Diese Sonderrolle von E.On komme in der öffentlichen Wahrnehmung zu kurz: "Wir werden manchmal nicht als normales Unternehmen wahrgenommen, obwohl wir es sind", sagt Bernotat der WirtschaftsWoche. "Der Begriff Versorger ist irreführend, der bringt uns in die Nähe einer Verwaltung. Das sind wir aber nicht. Wir müssen uns an den Regeln des internationalen Kapitalmarktes orientieren und nicht am öffentlichen Recht. Wir müssen eine angemessene Rendite erwirtschaften."
Bernotat wehrt sich im WirtschaftsWoche-Gespräch gegen Kritik an den hohen Strompreisen. "Es macht keinen Spaß als Abzocker tituliert zu werden", sagt Bernotat. "Im Ranking der Rendite deutscher Unternehmen stehen wir auf Platz 78 in Deutschland. Wir erzielen also keine Überrenditen oder Übergewinne." Zudem sei die Annahme falsch, in der liberalisierten Energiebranche müssten die Strompreise automatisch sinken: "Der Staat hat die Dividende der Deregulierung abgeschöpft", sagt Bernotat. "Die Politik wollte marktwirtschaftliche Verhältnisse und die haben wir heute. Wir orientieren unsere Preise am Markt. Wir haben in Deutschland intensiven Wettbewerb, weit mehr als in Italien, Spanien und vor allem in Frankreich. Wir werden weit mehr Wechselbereitschaft bei den Kunden erleben", sagt Bernotat.
Bernotat fordert auch die Schaffung einer großen europäischen Strombörse: "Ich hätte nichts dagegen, wenn die Leipziger Strombörse mit der Pariser Börse fusionieren würde und eine neue Börse für Zentraleuropa zum Beispiel in Paris entstehen würde", sagt Bernotat. "Dann wären die deutschen Energieunternehmen auch aus dem mit nichts zu begründenden Verdacht heraus, die Börse in Leipzig zu manipulieren."