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Ingres wettert gegen Sun-Übernahme von Oracle

Bertram Mandel von Ingres im Interview mit Ulrich Klein, Autor des Online-Portals magnus.de

(PresseBox) (Poing, )
Oracle hatte im April angekündigt, Sun Microsystems für 7,4 Milliarden Dollar (rund 5,2 Milliarden Euro) inklusive Schulden zu übernehmen. Ende August machte die US-Kartellbehörde den Weg einer Übernahme von Sun durch Oracle frei (magnus.de berichtete), während die EU-Wettbewerbshüter Anfang September Bedenken gegen die geplante Übernahme anmeldeten. In einer vertieften Prüfung soll nun geklärt werden, ob der Deal gegen EU-Wettbewerbsrecht verstößt. (magnus.de berichtete).

magnus.de wollte es genauer wissen und hat den Geschäftsführer des Datenbank-Anbieters Ingres, Bertram Mandel, zur Branchenstimmung befragt.

magnus.de: Wie Sie erwähnt haben, sind die Oracle Technologie-Preise gestiegen. Finden Sie die Erhöhung unangemessen?

Bertram Mandel: "Absolut unangemessen - aber nicht überraschend. Denn darauf beruht das Business Modell von Oracle: technologische und kommerzielle Abhängigkeit. Man muss sich fragen, welche zusätzlichen Leistungen Kunden eigentlich für diese massiv gestiegenen Preise erhalten. Aber zudem kommt die Frage auf, wie sich solch eine Preiserhöhung erklären lässt, vor allem vor dem Hintergrund, dass Oracle im Rahmen der Bilanzpressekonferenz eine operative Marge von 51 Prozent ausgewiesen hat. Wird diese Marge etwa von Anwenderunternehmen, die derzeit mit Maßnahmen zur Kostensenkung, Schließungen, Entlassungen oder ähnlichem beschäftigt sind, mitfinanziert?"

magnus.de: Warum hat die Europäische Kommission bei dieser Übernahme bezüglich des Wettbewerbs auf dem Datenbankmarkt Bedenken geäußert und weshalb teilt das amerikanische Justizministerium diese Bedenken nicht?

Bertram Mandel: "Wir glauben schon, dass die Zeit bis zur Übernahme zwar durch die Europäische Kommission um einen Zeitfaktor "x" verlängert wird, aber letztendlich die Übernahme dadurch nicht wirklich gefährdet ist. MySQL nimmt hinsichtlich Umsatz und Marktanteil einen deutlich geringen Stellenwert ein. Oracle hingegen hat eine dominante Stellung bei Datenbanken für den Bereich der unternehmenskritischen Transaktionsanwendungen. MySQL spielt, wenn überhaupt, in diesem Segment eine untergeordnete Rolle. Laut Gartner oder Forrester ist die einzige OS Datenbank, die unternehmenskritische Anwendungen ermöglicht, die Ingres Datenbank. Aus diesem Grund wird durch den Zusammenschluss kein marktbeherrschendes Element entstehen - außer Oracle würde massiv in die Entwicklung und Transaktionsfähigkeiten von MySQL investieren - aber das ist wohl eher fragwürdig."

magnus.de: Mit welchen Kosten muss ein mittelständisches Unternehmen bei der Einführung einer Datenbank rechnen und wie würden sich die Preise beispielhaft unterscheiden?

Bertram Mandel: "Datenbanken unterstützen Applikationen. Daher werde ich in den Vergleich die Middleware und Entwicklungsumgebung mit einbeziehen.Für einen Stack, bestehend aus Oracle JDeveloper, BEA, Oracle DB auf Basis von Oracle Unbreakable Linux auf einer modernen Hardware (4 CPUs, je 8 Cores) betragen die Kosten im ersten Jahr 1,4 Millionen US-Dollar und in drei Jahren 1,92 Millionen US-Dollar. Die vergleichbare Alternative hierzu bestehend aus Eclipse, JBOSS, Ingres auf Basis von RHEL und würde hingegen lediglich 39.000 US-Dollar im 1. Jahr beziehungsweise 118.000 US-Dollar in drei Jahren kosten. Darüber hinaus sind die Exitkosten oder auch versteckten Kosten, wie Novation Fees, zu berücksichtigen, die bei Oracle zu Buche schlagen würden. Ingres kennt keine Zusatzkosten, weder für Multicore noch für Webanwender und Extramodule."

magnus.de: Welches sind die Befürchtungen der MySQL- und Java Entwickler und sind diese berechtigt?

Bertram Mandel: "Die Unsicherheit ist zu spüren. Wie sieht die Zukunft aus? Sowohl ISVs, als auch Systemintegratoren und Reseller, die sich einst bewusst für MySQL als Alternative zu Oracle DB entschieden haben, müssen ihre Entscheidung überdenken. Vielen geht es um weit mehr als um die Wahl der Datenbank-Technologie. Themen wie partnerschaftliche Zusammenarbeit, Vertrauen oder auch Verlässlichkeit spielen eine große Rolle. Die Entwickler haben bereits den Verlust der Kernkompetenzträger verschmerzt, die bereits zu Sun Zeiten MySQL verlassen hatten. Es ist schwer vorstellbar, wie gerade Oracle diesen Trend umkehren soll. Sehr fraglich ist auch, warum Oracle in MySQL-Features investieren sollte, die bereits mit der Cash-Cow Oracle Datenbank angeboten werden. Konkurrenz belebt das Geschäft - aber im eigenen Portfolio?"

magnus.de: Welche Strategie verfolgt Ingres angesichts der Oracle-Übernahmepläne von Sun?

Bertram Mandel: "Wir wollen einfach weiterhin ein verlässlicher Partner für Kunden und Geschäftspartner sein. Dass unsere Datenbank verlässlich ist, haben auch die Marktforschungsinstitute Gartner und Forrester bestätigt. In ihren Reports steht schwarz auf weiß, dass die Ingres Datenbank die einzige Open Source Alternative zu Oracle ist.Ingres konnte sich bereits in den letzten beiden Jahren über das wachsende Interesse seitens der Endkunden und im Besonderen auch aus den Reihen der ISVs freuen. Dieser Trend wird durch die Ankündigung nur verstärkt. Zusätzlich stellen wir ein wachsendes Interesse seitens Technologieunternehmen fest, die Oracle nun nicht mehr als Partner, sondern als Mitbewerber empfinden."

magnus.de: Wir danken für das Gespräch

Über das Ingres Datenbank Management System

Ingres Corporation ist Anbieter von "Open Source Datenbank Management Software" (DBMS) und Support-Services. In ihrer Historie war die Ingres-Datenbank Erzkonkurrent von Oracle. Laut Wikipedia konnte sich Ingres wegen günstiger Lizenzierungskosten gegen die Dominanz von Oracle behaupten. Mit der Begründung, die Leistungsfähigkeit von Ingres sei vergleichbar mit anderen großen DBMS, seien vor einigen Jahren die Lizenzgebühren stark angehoben worden, wodurch ein Hauptvorteil gegenüber Oracle verloren gegangen sei. Ab Version Ingres r3 wurde das DBMS als Open Source Software freigegeben.

Interessierte finden das Interview auf magnus.de unter folgendem Link:
http://news.magnus.de/...

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