Bei Büromaterial oder Autoersatzteilen gehört die blitzschnelle Lieferung schon lange zum Standard und wird von den Kunden als selbstverständlich vorausgesetzt. Bei Rohren, Profilen, Blecher und Trägern aus Stahl oder Aluminium ist das anders: Diese Produkte gibt es in unzähligen Varianten und müssen in vielen Fällen auf individuelle Maße zugesägt oder auf andere Weise bearbeitet werden.
Trotz dieser Vielfalt liefert die in Wien beheimatete Frankstahl Rohr- und Stahlhandels GmbH jeden Auftrag innerhalb von 24 Stunden aus. Die Empfangsorte können dabei sogar auch außerhalb der Alpenrepublik liegen - einzige Voraussetzung für den schnellen Lieferservice ist eine Bestelleingang bis 16:00 Uhr.
In den Hallen von Frankstahl lagern rund 30.000 Artikel. "Der Standort Guntramsdorf bei Wien fungiert dabei als Zentrallager, während im rund 300 Kilometer entfernten Oberndorf bei Salzburg noch ein Satellitenlager mit ?A-Dreher-Artikeln? besteht", erläutert Rochus Herzberger, der als Prokurist bei Frankstahl die gesamte Logistik verantwortet. Ein weiteres Lager soll im Rahmen eines Joint-Ventures für 2008 in der Slowakei in den Logistikverbund integriert werden.
"Der 24-Stunden-Service erfordert bestimmte Rahmenbedingungen", so Herzberger. Dazu zählen ein modernes Warenwirtschafts-System, ausreichende Lagerflächen, ein Rund-um-die-Uhr-Betrieb mit drei Arbeitsschichten und möglichst ein eigener Fuhrpark. Bei Frankstahl sind diese Voraussetzungen gegeben. "Mit 35 eigenen Lkw wird ein Großteil der täglich rund 700 bis 1.000 eingehenden Aufträge mit einem Volumen zwischen 650 und 800 Tonnen bewältigt", berichtet Roman Divoky, der bei Frankstahl die Bereiche Arbeitsvorbereitung, Fuhrpark und Disposition leitet. Etwa 450 Tonnen können mit eigenen Kapazitäten bewegt werden. Darüber hinaus gehende Aufträge wickelt Frankstahl mit Speditionen und Transportunternehmen ab, die auch im Shuttle-Verkehr zwischen Guntramsdorf und Oberndorf eingesetzt werden. Jeden Tag werden rund 15 Tonnen Stahl von Oberndorf nach Guntramsdorf und 75 Tonnen in umgekehrter Richtung transportiert. Für eine möglichst gute Auslastung der eigenen Lkw haben Herzberger und Divoky eine Reihe von Rundläufen konzipiert.
Der Bedarf an Frächtern und sämtliche, optimierte Touren für die eigenen und fremden Fahrzeuge werden durch das Transportmanagement-System PRACAR 3000 der WANKO Informationslogistik erstellt. Die 3 Disponenten in Guntramsdorf und ein Disponent in Oberndorf haben dabei jederzeit die Möglichkeit zu manuellen Eingriffen. Über eine Schnittstelle ist PRACAR an das Warenwirtschafts-System von Wilken (früher SEV) angeschlossen, das bei Frankstahl seit 2005 eingesetzt wird. "Mit dem neuen Warenwirtschafts-System haben wir uns zeitgleich auch für WANKO entschieden, denn wir brauchten eine nahtlos funktionierende Lösung für das Transportmanagement", erinnert sich Herzberger.
Zwischen PRACAR und Wilken gab es bereits eine bewährte Schnittstelle, so dass die Lösung nur noch auf die speziellen Anforderungen von Frankstahl angepasst werden musste. Die Besonderheiten des Stahlhandels waren WANKO aus anderen Projekten bereits bestens bekannt, so dass die Anpassungen und Schulungen in nur drei Monaten komplett abgeschlossen werden konnten. "Für Wanko sprach aber nicht nur die schnelle Verfügbarkeit, sondern auch die gelungene grafische Oberfläche, die leichte Bedienbarkeit und die diversen Auswertungs- und Erweiterungsmöglichkeiten", betont Herzberger.
Ein weiterer Vorteil des Systems ist der hohe Automatisierungsgrad der Abläufe. Liegt zum Beispiel ein Auftrag mit Zielort München vor, prüft das System zunächst, ob die Ware in Oberndorf zur Verfügung steht. Ist dies nicht oder nur teilweise der Fall, wird automatisch ein Transportauftrag zum Vorholen der Produkte aus Guntramsdorf erstellt. Für das übrige Volumen wird ein Kommissionier-Auftrag generiert. ?Wir kommissionieren an beiden Standorten zwischen 9 und 24 Uhr etwa 800 Tonnen Stahl pro Tag?, erklärt Divoky und ergänzt: "Verladen wird der Stahl rund um die Uhr". Dieses Vorgehen hat den Vorteil, dass die Fahrer zu Beginn ihrer Schicht bereits fertig geladene Lkw vorfinden. Durchschnittlich hat jeder Fahrer pro Tour etwa acht bis 14 Abladestellen. Die im Stadtverkehr eingesetzten kleineren Fahrzeuge kommen sogar auf 20 Stopps.
Nach zweieinhalb Jahren bietet das WANKO-System bei Frankstahl noch einige Erweiterungen. Angedacht ist zum Beispiel der Einbau von Bordcomputern und der Einsatz der Telematiklösung PRABORD. Ein entsprechender Test mit zwei Fahrzeugen der Frankstahl-Flotte läuft bereits. Auf diese Weise können auch die Lenk- und Ruhezeiten überwacht und der Soll-Ist-Vergleich automatisiert werden. Im nächsten Schritt soll jedoch zunächst der geplante dritte Standort in der Slowakei in das IT-System integriert werden ? damit steigt auch in Osteuropa das Tempo der Stahl-Logistik.
Marcus Walter
Hintergrund: Frankstahl GmbH
Frankstahl ist ein Komplettanbieter von Kommerz-, Edel-, Blank-, Qualitäts- und Werkzeugstahl sowie Aluminium und Rohzubehör. Der in Wien beheimatete Familienkonzern wurde bereits im Jahr 1880 gegründet und ist mittlerweile in neun Ländern aktiv. Neben Österreich unterhält Frankstahl eigene Gesellschaften in Tschechien, Slowenien, Bosnien, Ungarn, die Slowakei, Kroatien, Rumänien und Bulgarien. Die Gruppe hat im Geschäftsjahr 2006 mit 550 Mitarbeitern einen Umsatz von 267 Millionen Euro erzielt. In Österreich zählt Frankstahl mit 300 Mitarbeitern und einem Umsatz im Jahr 2006 von 161 Millionen Euro zu den führenden Stahlhandelsunternehmen.
Zum Angebot des eigentümergeführten Konzerns zählen auch Weiterverarbeitungs-Schritte wie Sägen, Konservieren, Riefen, Verzinken, PE-Umwickeln und Umstempeln. Die über 30.000 ständig verfügbaren Lagerartikel decken nahezu den gesamten Bedarf der Kunden ab und ermöglichen einen in Österreich konkurrenzlosen 24-Stunden-Lieferservice. Gesichert wird die hohe Lieferfähigkeit durch eigene Lagerkapazitäten von 75.000 Quadratmetern in Österreich (davon sind mehr als zwei Drittel überdacht) und weiteren 125.000 Quadratmetern in den Nachbarländern.