Eine seiner hervorstechendsten Eigenschaften war seine analytisch-intellektuelle Brillanz. Bezeichnend war nach Abschluss eines Projektes 1988 (Erarbeitung eines Sicherheitskonzepts für ein großes gentechnisches Forschungslabor eines bekannten Pharmaunternehmens) ein Dankesanruf des Leiters der Forschung, der im Gespräch mit Rainer v. zur Mühlen die Frage stellte, wie sich ein so kleines Beratungsunternehmen (damals nur 8 Mitarbeiter) einen so qualifizierten Pharmazeuten für die Sicherheitsberatung leisten könne. Harald Seiffert war kein Pharmazeut, er war Diplomkaufmann, aber immer von Wissensdurst getrieben. Er wollte verstehen, wo und was er berät. Für dieses Pharmaprojekt hatte er für über 600 DM Literatur über Genforschung angeschafft und durchgearbeitet. Er wurde dadurch zum Experten, der auf gleicher Augenhöhe mit den Wissenschaftlern arbeitete und in der Pharmaindustrie zum gefragten Sicherheitsexperten.
Sein Wissensdrang hat auch das Unternehmen geprägt. Er war der Treiber, der in der VZM-Gruppe eine in der Branche recht einmalige Wissensdatenbank aufbaute. Über 30.000 Dateien hat er integriert und sich bei jeder davon überzeugt, dass sie es wert ist, in diese Datenbank aufgenommen zu werden. Jeder Kollege, der sich in ein neues Thema einarbeitet, hat so einen Fundus für effiziente Recherche und kann wie er beim Kunden mit tiefem Vorwissen in die Beratung gehen.
Was ihn auch auszeichnete, war sein Querdenken. Jedes Problem, jeder Sachverhalt wurde so spontan in Teilaspekte "zerlegt", dass immer ganz ungewöhnliche, aber zielführende Fragestellungen und Lösungen daraus erwuchsen. Mit ihm 26 Jahre zusammenzuarbeiten war immer ein intellektuelles Vergnügen. Sein Wissen half allen Kollegen und wurde vor allem auch von neuen Mitarbeitern schnell erkannt und genutzt, und immer stellte er die richtigen Fragen zur Vertiefung der Erkenntnisgewinnung.
Eine Steigerung des Vergnügens der Zusammenarbeit erfuhren seine Kunden und Kollegen durch seinen Humor und seine Schlagfertigkeit. Für jeden Topf hatte er einen Deckel. Teilnehmer an Seminaren, die er gestaltete oder moderierte werden, sich daran erinnern.
In seiner Zeit wurden viele neue VZM-Beratungsprodukte entwickelt. Wenn er ein Thema erkannt hatte, das der Markt braucht, kam er mit ausgereiften Vorschlägen - und hatte durchweg Erfolg. Er musste kaum mehr jemanden überzeugen, seine Erfolge taten dies.
Sein Querdenken half der gesamten Firmengruppe. Denn er dachte in Synergien für die Kunden wie für das eigene Unternehmen. So hatte er auch immer gleich Konzeptideen für Seminare begleitend zu seinen Beratungsfeldern, die er mit der SIMEDIA GmbH genauso umsetzte wie Ideen für Beiträge im Sicherheits-Berater.
Wer sein Büro sah, konnte es nicht fassen. Das scheinbare Chaos war eine stringent strukturierte Wissenssammlung. Jeder Stapel für ein laufendes Projekt. Er fand alles - sofort. Aber auch jetzt nach seinem Tod, da Mitarbeiter seines Arbeitsumfeldes die Projekte reibungslos aufgreifen und weiterführen (sie leisten die erhebliche Mehrarbeit für ihn ganz persönlich), erkennt man die Klarheit seines Denkens, findet seine Notizen, die noch nicht bearbeitet wurden, versteht sie und nutzt sie.
Der Mensch Harald Seiffert reißt eine gewaltige Lücke - auch emotional. Seine Energiegeladenheit charakterisierte einmal seine Sekretärin mit den Worten "Wenn er die Tür aufmacht, kommt die Zarge gleich mit aus der Wand!" Wer ihn gekannt hat behält ein Lächeln.
Alle Mitarbeiter der VZM-Gruppe, von der VON ZUR MÜHLEN’SCHE GmbH über die SIMEDIA bis zur Redaktion des Sicherheits-Berater, empfinden mit seiner Frau und seiner Tochter den herben menschlichen Verlust.
Bildmaterial:
http://www.vzm.de/...
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