Rankings an der Spitze, z. B. auch beim wichtigen Digital Economy and Society Index 2018 (DESI) der EU-Kommission, der am 18. Mai 2018 veröffentlicht wurde. Deutschland schafft es bei der Digitalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft nur auf Rang 14.
VATM appelliert an Bundesregierung
Der VATM appelliert an die Bundesregierung, mit dem digitalen Umbau der Verwaltung als Schrittmacher für die Zukunft zu fungieren und allen Bürgern die Chancen und Möglichkeiten der Digitalisierung nahezubringen. Neben einer leistungsfähigen Gigabit-Infrastruktur gehören dazu die innovativen Dienste insbesondere der öffentlichen Hand, die in Estland und vielen anderen Ländern den Durchbruch für den Schritt in die Gigabit-Gesellschaft gebracht haben.
Der VATM besucht vom 20. bis 22. Juni 2018 mit seinen Mitgliedsunternehmen Tallinn, um in Treffen mit den dortigen Institutionen mehr über das digitale Erfolgsrezept Estlands zu erfahren. Neben Treffen mit den Ministerien, der Digitalisierungsagentur, lokalen und landesweiten Kabel-, Glasfaser- und Mobilfunkanbietern sowie der estnischen Wirtschaftsförderung steht am heutigen Donnerstag auch ein Besuch beim deutschen Botschafter auf dem Programm.