Die BMWi-Wissensbilanz ist als strategisches Managementinstrument ausgelegt, das die immateriellen Vermögenswerte eines Unternehmens erfasst, bewertet und in strukturierter Form ausweist. Zwar sind immaterielle Vermögenswerte als "weiche Faktoren" nur schwer in Zahlen fassbar, für den Unternehmenserfolg jedoch elementar. Derartige weiche Faktoren sind etwa erfolgreiche Kommunikation, Produktinnovationen, gute Beziehungen zu Kunden und anderes mehr. Laut BMWi ergänzt "eine Wissensbilanz die klassischen, finanzspezifischen Geschäftsberichte um bisher vernachlässigte weiche Faktoren und ermöglicht so eine umfassendere, zukunftsorientierte Analyse und Bewertung des Unternehmens".
Die Weidmüller Abteilung Produkt- und Technologie-Entwicklung wurde exemplarisch für eine interdisziplinäre Wissensbilanz im Haus Weidmüller herangezogen ("Unternehmen im Unternehmen"). Mit dem Einsatz des strategischen Instruments sollte das intellektuelle Kapital gezielt dargestellt, Entwicklungspotential aufgezeigt und umsetzbare Maßnahmen abgeleitet werden. Dank der Wissensbilanzmethodik lassen sich gleichermaßen Stärken und Schwächen der immateriellen Erfolgsfaktoren identifizieren und direkte Einflussmöglichkeiten für eine Veränderung evaluieren. Die Wissensbilanz wurde über mehrere Workshops erstellt. Zwei professionelle Berater des Arbeitskreises "Wissensbilanz – Made in Germany" stellte das BMWi kostenfrei zur Verfügung. In den Workshops führen Anwender mit der Toolbox aber nicht lediglich Anweisungen aus, sondern nutzen die Toolbox als Hilfsmittel, um die die relevanten Bestimmungsfaktoren des intellektuellen Kapitals zu bewerten.
In den Workshops konnte die Komplexität der Materie effizient reduziert werden, indem Stärken und Verbesserungspotentiale von PTE gezielt offen gelegt wurden. So verlaufen Geschäftprozesse und Wissensprozesse parallel zueinander. Die Wissensprozesse selbst stehen in Wechselwirkung mit dem intellektuellen Kapital von PTE. Das intellektuelle Kapital wirkt direkt auf die Geschäftsprozesse und bietet demzufolge geeignete Stellhebel, um über sie den Geschäftserfolg positiv zu beeinflussen. Das strategische Instrument Wissensbilanz verdeutlicht hierbei die Zusammenhänge zwischen Wissens- und Geschäftsprozessen sowie dem intellektuellen Kapital und resultiert schließlich in umsetzbare Handlungsansätze.
Allgemein setzt sich das intellektuelle Kapital zusammen aus:
- Humankapital (Kompetenzen, Fertigkeiten, Motivation und Lernfähigkeit der Mitarbeiter),
- Strukturkapital (Strukturen und Abläufe einer Unternehmung),
- Beziehungskapital (Beziehungen zu organisationsexternen Institutionen/Hochschulen, Partnerunternehmen, Lieferanten, Kunden).
In Workshops werden die Einflussfaktoren für das intellektuelle Kapital, die Geschäftsprozesse und Geschäftserfolge definiert und anhand der strategischen Analysemethoden der Wissensbilanz gewichtet. Hierzu dienten eine Quantitäts-, Qualitäts- und Systematik-Analyse, ein Potential-Portfolio und Sensitivitätsanalysen. Als Resultat ergibt sich ein Potential-Portfolio, aus dem sich die für PTE wesentlichen Einflussfaktoren ablesen lassen: Erstens Fach- und Methodenkompetenzen (Humankapital), zweitens (PTE-interne) Kommunikationsstrukturen (Strukturkapital), drittens Kreativität/Flexibilität (Humankapital) und viertens explizite Wissensbasis (Strukturkapital). Diese vier Einflussfaktoren bergen das für PTE größte Entwicklungspotential für gezielte Maßnahmen. Sie gilt es auf- und auszubauen, um das immaterielle Kapital von PTE strategisch weiterentwickeln und die Geschäftserfolge nachhaltig steigern zu können.
Als direkt umsetzbare Maßnahmen können exemplarisch genannt werden: PTE wird erstens das Kompetenzprofil, also die Fach- und Methodenkompetenz, ausbauen und schärfen, zweitens Expertengruppen zu bestimmten Fachthemen bilden und PTE-interne Kommunikationsstrukturen etablieren, drittens dem "Training on the Job" besonderes Augenmerk widmen, also dem Prinzip "Mitarbeiter schulen Mitarbeiter" verstärkt Beachtung schenken und so die Fach- und Methodenkompetenz ausbauen. Das Ziel ist, das vorhandene Wissen innerhalb des Bereichs transparent und verfügbar zu machen. Letzte-res wird im Konzept abteilungsbezogenes Wissensmanagement näher präzisiert und ist bereits eingeleitet worden (Aufbau von Knowledgement-Services; Bildung einer expliziten Wissensbasis).
Als Resümee zieht Ulrich Wallenhorst, Chief Technology Officer (CTO), folgende Zwischenbilanz: "Für unser Projektteam ergab sich zunächst ein Aha-Effekt. Da Mitarbeiter häufig bis auf ein Höchstmaß ausgelastet sind, boten die Workshops - neben der reinen Wissensbilanz - auch die Möglichkeit, eigene Tätigkeiten interdisziplinär und "top-down" zu betrachten. So lassen sich Zusammenhänge und die Bedeutsamkeit einzelner Einflussfaktoren im Gesamtgefüge des Bereichs PTE besser erkennen." Und U. Wallenhorst weiter: "Das konsequente und systematische Vorgehen der Wissensbilanzierung versetzte uns in die Lage, unsere Stärken und Schwächen im Bereich präzise zu erfassen. Hierbei war die professionelle Beratung durch die externe Projektbegleitung besonders wertvoll. Wir werden in ein bis zwei Jahren die Wissensbilanz in Eigenregie erneut durchführen, um die aufgelegten Maßnahmen evaluieren zu können."