Nach der Begrüßung durch den Präsidenten von PROSEC (Progress in Science and Education with Ceramics), des Spezialisten-Netzwerks für Wissenschaft und Fortbildung auf dem Gebiet der Implantologie und zahnärztlichen Restaurationen mit Keramik, Prof. Dr. Dr. h.c. Jörg Strub, ging es um die wissenschaftliche Evidenz von Zirkondioxidimplantaten. PD Dr. Benedikt Spies von der Charité Berlin präsentierte dabei die Fünfjahresdaten einer prospektiven bizentrischen Langzeitstudie mit dem ceramic.implant an den Universitäten Freiburg und Zürich, die mittlerweile schon 7,5 Jahre andauert und es zu einem der bestdokumentierten Zirkondioxidimplantate macht. Dabei brachte er die Entwicklung des Knochen- und Schleimhautniveaus sowie die prothetische Überlebensrate in Bezug zur bestehenden Literatur. Sein Fazit: „Das ceramic.implant zeigt eine hohe Erfolgs- und Überlebensrate bei sehr stabilen Knochen- und Weichgewebsverhältnissen.“ Als Versorgung empfahl er momentan monolithische Restaurationen, um die Gefahr von Chipping und Frakturen möglichst gering zu halten.
Über die chirurgischen und prothetischen Vorteile einer schienengeführten Implantation referierte Dr. Sigmar Schnutenhaus aus Hilzingen. Er zeigte wissenschaftlich und klinisch, wie man mit seinem implantatprothetischen Basiskonzept auch komplexe Brückenkonstruktionen in der ästhetischen Zone mit einer hülsenlosen Bohrschablone und einteiligen ceramic.implants präzise und vorhersagbar bewältigen kann.
Wie Chirurgie und Prothetik im Team funktionieren, zeigten Prof. Dr. Felix Koch und Dr. Thomas Schneucker aus Wiesbaden. Anhand klinischer Fälle demonstrierten sie ihr abgestuftes interdisziplinäres Diagnostik- und Planungsprotokoll für einteilige keramische Implantate. Ein eigens entwickeltes Keramikimplantat-Indikations-Schema (KISS) gibt dabei im Vorfeld Aufschluss über den Schwierigkeitsgrad der geplanten Implantation.
Dr. Michael J. Tholey, Leiter des Technischen Service bei VITA Zahnfabrik, erklärte, wie der erprobte Bauplan von Seeigelstacheln zur Inspiration für den implantatgerechten Restaurationswerkstoff VITA ENAMIC wurde. Ein porös gesinterter Feldspatkeramikblock wird bei der Herstellung mit einem Polymer infiltriert. Daraus ergibt sich analog zum Aufbau eines Seeigelstachels ein duales Netzwerk, das in der Lage ist, Kaukräfte zu absorbieren und Mikrorisse in der Keramik an den Grenzflächen zum Polymer zu stoppen. Gerade bei den starr im Knochen verankerten Implantaten sorgten der zahnähnliche Biegemodul und das duale Netzwerk damit für einen nachhaltigen Restaurationserfolg.
Der Frage „Wann und wieso sind Keramikimplantate eine sinnvolle Ergänzung unseres Therapiespektrums?“ widmete sich Dr. Carolin Stolzer von der Universität Hamburg. Denn Titan sei nicht ausnahmslos für jeden Patienten die richtige Lösung. Zirkondioxidimplantate zeigten im Vergleich zu Titanimplantaten eine günstigere Biokompatibilität, was bei Patienten mit entsprechender Risikokonstellation bedacht werden sollte. Mit einem positiven Titansimulationstest und einem erhöhten genetischen Entzündungsgrad steige das Risiko für einen Titanimplantatverlust.
Auf klinisch und wissenschaftlich hohem Niveau bot der vitaclinical-Workshop einen hochkarätigen Einstand für den DGI-Kongress und für diejenigen, die mehr wissen wollten über metallfreie, vollkeramische Implantologie.