In Deutschland werden 2016 rund 60,5 Milliarden Euro mit Telekommunikationsdiensten er-zielt. Von den Gesamtumsätzen entfallen 34,1 Milliarden Euro (56,4 Prozent) auf Festnetze und 26,4 Milliarden Euro (43,6 Prozent) auf die Mobilfunknetze (Abb. 1). Der Umsatz des Gesamtmarktes steigt in diesem Jahr um 0,5 Milliarden Euro (+ 0,8 Prozent). Während die Telekom Deutschland im Festnetz ihren Umsatz um 4,2 Prozent auf 14,8 Milliarden Euro und die Kabelnetzbetreiber um 0,2 Milliarden Euro auf 5,4 Milliarden Euro zulegen konnte, sank der Festnetz-Umsatz der TK-Wettbewerber um 0,2 Milliarden (Abb. 2+3). Die Telekom baut im reinen TK-Festnetzmarkt (ohne Kabelnetzbetreiber) mit nunmehr 51,5 Prozent Um-satzanteil ihre Stellung als marktbeherrschender Anbieter aus. Bezieht man die Kabelnetzbe-treiber mit ein, kommt der Ex-Monopolist immer noch auf 43,4 Prozent des im Festnetz er-zielten Umsatzes. Bei weitgehend stabilen Gesamt-Festnetzumsätzen erhöht die Telekom damit seit 2013 ihre Umsätze auf Kosten der Wettbewerbsunternehmen (Abb. 4).
Die Telekom erreicht im Teilmarkt Mobilfunk fast ein Drittel des Umsatzes (30,3 Prozent, 8,0 Milliarden Euro), die Wettbewerber erzielen mit Netzbetreibern und Providern 69,7 Prozent (18,4 Milliarden Euro) (Abb. 2). Damit sinkt der Umsatz der Telekom um 0,2 Milliarden Euro, der der Wettbewerber steigt hier um 0,1 Milliarden Euro.
Knapp zwei Drittel des Branchenumsatzes – 38,0 Milliarden Euro – werden in 2016 mit Privatkunden erzielt werden (Abb. 5). Der Umsatz im Geschäftskunden-Segment nimmt um 0,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu (auf 22,5 Milliarden Euro).
In den Fällen, in denen Wettbewerberunternehmen wegen Vectoring zum Umstieg auf Bitstrom1-Angebote gezwungen werden, nimmt die Abhängigkeit von der Telekom zu und die Wertschöpfung der Konkurrenten ab (Abb. 6). Während die alternativen Anbieter beim Einstiegsangebot für 19,99 € (brutto) basierend auf dem Zugang zur entbündelten Teilnehmeranschlussleitung (TAL), der sogenannten letzten Meile zum Kunden, für Internet-Zugänge bereits über 50 Prozent des Umsatzes an die Telekom als Mietpreis weiterleiten müssen, steigt diese Quote bei Zugängen auf Basis eines virtuellen Bitstrom-Zugangs trotz eines bereits erhöhten Endkundenpreises von 24,99 € (brutto) auf bis zu 83 Prozent. Die Telekom Deutschland kann die Quote ihrer Großhandelsumsätze mit anderen Carriern auf 25,7 Prozent steigern (Abb. 7). „Die verstärkte Vorleistungsabhängigkeit der Festnetzwettbewerber spiegelt sich auch darin wider, dass das Verhältnis der Telekom-Großhandelsumsätze zu den Festnetzumsätzen der Wettbewerber seit 2013 steigt", sagte Prof. Dr. Torsten J. Ger
pott, Gesellschafter der DIALOG CONSULT GmbH und Inhaber des Lehrstuhls für TK-Wirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.
Auch 2016 investieren die Wettbewerber mehr als die Telekom in TK-Sachanlagen. Sie tragen 4,2 Milliarden der insgesamt 8,1 Milliarden Euro (Abb. 8) und damit mehr als die Hälfte. Die alternativen TK-Anbieter investieren dabei insbesondere in den Breitbandausbau auf dem Land.
„Während die Wettbewerber ihre Mitarbeiterzahlen wiederholt steigern, baut die Telekom in diesem Jahr erneut 2.400 Stellen ab", berichtet Prof. Gerpott. Die alternativen Anbieter beschäftigen in 2016 54.800 (2015: 54.500) Mitarbeiter, die Deutsche Telekom 108.000 (2015: 110.400) (Abb. 9).
II. Festnetzmarkt
2016 telefonieren die Kunden der Wettbewerber durchschnittlich rund 193 Millionen Minuten via Festnetz täglich. Seit einigen Jahren nehmen die Sprachminuten, die von den Wettbewerbern vermittelt werden, kontinuierlich ab. Entsprechend ist auch der Anteil von Call-by-Call und Preselection weiter zurückgegangen. Im Jahr 2016 telefonierten die Nutzer dieser Dienste dennoch täglich 13 Millionen Minuten, dies entspricht einem Sprach-Minutenvolumen von fast sieben Prozent bei den Wettbewerbern (Abb. 10). Die Nutzung der Sparvorwahlen in Relation zu den Telekom-Anschlüssen ohne Flatrates entspricht mit 81,9 Verbindungsminuten pro Anschluss und Monat dem Stand von 2012 (Abb. 11). „Die Bedeutung von Call-by-Call hat die BNetzA erkannt und in ihren aktuell in der Konsultation befindlichen Entwürfen zu der maßgeblichen Marktanalyse sowie Regulierungsverfügung erneut eine entsprechende Verpflichtung der Telekom für die nächsten Jahre aufgenommen. Explizit betont die BNetzA die Bedeutung für Wettbewerb, Verbraucher und das spezielle Segment der Geschäftskundenangebote", informiert Prof. Gerpott.
Die Gesamtzahl der Breitbandanschlüsse wächst 2016 leicht um knapp eine halbe Million (+ 1,6 Prozent). Deutlich gewachsen ist 2016 der Anteil der FTTB/H-Anschlüsse, die – wenn auch noch auf niedrigem Gesamtniveau – eine Steigerung von 40 Prozent verzeichneten (Abb. 12). Die Kabelnetzbetreiber verbuchen ebenso wie die Telekom ein Plus von 0,4 Millionen Anschlüssen. Bei den Vorleistungsvarianten Resale legt die Telekom erneut um 0,6 Millionen Anschlüsse zu. Die Wettbewerber verlieren 1,1 Millionen TAL-basierte DSL-Anschlüsse und legen zum Teil aufgrund der Vectoring-Verdrängung bei Bitstrom um 0,6 Millionen zu, so dass „unter dem Strich" eine halbe Million DSL-Anschlüsse wegfallen. Das Wachstum bei den echten Glasfaseranschlüssen (FTTB/H) um 0,2 Millionen Anschlüsse kann diesen Verlust nicht kompensieren. Bei den stationären Breitbandanschlüssen (24,1 Millionen), die nicht auf Kabelnetze zurückgreifen, dominiert die Telekom mit einem Anteil von 69,7 Prozent den Markt (inkl. DSL Telekom Resale).
Telekom Deutschland, Vodafone und 1&1 stellen knapp drei Viertel der Breitbandanschlüsse (Abb. 13; Stand: 30.06.2016). Die Telekom behält Mitte des Jahres 2016 mit 41,4 Prozent Endkunden-Anteil die Spitzenposition am Breitbandmarkt. Nach der Telekom ist Vodafone (inkl. Kabel Deutschland) der zweitgrößte Anbieter. Ihr Anteil liegt mit 5,9 Millionen Endkunden bei 19 Prozent. Auf dem dritten Platz folgt mit 4,2 Millionen Endkunden und 13,5 Prozent Marktanteil 1&1. Dahinter liegen Unitymedia KabelBW (10,3 Prozent) und Telefónica (6,8 Prozent).
Der Bestand der aktiv genutzten Glasfaseranschlüsse bis zum Gebäude des Endkunden steigt in Deutschland laut Studie bis Ende 2016 deutlich auf 791.000 – dies entspricht einem Plus von fast 34 Prozent (Abb. 14). Treiber des Glasfaserausbaus ist eindeutig der Wettbewerb, der in diesem Jahr knapp 90 Prozent aller genutzten FTTB/H-Anschlüsse in den Haushalten zur Verfügung stellt (Abb. 15). Lediglich 10,6 Prozent aller Haushalte beziehen ihren Glasfaseranschluss über die Telekom – das sind nur rund 84.000 Anschlüsse. Betrachtet man die Entwicklung der aktiv genutzten zu den verfügbaren Glasfaseranschlüssen (Abb. 16), so zeigt sich, dass auch 2016 deutlich mehr Haushalte von den Hochgeschwindigkeitsnetzen profitieren könnten. In 2016 wird die Zahl der Glasfaseranschlüsse insgesamt um 590.000 auf 2,7 Millionen steigen, davon genutzt werden immerhin 29,4 Prozent.
Gestiegen ist die Bandbreitgeschwindigkeit, mit der die Verbraucher in Deutschland in diesem Jahr unterwegs sind (Abb. 17). Bei 73,5 Prozent der gebuchten DSL- und FTTB/H-Anschlüsse wird die Übertragungsgeschwindigkeit aus dem Netz Ende des Jahres zwischen 6 und 50 Mbit/s betragen (2015: 69,6 Prozent). Die Nachfrage im mittleren Bereich legt also weiter zu. Im höchstbitratigen Bereich mit über 50 Mbit/s ist die Zahl der Anschlüsse um 1 Million auf 1,7 Millionen gestiegen und hat sich damit im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr als verdoppelt. Damit entwickelt sich dort, wo höchstbitratige Anschlüsse verfügbar sind, durchaus eine Nachfrage.
Ungebremst ist die Steigerung der Daten, die monatlich versendet werden: Das pro Breitbandanschluss und Monat erzeugte Datenvolumen nimmt dieses Jahr um zirka 17 Prozent auf 37 Gigabyte zu (Abb. 18). Das Gesamtvolumen im Jahr wird – mit einer Steigerung um ein Fünftel (20 Prozent) – voraussichtlich 13,8 Milliarden Gigabyte betragen (Abb. 18).
III. Mobilfunkmarkt
Täglich verbringen TK-Nutzer in Deutschland hunderte Millionen Minuten am Telefon – ganz gleich, ob aus dem Festnetz, im Mobilfunknetz oder über Software-Programme auf PC oder Smartphone: Rund 940 Millionen Minuten werden die Kunden der Telco-Unternehmen 2016 täglich telefonieren (Abb. 19). Allein 302 Millionen Minuten davon werden von Mobilfunknutzern gesprochen (2015: 311 Millionen). Dabei nimmt die Zahl der Verbindungsminuten aus Mobilfunknetzen in diesem Jahr erstmals leicht ab, so dass sich auch der einst sehr starke Trend weg vom Festnetz hin zum Mobilfunk insgesamt abschwächt. Die Anzahl der in Festnetzen generierten Minuten geht 2016 auf 388 Millionen Minuten pro Tag zurück (2015: 405 Millionen Minuten täglich). „Die Rückgänge werden nur teilweise über OTT2-Anbieter aufgefangen, die keine Anschlüsse vermarkten", erläutert Studienautor Prof. Gerpott. Offensichtlich wird die Sprachtelefonie trotz einer weiten Verbreitung von Sprach-Flatrates mittlerweile durch andere Kommunikationsformen ersetzt. Software-basierte OTT-Telefonie-anwendungen wie unter anderem Skype können 2016 die Anzahl der täglichen Verbindungsminuten auf 250 Millionen steigern, ein Plus von 19 Millionen gegenüber 2015.
Zum Jahresende wird es rund 128,1 Millionen SIM-Karten der Netzbetreiber in Deutschland geben (Abb. 20). Das sind rund 3,4 Millionen mehr als im Vergleich zum Vorjahr, dabei teilen
sich die drei Mobilfunkanbieter den Markt nahezu gleichmäßig. Der Anteil der Telekom beträgt 32,7 Prozent, Vodafone hält einen Marktanteil von 33,3 Prozent und Telefónica 34,0 Prozent. Fast unverändert ist mit 53,5 Prozent der Anteil der Postpaid-Karten an den SIM-Karten, 2015 waren es 52,9 Prozent (Abb. 21). Mit 8 Milliarden Euro (2015: 8,2 Milliarden Euro) hält die Telekom nach wie vor gut 30 Prozent der Mobilfunkumsätze, gefolgt von Vodafone mit 6,9 Milliarden Euro (26,1 Prozent) und Telefónica mit 6,6 Milliarden Euro (25 Prozent) (Abb. 22). Umsatzsteigerungen konnten auch von Netzbetreibern unabhängige Service Provider wie freenet, 1&1 und Drillisch verzeichnen, die zusammen einen Anteil am Mobilfunkumsatz von fast 19 Prozent halten.
Der Umsatz mit mobilen Datendiensten wird in diesem Jahr 44,7 Prozent (2015: 40,0 Prozent) des Gesamtumsatzes der Mobilfunknetzbetreiber ausmachen. Dieser Non-Voice-Anteil an den Umsätzen im Mobilfunk wächst 2016 im Vergleich zum Vorjahr um 1,2 Milliarden Euro (Abb. 23). Das Gesamt-Datenübertragungsvolumen im Mobilfunkbereich steigt auch in 2016 an – ein Plus in Höhe von 31 Prozent auf 774 Millionen Gigabyte (GB) (Abb. 24). Damit hat sich das Gesamtvolumen seit 2011 mehr als versiebenfacht. Das durchschnittliche Datenvolumen pro SIM-Karte beträgt 2016 mit 510 MB pro Monat voraussichtlich 22,9 Prozent mehr als 2015. 2011 lag dieser Wert noch bei 76 Megabyte.
IV. Markt der Mehrwertdienste in Fest- und Mobilfunknetzen
Bei den Umsätzen mit Auskunfts- und Mehrwertdiensten erreichen alle Wettbewerber zusammen 236 Millionen Euro und damit 53,8 Prozent des Gesamtumsatzes in Höhe von 439 Millionen Euro (Abb. 25). Die Telekom wird in diesem Bereich 203 Millionen Euro Umsatz erreichen. Die Umsätze mit Servicerufnummern nehmen damit auch 2016 ein weiteres Mal ab und zwar deutlich um 9,3 Prozent. Diese Entwicklung ist zum einen dem zunehmenden Informationsangebot im (weitgehend kostenfreien) Internet und zum anderen der nicht mehr vorhandenen Notwendigkeit von Rufnummerngassen mit speziellen Tarifen in modernen NGN-Netzen geschuldet.
Der Umsatzrückgang ergibt sich trotz der unverändert rund 5,0 Millionen Verbindungsminuten zu Auskunfts- und Mehrwertdiensten der TK-Wettbewerber (Abb. 26). Die Nutzung von geographischen Servicerufnummern, die von den Wettbewerbern betrieben werden, wächst 2016 absolut und relativ: 2,4 Millionen Minuten täglich und damit 48 Prozent entfallen auf sie. Die Nutzung der 0180-Nummerngasse bleibt stabil (0,8 Millionen Minuten täglich), die Zahlen für 0800-Servicerufnummern nahezu gleich (1,7 Millionen Minuten täglich). Die übrigen Rufnummerngassen machen zusammen nur 4,0 Prozent der Verbindungsminuten aus.
Dabei favorisieren die Nutzer aus dem Festnetz andere Nummern als Mobilfunknutzer. Pro Tag werden 2016 mit 3,9 Millionen Minuten der Großteil der Servicerufnummern aus dem deutschen Festnetz genutzt (Abb. 27). Aus dem Festnetz werden überwiegend geographische Servicerufnummern angerufen (51,8 Prozent). Im Gegensatz zum Festnetz favorisieren die Mobilfunknutzer die kostenfreien 0800-Rufnummern (48,0 Prozent).
V. Ausblick 2016
TK-Experte Prof. Gerpott geht mit Blick auf die weitere Marktentwicklung davon aus, dass im Jahr 2017 bei den Gesamtumsätzen im TK-Markt erneut mit einem Plus von 1,5 bis 3 Prozent zu rechnen ist. Mit Blick auf die Preisentwicklung sagt er: „Im Festnetz werden aus unserer Sicht keine weiteren Preissenkungen zu beobachten sein, da die Entwicklungen im Vorleistungsbereich keine Senkungen zulassen – im Gegenteil könnte es nach vielen Jahren mit sinkenden Preisen sogar leichte Steigerungen von bis zu 1 Prozent geben. Im Mobilfunkbereich werden die Preise mit 0,8 bis 1,2 Prozent weiter etwas sinken, jedoch nicht mehr so stark wie bislang. Es gilt hier aber: Mehr Leistung für das gleiche Geld."
In regulatorischer Hinsicht werden folgende vier Themen große Bedeutung für die Marktentwicklung in Deutschland haben: 1. gerichtliche Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit der Regulierungsverfügung der BNetzA zu Vectoring im Nahbereich, 2. praktische Erfahrungen bei der Anwendung der GEREK-Richtlinien zur Implementierung von europäischen Vorschriften zur Netzneutralität durch nationale Regulierer, 3. Umsetzung der Verordnung im Hinblick auf Roaming in Mobilfunknetzen und 4. die Weiterentwicklung des europäischen Rechtsrahmens für den TK-Sektor auf Basis der aktuellen Vorschläge der EU-Kommission.
Prof. Dr. Torsten J. Gerpott ist Gesellschafter des Beratungsunternehmens DIALOG CONSULT GmbH und Inhaber des Lehrstuhls für Unternehmens- und Technologieplanung mit dem Schwerpunkt Telekommunikationswirtschaft an der Universität Duisburg-Essen.
Die Vorstellung der TK-Marktstudie in Berlin fand mit freundlicher Unterstützung von Vodafone Deutschland statt.
[1] Der Bitstrom-Zugang ist ein gebündeltes Vorleistungsprodukt, d. h. hier wird nicht nur die Kupferader – TAL – zum Kunden physikalisch zur Verfügung gestellt, sondern auch der Transport der Daten bis zu einem Punkt im Netz, an dem der Wettbewerber diese Daten in das Netz der Telekom einspeisen darf. Hinsichtlich Qualität und Produktgestaltung bedeutet Bitstrom eine deutlich stärkere Abhängigkeit des Nachfragers vom Anbieter als bei der physikalischen Entbündelung.
[2] OTT: Mit Over-the-top (OTT) werden Dienste und Inhalte bezeichnet, die von Unternehmen ohne eigenes Netz über das Internet verbreitet werden. OTT-Anbieter sind z.B. Netflix, Apple, Skype oder Youtube.