Der Börsenpreis, also der Preis für die an der Strombörse EEX gehandelte Ware "Strom" bestimmt den Strompreis für Industrie-Endverbraucher zu rund 57%, während die Netzkosten sich in ihm nur zu ca. 16% wieder finden. Wer also Einfluss auf den Strompreis für Endverbraucher in Deutschland nehmen will, muss sich auf die Stromerzeugung fokussieren.
Die VIK-Studie von 2006 zeigt beispielhaft, dass eine um 20% des EEX-Spotmarktvolumens erhöhte Stromerzeugung aus Kapazitäten, die vorhanden sind, aber nicht eingesetzt werden, den EEX-Spotmarkt-Preis in Spitzenlastzeiten um bis zu 30% senken können. Also z.B. von etwa 60 Euro/MWh heute auf rund 40 Euro/MWh! Eine enorme Energiekostenersparnis für alle Stromkunden! Voraussetzung dafür ist der Einsatz von vorhandenen, aber am Markt nicht angebotenen Erzeugungskapazitäten, – z.B. gebündelt in der Hand eines neuen, konzernunabhängigen Anbieters, der sich offensiv dem Wettbewerb verpflichtet.
Eine vergleichsweise kleine Angebotserhöhung auf dem EEX-Spotmarkt hätte eine riesige Preis-"Hebelwirkung" auf alle vor- und nachgelagerten Erzeuger- und Großhandelsmärkte. Da der EEX-Spotmarkt nur rund 15% des deutschen Stromverbrauchs abdeckt, entsprächen der auf dem Spotmarkt wirksamen 20%-Impuls-Kapazität nur rund 3% der deutschen Gesamtkapazität. Würde also jeder der vier großen deutschen Stromerzeuger beispielsweise 1 – 2% seiner Erzeugungskapazität in eine fünfte unabhängige "Hand" abgeben, im Wege eines Kapazitäts-Releaseprogramms, wären bereits bedeutende Preiseffekte für den Gesamtmarkt erzielbar: kleine Ursache mit großer Wirkung, ganz ohne den langwierigen, kaum abschätzbaren Weg über neue Kraftwerke!
* Artikel: Gibt es strategisches Verhalten auf dem Strom-Spotmarkt?, Energiewirtschaftliche Tagesfragen 2007 Heft 4, S.8 ff.