Durch die Eigenschaften der elektromagnetischen Strahlung können diese auch im Vakuum – z.B. bei Trocknungsprozessen – eingesetzt werden. Hierbei kommt der Vorteil der berührungslosen Erwärmung hinzu. So lassen sich Produkte erwärmen, die sich nicht zur Erwärmung durch Wärmeleitung eignen.
Die Vötsch Industrietechnik GmbH entwickelte das weltweit erste Industriesystem für Mikrowellenaushärtung, VHM Hephaistos. Der Name Hephaistos steht für High Electromagnetic Power Heating Automated Injected STructures Oven System. Es handelt sich um ein international patentiertes System, das sich durch eine hexagonale Prozesskammer auszeichnet und vor allem für Lightweight Composite Strukturen eingesetzt wird. Sie stellt den idealen Körper für eine homogene Feldverteilung dar und ist somit die Voraussetzung für eine optimale Temperaturverteilung. Durch die verlustfreie und direkte Übertragung der Energie, unabhängig von der Atmosphäre im Rezipienten, werden gegenüber konventionellen Methoden die Prozesszeiten um ca. 50 % reduziert und Energieeinsparungen von bis zu 75 % erreicht.
Die Hephaistos Hybrid Anlage, eine Kombination aus Mikrowelle und Konvektion, ist eine Weiterentwicklung, die sich für Trocknungsprozesse im Frischluftbetrieb sogar nach EN 1539 eignet. Ein reiner Umluftbetrieb ermöglicht eine Prozesstemperaturüberlagerung für zusätzliche Erwärmung von Tooling oder Materialoberfläche. Außerdem gibt es eine modulare Drehdurchführung für bewegte Bauteile im Batch Betrieb, die rotierende oder axiale Bewegungen erlaubt.
Kontinuierliche Prozesse oder ein One-piece-Flow sind ein wesentlicher Bestandteil des Lean Manufacturing. Als dritte Variante von Hephaistos ermöglichen Durchlaufsysteme eine schnelle Wärmebehandlung von Bauteilen bis hin zu Schäumprozessen. Durch die drei Varianten Hybrid Anlage, modulare Drehdurchführung und Durchlaufsystem ergibt sich ein großes Anwendungsgebiet.
Eine moderne Hybrid Anlage mit Drehdurchführung und Durchlaufoption steht für Versuchszwecke bei unserem Kooperationspartner KIT Campus Nord, Institut IHM zur Verfügung. Dort können die unterschiedlichen Technologien getestet und Ihre Prozesse optimiert werden.
Mikrowellen sind hervorragend für das Aushärten von Verbundwerkstoffen geeignet. kohlefaserverstärkte Verbundwerkstoffe (CFK) werden aufgrund ihres Leichtbaupotentials zunehmend in der Luft- und Raumfahrtindustrie, sowie in der Automobiltechnik eingesetzt. Sie finden sich aber auch in Tennisschlägern und Fahrradrahmen wieder.
Es ist eine hohe Feldhomogenität erforderlich, um diese hoch-qualitativen Produkte und Materialien auszuhärten. Bei den Verbundwerkstoffen umgeht die Mikrowelle durch die Volumenheizung die schlechte Wärmeleitung des Fasergeleges. Damit können bei geringem Energieverbrauch hohe Heizraten in dem Bauteil direkt durch die Mikrowelle erzeugt werden. Eine schnellere, effizientere und preiswertere Produktion von Verbundwerkstoffen wird damit möglich.
Die Mikrowellen-Technologie bietet zusätzlich zur Luftfahrt- und Automobilindustrie weitere Anwendungsfälle, z.B. das Trocknen von Filterpatronen oder das Verkleben von Laminaten. Generell lassen sich viele Trocknungs- und Erwärmungsprozesse energieeffizienter und schneller mit dieser Technologie umsetzen. Dazu gehören das Aushärten von Kunststoffen, das Vulkanisieren von Gummi sowie das Herstellen von Polymer-Schäumen. Auch in der Keramikindustrie werden Mikrowellen zur Trocknung und Sinterung eingesetzt.
Im Hephaistos-Mikrowellensystem ist es möglich, mit den heute verwendeten Betriebsmitteln wie zum Beispiel Werkstoffen, Formen und Beschickungssystemen arbeiten zu können. „In unserer Mikrowellenanlage ist es möglich, metallische Werkzeuge und Systeme einzusetzen, ohne das bekannte Blitzlichtgewitter durch eine inhomogene Feldverteilung zu erzeugen“, erklärt Reiner Wiesehöfer, Leiter des Produktbereichs Wärmetechnik der Vötsch Industrietechnik GmbH.