„Die entscheidende Frage ist aber, wie wir dieses ambitionierte Ziel erreichen. Ein ganzes Jahr nach der Wahl liegt noch kein schlüssiges Konzept der Bundesregierung vor. Nur durch eine vorausschauende Strategie, die den eigenwirtschaftlichen Ausbau aller ausbauenden Unternehmen fördert und in unwirtschaftlichen Gebieten eine möglichst unbürokratische Breitbandförderpolitik ermöglicht, werden wir die Ziele erreichen“, appellierte Witt nachdrücklich.
Den enormen Aufholbedarf beim Ausbau von FTTB- und FTTH-Anschlüssen schön zu reden und auf eine vergleichsweise gute 50 Mbit/s Versorgung hinzuweisen, gefährde Arbeitsplätze und Deutschland als zukunftsfähigen Wirtschaftsstandort. So würden statt der versprochenen 100 Prozent gerade im ländlichen Bereich bis Ende 2018 nicht einmal 60 Prozent der Bürger mit 50 Mbit/s versorgt sein. „Das Vectoring-Versprechen der Telekom hat dem ländlichen Raum kaum etwas gebracht. Dies zeigt wieder einmal, dass Monopole der falsche Weg sind, um Infrastrukturinvestitionen voranzubringen. Stattdessen sollten wir klar auf Wettbewerb setzen und die Unternehmen unterstützen, die moderne Open-Access-Glasfasernetze bauen“, forderte der VATM-Präsident.
Die Ergebnisse der IW-Untersuchung „Der Weg zur Gigabitgesellschaft – Handlungsempfehlungen für eine wettbewerbsorientierte Migration zu einer flächendeckenden Gigabitversorgung in Deutschland“ erläuterte Hanno Kempermann, IW Consult, vor hochkarätigen Gästen aus Politik und Ministerien im Dachgarten-Restaurant des Deutschen Bundestages. Unterstützend informierten auch Dr. Anselm Mattes, DIW econ aus Berlin, und Dr. Christian Wernick, WIK Consult aus Bad Honnef, über die richtige Weichenstellung für den Gigabit-Ausbau.
Aufbauend auf den Studien der drei Wirtschaftsforschungsinstitute hat der VATM drei Kernpapiere mit konkreten Handlungsschritten für die anstehende Transformation von Megabit zu Gigabit erarbeitet, die ebenfalls vorgestellt wurden.
- Zehn Punkte umfassen die Handlungsempfehlungen des VATM, damit die Transformation von kupferbasierten Technologien auf moderne Glasfaserinfrastrukturen gelingen kann, die reale Gigabit-Bandbreiten bei Unternehmen und Kunden ermöglicht.
- Neben einer schnellen Schließung weißer Flecken und prioritärem Ausbau von Gewerbegebieten und Schulen liegt die größte Herausforderung in einem schlüssigen Konzept für einen klar strukturierten Ausbau der sogenannten „grauen Flecken“. Dies sind große Gebiete in Deutschland, die zwar eine 50 oder 100 Mbit/s Versorgung aufweisen aber von Gigabit noch – sozusagen „kilometerweit“ – durch alte Telekom-Kupferleitungen und Vectoring getrennt sind. Wie hier der eigenwirtschaftliche Ausbau gestärkt, der geförderte Ausbau verbessert und der Steuermitteleinsatz sinnvoll begrenzt werden kann, zeigen die sechs „VATM-Eckpunkte für das zukünftige Förderregime und den eigenwirtschaftlichen Ausbau“.
- Wie die Nachfrage gestärkt werden kann, erläutert der VATM in seinem dritten Kernpapier „Wie Voucher beim Umstieg auf FTTB/H helfen“. Von Vouchern können der Mittelstand auf dem Land, Hauseigentümer und Mieter gleichermaßen profitieren. Zudem verringerten sie den notwendigen Einsatz von Fördermitteln, da eine höhere Nachfrage den Anteil des eigenwirtschaftlichen Ausbaus erhöhe, betonten die Vertreter der Institute unisono. „Gerade die Vertragsvoucher sorgen für Qualitätswettbewerb und zwingen die Telekom, in echte Glasfaser zu investieren und die Netze der Unternehmen zu nutzen, die statt weitere Jahre noch auf Vectoring zu setzen, zukunftssichere Glasfaser bis zum Kunden schaffen“, freute sich Witt.
Die Gesamtfassung der aktuellen Studie der IW Consult GmbH finden Sie unter der VATM-Homepage und unter folgendem Link:
Die die drei Kernpapiere des VATM
- Handlungsempfehlungen des VATM
- VATM-Eckpunkte für das zukünftige Förderregime und den eigenwirtschaftlichen Ausbau
- Wie Voucher beim Umstieg auf FTTB/H helfen