Ein herber Schlag für den erfolgsverwöhnten Kultkonzern aus Kalifornien: War Apple bei der Präsentation des iPhone 4 noch mächtig stolz auf die in den Metallrahmen integrierten Antennen, die den Empfang deutlich verbessern sollten, erwies sich diese Lösung nach dem Marktstart als Achillesferse. Der Grund ist simple Physik: Von seitlich links nach oben zieht sich im das Gehäuse einfassenden Metallrahmen die Antenne für Bluetooth, WLAN und GPS; der Rest des Metallbandes ist für den Empfang von GSM und UMTS zuständig. Eine kleine Nahtstelle links unten am Gehäuse trennt die beiden Antennenbänder. Bedeckt man nun diese Nahtstelle zwischen der WLAN- und Mobilfunkantenne mit der Hand oder einem Finger, was beim normalen Gebrauch keine Seltenheit ist, bricht der Empfang des Mobilfunknetzes drastisch ein oder reißt gar komplett ab. Apple gab zu dem Problem ein Statement ab, das wenig überzeugt: Die Anzeige der Feldstärke sei nicht korrekt - hier soll ein Softwareupdate Abhilfe schaffen. Warum es zu Gesprächsaussetzern und gar Abbrüchen kommt, ist mit dieser Theorie freilich nicht erklärt.
connect ging der Sache nun auf den Grund und hat das iPhone 4 in die verlagseigene TESTfactory geschickt und statt des ansonsten üblichen künstlichen Kopfes einen realen Menschen mit in die Messkammer gestellt. Das Ergebnis ist eindeutig: Das iPhone an sich hat eine exzellente Empfangsqualität. Nimmt man es mit den Fingerspitzen in die Hand und hält es an den Kopf, sinkt die Empfindlichkeit in Richtung Freifeld um etwa 5 dB, in Richtung Kopf um etwa 25 dB - was immer noch eine sehr gute Sende- und Empfangsleistung bedeutet und völlig normal ist. Umfasste die Testperson das Gerät allerdings mit der vollen Hand, brach der Empfang auch in Richtung Freifeld um rund 20 dB ein - damit empfängt das iPhone 4 nur noch auf dem Niveau sehr schlechter Handys, es drohen Gesprächabbrüche. Grund für diese deutlich spürbare Verschlechterung der Funkeigenschaften ist, dass durch die Verbindung der beiden getrennten Antennen die hohe Optimierung der für den Mobilfunkbereich zuständigen Antenne verlorengeht. Die Antennenoptimierung im Gigahertzbereich ist eine sensible Aufgabe, da selbst kleinste Außeneinflüsse eine große Wirkung haben können.
Dass dieser Feldstärkeeinbruch nicht etwa auf die Abschattung mit der Hand zurückzuführen ist, wie sie jedes Handy mehr oder weniger beeinträchtigt, zeigte eine weitere Messung mit dem 29 Euro teuren Rahmen namens Bumper, den Apple als Zubehör verkauft. Diese Hülle bedeckt den kompletten Metallrahmen des iPhones, sodass der Nutzer die beiden Antennen nicht mehr per Hautkontakt verbinden kann - und siehe da: Mit Bumper empfängt das iPhone 4 selbst dann fast so gut wie in der Messung mit den Fingerspitzen, wenn man es fest mit der linken Hand umklammert. Die bis dato beste Lösung für das Empfangsproblem lautet daher: Eine Hülle oder einen original Apple-Bumper kaufen, die entsprechende Stelle mit Klebeband abkleben oder das Gerät nur mit spitzen Fingern halten. Das von Apple in Aussicht gestellte Softwareupdate wird aus connect-Sicht an dem Problem nichts ändern. Den Einsatz eines Bumpers empfiehlt übrigens auch Apple als Abhilfe bei Empfangsproblemen.
Die vollständigen Labormessungen, noch mehr technische Infos und das Testergebnis für das neue iPhone 4 finden Sie in der nächsten connect 9/2010, die ab 6. August am Kiosk liegt.