Fast alle VOI-Mitglieder auf ihren eigenen und den vom Verband unterstützten Partner-Ständen konnten auf der CeBIT 2017 mehr Besucher als schon im ohnehin guten Jahr 2016 verzeichnen. Auch die Qualität der durchweg gut informierten Fachbesucher ist weiter gestiegen. So verwundert es nicht, dass die Branchenaussteller im VOI-Umfeld und der Verband selbst mit der am Freitag zu Ende gegangenen Veranstaltung sehr zufrieden sind. Als klassische B2B-Frühjahrsmesse zur Anbahnung von Geschäften für die zweite Jahreshälfte bewährt sich die CeBIT in ihrer jetzigen Form also durchaus auch weiterhin. Dies gilt insbesondere für Anbieter mit beratungsintensiven Produkten und Leistungen, die mit dem auf Business ausgerichtetem Publikum genau die gewünschte Zielgruppe erreichen.
Mit einiger Überraschung wurde dann auch die während der CeBIT von der Deutschen Messe verkündete Neuausrichtung der Veranstaltung zu einem emotionalen Innovationsfestival ab 2018 aufgenommen. Nur eine Handvoll großer Aussteller wurde offenbar vorab über die tiefgreifenden Änderungen informiert. Alle anderen erfuhren davon aus der Presse und natürlich auch durch die dann sehr schnell um sich greifende Mundpropaganda. Die hierdurch ausgelöste angeregte Diskussion zwischen den Ausstellern aus dem Branchenumfeld des VOI führt zu einem ersten Meinungsbild.
Die Zielsetzung der Deutschen Messe, den früheren CeBIT-Geist durch mehr Emotion, mehr Innovation und mehr Identifikation mit aktuellen Themen der Digitalisierung im aktuellen Zeittrend eines Events neu zu entfachen, wird von einer Mehrheit der Branchen-Aussteller durchaus begrüßt. Mehr technologie-begeisterte junge Menschen auf den Ständen, in den Gängen oder auch gerne einem zentralen Campus sowie neue spannende Formate für die Präsentation von beispielsweise zukunftweisenden Geschäftsprozess-Lösungen würden eine CeBIT zweifellos bereichern. Die Verschiebung der Veranstaltung in den Juni, ganz kurz vor dem Beginn der Ferienzeit, steht hingegen nicht nur allen derzeit etablierten Vertriebsprozessen im B2B-Umfeld entgegen, sondern sorgt auch gleichzeitig für einen klaren Bruch in der erfolgreichen CeBIT-Geschichte. Die neue CeBIT ist insofern in der Tat ein sehr mutiger Neuanfang, eine Revolution, jedenfalls aber für eine Vielzahl von Ausstellern der Anlass zu einer ebenfalls völlig neuen Bewertung der Veranstaltung.
Kurz nach der Ankündigung der neuen Pläne zeigt sich jedenfalls eine klare Mehrheit der Branchen-Aussteller im VOI-Umfeld in Bezug auf eine Teilnahme an der CeBIT 2018 skeptisch. Für viele ist allein schon die Terminverschiebung zunächst Grund genug, eine Wiederteilnahme in Frage zu stellen. Bei zahlreichen anderen überwiegt derzeit die Sorge, dass die Präsentation von B2B-Themen im allgemeinen Festival-Event-Hype keine hinreichende Berücksichtigung erfährt. Was gut ist für den Anbieter im Kommunikationstechnologiesektor, oder für den Hersteller, der in erster Linie den Konsumenten adressiert, passt noch lange nicht für Anbieter von Produkten und Leistungen, die in erster Linie Unternehmen ansprechen und eine eingehende Beratung erfordern. Von der Deutschen Messe liegen jedenfalls zur zukünftigen Gestaltung und Einbindung des Business-Bereiches d!conomy zum gegenwärtigem Zeitpunkt trotzt Nachfrage leider keine weitergehenden Informationen vor.
Die in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegenen und bereits schon länger bei den B2B-Ausstellern in der Kritik stehenden Messekosten lassen sich zukünftig nur noch dann rechtfertigen, wenn am Ende der Veranstaltung von den Ausstellern auch genügend Geschäftsanbahnungen verzeichnet werden, so dass die Kosten aus den zukünftigen Erträgen abgedeckt werden können. In diesem Zusammenhang wurden dann auch durchaus Befürchtungen laut, dass die Aussteller zukünftig auch noch zusätzlich direkt oder indirekt an den sicherlich nicht geringen Kosten für das geplante Festival-Umfeld beteiligt werden sollen.
Harald Klingelhöller, Vorstandsvorsitzender des VOI, erklärt: „Ein derartig radikaler Neubeginn ist mutig und sicherlich von Vielen nicht erwartet worden. Neue Gruppen, wie z.B. die Generation Y, auf einer mehr emotionaleren Ebene anzusprechen ist richtig. Dennoch hätte eine bessere Kommunikationsstrategie im Vorfeld viel böses Blut vermieden. Viele Aussteller fühlten sich im Vorfeld nicht eingebunden und empfanden die Kommunikation der reinen ‚Idee‘ für die neue Veranstaltung als nicht ausreichend. Hier hat die Messegesellschaft nun die Chance in den nächsten Monaten noch Fakten nachzulegen.“