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"Wir dürfen die Zukunft nicht in der Kupferhängematte verschlafen"

VATM-Tele-Kompass Berlin-Mitte zum Weg ins Gigabit-Zeitalter / Keine Regulierungsferien / Aufforderung zu gemeinsamem Ausbau mit Open Access / BearingPoint stellt Telco Outlook "20+ Jahre Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte" vor

(PresseBox) (Berlin, )
Gemeinsam mit BearingPoint, einer der bedeutenden Unternehmensberatungen, diskutierten beim VATM-Tele-Kompass Berlin-Mitte Politik, Wirtschaft und Wissenschaft über die Frage „Wo steht Deutschland im europäischen und internationalen Vergleich und wie kann es gelingen, unser Land möglichst schnell aus dem Kupfer- ins Gigabit-Zeitalter zu bringen?“.

Der „Telecommunications Outlook“, den Markus Laqua, Partner und Segmentleiter Communications & Media bei BearingPoint, am Mittwoch vor zahlreichen Gästen vorstellte, zeichnet die Entwicklung der nationalen TK-Märkte in fünf europäischen Ländern (Großbritannien, Frankreich, Italien, Spanien und Deutschland) sowie Südkorea, den USA und der OECD zwischen 1997 und 2016 nach, beleuchtet die wichtigsten Entwicklungen in den Märkten und erlaubt wichtige Schlussfolgerungen für die Zukunft.

„Die analysierten Daten und Ergebnisse zeigen sehr klar, dass die regulatorischen Eingriffe die Märkte durchaus positiv beeinflusst haben: So herrscht u. a. stärkerer Wettbewerb zwischen Incumbents, alternativen Netzbetreibern sowie neuen Marktspielern, was nicht nur zu erheblich stärkerem Druck auf das Preisniveau für TK-Dienste, sondern auch zu Innovationen geführt hat. Dabei muss aber die Regulierung von Endkundenpreisen aus ordnungspolitischer Sicht eine absolute Ausnahme sein“, lautete ein wichtiges Fazit von Laqua.

Heute stünden die Regulierungsbehörden vor zahlreichen Herausforderungen, wie z. B. das Gleichgewicht zwischen klassischen TK- und OTT-Anbietern zu gewährleisten, die Einführung neuer Technologien wie 5G, SDN (Software-Defined Networks) oder NFV (Network Functionality Virtualization) zu fördern und weiterhin für einen fairen Wettbewerb auf den TK-Märkten zu sorgen. So lautete eine seiner Schlussfolgerungen: Regulierung werde nur bedingt in der Lage sein, ein echtes Level Playing Field zwischen TK und OTTs zu schaffen. Eines steht für Laqua aber fest: „Wenn wir den Anschluss an die Industrieländer nicht verlieren wollen, müssen wir viel Glas zum Kunden legen und diese dazu motivieren bzw. incentivieren, die neue Technologie auch zu nutzen.“

„Für die Wettbewerbsfähigkeit unseres Wirtschaftsstandortes wird es entscheidend sein, hier in der Politik nicht nur die richtigen Ziele zu definieren, sondern einen Plan für eine konsequente Umsetzung zu entwickeln. Nur mit flächendeckenden echten Gigabit-Anschlussnetzen werden wir die Digitalisierung von Gesellschaft und Wirtschaft erfolgreich voranbringen“, hob VATM-Präsidiumsmitglied Dr. Christoph Clément, Mitglied der Geschäftsleitung Vodafone Deutschland, in seiner Begrüßung hervor. Mit Blick auf die aktuell schwierige politische Lage sagte er: „Aus Sicht des VATM und seiner Mitgliedsunternehmen wäre es wichtig, möglichst bald eine handlungsfähige Regierung zu haben, die mit der Branche gemeinsam das wichtige Zukunftsthema `Roll-Out von Gigabit-Netzen´ angehen kann.“ Als sehr positiv sehe es der Verband an, dass sich die Parteien in ihren Wahlprogrammen fast durchgängig für flächendeckende Gigabit-Netze ausgesprochen haben. Dabei sei es wesentlich, hierunter ausschließlich echte Gigabit-Anschlussnetze zu definieren, die tatsächlich Gigabit-Bandbreiten in Haushalte und Unternehmen bringen. „Regulierung und Förderung werden mitentscheidend dafür sein, wie weit eigenwirtschaftlicher Ausbau erfolgreich sein wird. Wir setzen auf einen Vorrang des eigenwirtschaftlichen Ausbaus.“

Rund 80 Prozent der gebauten FTTB/H-Anschlüsse kommen von den Wettbewerbern. Der Wettbewerb im Markt, so Dr. Clément, sei der Garant für den Ausbau von Gigabit-Netzen und gleichzeitig für innovative Dienste für Bürger und Wirtschaft. „Damit das auch in der zukünftigen Glasfaser-Welt so bleibt, brauchen wir Open Access“, betonte er. „Mitmachen macht uns schnell – die alte Kupferleitung zu verteidigen, ist zwar aus Unternehmenssicht legitim, aber macht uns langsam.“

„20 Jahre Liberalisierung sind ein voller Erfolg“

Auch für Hans-Joachim Otto, Sprecher für Internet, Medien und Kultur im FDP-Bundesvorstand, stand in seiner Keynote fest: „Ja, wir müssen schneller und besser werden, in der Kupferhängematte würden wir die Zukunft verschlafen.“ Den Rückstand beim Glasfaserausbau müsse und werde Deutschland aufholen können – aber nur mit klarem ordnungspolitischen Kompass und dem Vertrauen in Markt und Wettbewerb. 20 Jahre Liberalisierung seien ein voller Erfolg. Die Öffnung des Marktes habe zu „segensreichem Wirken von Wettbewerb“ geführt. Diese Erfolgsstory müsse fortgeschrieben werden.

Gigabit-Netze bis 2025 und Open Access

Deutschland braucht Gigabit-Netze bis 2025, Open Access und eine intelligente Förderpolitik, darüber waren sich die Panelisten Dr. Christoph Clément, Markus Laqua, Hans-Joachim Otto sowie Prof. Dr. Bernd Holznagel, Direktor des Instituts für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht, (ITM) der Universität Münster, Stefan Schnorr, Abteilungsleiter Digital- und Innovationspolitik im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie, sowie Nadine Schön MdB, stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, und Wolfram Rinner, Geschäftsführer der GasLINE, einig. Für Open Access und gegen Regulierungsferien plädierte klar auch Prof. Holznagel. Denn es sei letztlich die Deutsche Telekom, die entscheide, wann Vectoring abgeschaltet und zu Glasfaser gewechselt würde.

Dr. Clément und Rinner unterstrichen, wie wichtig es sei, dass eigenwirtschaftlicher Ausbau Vorrang vor Förderung haben müsse. Stefan Schnorr wies darauf hin, dass letztlich die künftige Bundesregierung über die Ausgestaltung eines Förderprogramms und der Deutsche Bundestag über die Finanzmittel entscheiden müssen. Natürlich wolle man bis Ende 2025 Glasfaser und damit auch „as soon as possible“ anfangen. Die Förderrichtlinien müssten zuvor mit allen relevanten Stakeholdern intensiv abgestimmt werden. Auch die europäischen Rahmenbedingungen dürften hier nicht außer Acht gelassen werden. Rinner warnte, dass man aufpassen müsse, dass nicht zu viel gefördert werde. Verfahren sollten beschleunigt und Bürokratie abgebaut werden. Besonders positiv nahmen der VATM und seine Gäste Schnorrs Aussage auf: „Mit dem Bundeswirtschaftsministerium wird es eine Verschlechterung des Netzzugangs für Dienste nicht geben.“

Der „Telecommunications Outlook 2017 – 20+ Jahre Liberalisierung der Telekommunikationsmärkte“ von BearingPoint steht Ihnen im Anhang dieser Mail als pdf-Datei zur Verfügung.

Der 19. VATM-Tele-Kompass fand in Kooperation mit BearingPoint und mit freundlicher Unterstützung von Gastgeber Vodafone Deutschland in Berlin statt.

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