Beide Preisträger haben die Jury mit mutigen Lösungen überzeugt, die den Menschen im Büro einen permanenten Informationsfluss ermöglichen, die Kommunikation aber auch in geordnete Bahnen lenken. Sowohl BMW als auch Rehau ist die Symbiose zwischen Produktion und Verwaltung eindrucksvoll gelungen.
BMW Leipzig: Management mitten im Workflow
„Mit dem mutigen Ansatz, Produktion und Administration räumlich zu verschmelzen, hat BMW die Büroarbeitswelt in eine neue Dimension gehoben und gezeigt, dass Produktionsunternehmen mit intelligenten neuen Konzepten für die Büroorganisation auch am Standort Deutschland hocheffizient arbeiten können.“, begründete die Jury ihre Auszeichnung in der Kategorie Großunternehmen. Im Leipziger Werk nimmt das Management unmittelbar am Produktionsprozess teil. Über den Köpfen der Büromitarbeiter bewegen sich auf Transportbändern die Automobile in allen Stadien ihrer Fertigung - vom Karosseriebau in die Lackiererei, von der Lackiererei in die Montage. Ein steter Fluss von Fahrzeugteilen bahnt sich, von neonblauen Leuchten angestrahlt, fast lautlos seinen Weg durch die Büros.
Auch das Werk selbst symbolisiert das Miteinander von Produktion und Administration. Entworfen von der Londoner Stararchitektin Zaha Hadid ragt der blitzförmige Bau wie ein Keil zwischen den Produktionsstätten hervor und verbindet sie zugleich elegant miteinander. Hadid übersetzte mit diesem Entwurf eine fortlaufende Bewegung in Architektur. Die zentrale Botschaft: Dynamik und Innovation setzen voraus, dass Ideen und Informationen ständig im Fluss sind. Deshalb ist das Bürokonzept von Transparenz und Offenheit geprägt. 650 Angestellte arbeiten im Open-Space-Büro. Der Arbeitsplatz des Chefs steht mitten im Raum, die Mitarbeiter arbeiten alle an gleichen Schreibtischen und ziehen sich zur konzentrierten Arbeit und zu längeren Besprechungen in transparente Think Tanks zurück. Ziel des ungewöhnlichen Konzepts ist eine Just-in-Time-Produktion, die es Kunden ermöglicht, noch sechs Tage vor der Fertigstellung ihres Wagens eine völlig neue Ausstattung zu bestellen. Dazu bedarf es der intensiven Kommunikation, die es erlaubt, auftretende Probleme schnell und ohne Rücksicht auf Hierarchien zu lösen. Der Blick in die Produktionsabläufe hält dabei das Management unmittelbar auf aktuellem Stand.
rehauwork: maßgeschneiderte Details für die Projektarbeit
In der Kategorie Mittelstand geht die Auszeichnung an den oberfränkischen Kunststoffverarbeiter Rehau. Das Architektenduo Michael Weber und Klaus Würschinger hat für das in 50 Ländern der Welt tätige Unternehmen unter der Bezeichnung „rehauwork“ eine Bürowelt geschaffen, die nicht nur die Arbeitsprozesse der Mitarbeiter aufgreift, sondern auch sehr ästhetisch und fast wohnlich wirkt. Die Wünsche und Anforderungen der Mitarbeiter an ihre neuen Arbeitsplätze wurden ausdrücklich berücksichtigt. „Das Rehau-Management“, so urteilte die Jury, „hat bei der Planung der neuen Büros seinen Mitarbeitern vorgelebt, dass konsequentes Prozessdenken und Qualitätslösungen nur dann möglich sind, wenn man anderen auch zuhört. Damit hat das Unternehmen enorm an Innovationskraft gewonnen.“
Nach Produktgruppen und Kunden ausgewählte Projektteams aus Technikern, Kalkulatoren und Logistikern arbeiten in einer ehemaligen Porzellanfabrik an Gruppenschreibtischen zusammen. Der Informationsaustausch innerhalb der Projektteams ist heute deutlich schneller und zielgerichteter im Vergleich zu früher, als die Mitarbeiter der verschiedenen Abteilungen noch in getrennten Büros und sogar unterschiedlichen Gebäuden gearbeitet haben. Die Berücksichtigung der Mitarbeiterwünsche führte zu einer Reihe maßgeschneiderter Lösungen, darunter Besprechungstische von neun Metern Länge und drei Metern Breite, auf denen die Techniker ihre Baupläne problemlos ausbreiten können, Schrankwände mit ausziehbaren Schubladen, in denen selbst große Kunststoffteile noch Platz finden, sowie Schränke, deren Türen sich dank modernster Hubtechnik in Pinnwände zum Aufhängen von Konstruktionsplänen verwandeln lassen.
Neben diesen praktischen Details ging es vor allem darum, möglichst vielfältige Raumsituationen für ein intelligentes Wechselspiel aus Kommunikation und konzentriertem Arbeiten zu schaffen. Den Mitarbeitern stehen zahlreiche offene wie geschlossene, aber stets durch den Einsatz von Glaswänden transparent gehaltene Besprechungsplätze zur Verfügung. Daneben gibt es kleinere, acht Quadratmeter große so genannte Cockpits, in die sie sich zurückziehen können. Herzstück der Bürolandschaft ist eine großzügige Lounge mit bequemen Ledersesseln und niedrigen Cocktailtischen, direkt daneben befindet sich eine Cafeteriazone mit langen Tischen, an denen die Mitarbeiter gemeinsam essen, aber auch Besprechungen abhalten können. Designermöbel und eine dezente Farbgestaltung sorgen für eine angenehme Atmosphäre, weiche Oberflächen wie mit Filz bespannte Schränke vermitteln Wärme.
Die Jury
Die Jury bestand aus Stefan Baron, Chefredakteur der WirtschaftsWoche; Prof. Dr. Dipl.-Ing. Gunter Henn, Architekt BDA; Dr. Stephan Scholtissek, Sprecher der Geschäftsführung Accenture Deutschland; Michael Stoschek, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Brose Gruppe; Dr. Bodo Wiegand, Leiter des Lean Management Instituts; Jochen Witt, Vorsitzender der Geschäftsführung der Koelnmesse GmbH und Dieter Boch vom Institut für Arbeitsforschung und Organisationsberatung (iafob).
Ausstellung in Passage 10/11 der Orgatec
Die ausgezeichneten Projekte werden während der Orgatec in der Passage zwischen den Hallen 10 und 11 präsentiert.