Ein Großteil des guten Ergebnisses wurde mit dem effizienten Betrieb des Stromnetzes und mit Serviceleistungen für Dritte erwirtschaftet. "Die Bundesnetzagentur hat uns eine 100 prozentige Effizienz des Netzbetriebes und eine sehr gute Versorgungsqualität bestätigt", berichtet Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der WEMAG AG. "Darüber hinaus haben wir die Chancen des EEG bedingten Netzausbaus genutzt und zusätzliche Umsätze mit der Errichtung von Umspannwerken und Netzanschlüssen für Ökokraftwerke erwirtschaftet."
Einen neuen Rekord erreichte die Einspeisemenge aus regenerativen Energiequellen, die 2013 bei 1.618 Mio. kWh gegenüber 1.463 Mio. kWh im Vorjahr lag. Die Einspeisung aus regenerativen Energien hat inzwischen einen bilanziellen Anteil von 86% am Gesamtabsatz des Netzes erreicht. Um den gestiegenen Anforderungen an den Netzbetrieb auch künftig gerecht zu werden, plant die WEMAG die Errichtung einer eigenen Netzleitstelle in Schwerin. Die im WEMAG-Netz installierte Anschlussleistung von EEG-Anlagen lag Ende 2013 bei rund 927 MW, was einem Zuwachs von 140 MW (+18 %) gegenüber dem Vorjahr entspricht. Die damit einhergehende Sanierung und Erweiterung der Verteilnetze führte zu Investitionen von 33,5 Mio. €. Pätzold mahnte abermals die Politik an, eine bundesweite Regelung für die Verteilung dieser Netzausbaukosten zu finden, da diese Kosten bisher von den Kunden vor Ort getragen werden müssten.
Mehr Kunden und mehr Kundennähe
Positive Zahlen aus dem Strom- und Erdgasvertrieb konnte der kaufmännische Vorstand Caspar Baumgart vermelden. Zwar ging die verkaufte Menge zurück, doch die WEMAG konnte die Zahl der Kunden deutlich steigern. Ende 2013 wurden 150.000 Stromkunden, davon die meisten mit Ökostrom und 28.000 Kunden mit Erdgas beliefert. Insgesamt konnte die WEMAG 15.000 Neukunden aus dem gesamten Bundesgebiet gewinnen, vor allem über das Internet als Vertriebskanal. "Das Stromgeschäft bleibt auch in Zukunft margenschwach, daher versuchen wir erfolgreich mit Online-Produkten Umsatzrückgänge auszugleichen", erklärte der Kaufmännische Vorstand. Trotzdem verliere man nicht den Fokus auf die Kunden in der Region und habe beispielsweise mit einem Kundenservicemobil die Erreichbarkeit vor Ort deutlich verbessert, so Baumgart. Auch im Sponsoring werde man den regionalen Fokus beibehalten und weiterhin schwerpunktmäßig die Festspiele Mecklenburg-Vorpommern, den Landeswettbewerb Jugend forscht und die Jugendarbeit des Landesfußball-Verbandes unterstützen.
Hohes Interesse an WEMAG-Stromspeichern
Beim Aufbau neuer Geschäftsfelder wie Energiespeicherung und Elektromobilität konnte die WEMAG Fortschritte vermelden. Der mit 5 MWh aktuell größte kommerzielle Batteriespeicher Europas steht kurz vor der Inbetriebnahme. Das auch international viel beachtete Projekt liegt im Zeitplan und soll am 16. September mit dem Technologielieferanten Younicos in Betrieb genommen werden. Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und Ministerpräsident Sellering haben ihre Teilnahme zugesagt.
Auch der selbstentwickelte ReeVOLT!-Stromspeicher erregte in den vergangenen Monaten hohes Interesse und wurde für verschiedene Fachpreise nominiert und ausgezeichnet. Im April 2014 konnte die notwendige Zertifizierung abgeschlossen werden. Vertrieb und Produktion der bis zu 5 KWh fassenden Haus-Stromspeicher laufen derzeit an, die WEMAG rechnet bis zum Jahresende mit 50 bis 100 verkauften Exemplaren.
Elektrotransporter aus Schwerin
Die WEMAG konnte die im Mai bekanntgegebene Übernahme der Mehrheitsbeteiligung an Karabag Elektroauto abschließen und präsentierte gemeinsam mit dem Partner Linde einen auf Elektroantrieb umgerüsteten Transporter auf Basis des Fiat Ducato. "Elektromobilität wird ihren Durchbruch im Bereich gewerblicher Fahrzeuge erleben", erklärte Maik Manthey, Vice President New Business & Products Linde Material Handling GmbH. "Das Fahrprofil von weniger als 100 Kilometern täglich und zunehmende Luftverschmutzung trotz Umweltzonen qualifiziert den Elektro-Antrieb bei Transportern und Servicefahrzeugen - gerade in Großstädten," so Manthey weiter. Zusammen mit dem von der WEMAG übernommenen Elektroauto-Umrüster Karabag entwickelte der führende Gabelstapler-Produzent Linde einen elektrischen Servicetransporter. Die für die eigene Flotte geplanten Elektro-Fahrzeuge sollen ab Herbst in europäischen Ballungszentren zum Einsatz kommen. Zehn Prototypen, die Linde MH bereits bei der WEMAG geordert hat, werden in Schwerin umgerüstet. Für weitere 200 E-Transporter laufen die Verhandlungen. "Weltweit sind mehr als 7.500 Servicetechniker für Linde Material Handling im Einsatz, etwa zehn bis 20 Prozent davon in Ballungsgebieten. Wir könnten bis zu 1.000 vollelektrische Servicefahrzeuge einsetzen. Es gibt also ein großes Potenzial für CO2-Einsparungen und jederzeit verlässliche Serviceprozesse in den Städten, die emissionsfrei betrieben werden und damit völlig unabhängig sind von Umweltzonen und Fahrverboten", so Manthey.
Linde Material Handling GmbH verfügt über eine mehr als 40-jährige Erfahrung im Bereich Elektroantriebe und hat im Geschäftsfeld Electronic Systems & Drives unter dem Label eMotion mit mehreren Partnern Umrüstlösungen entwickelt. Linde MH Elektromotoren kommen auch in den umgerüsteten Karabag 500e und dem ReeVOLT-Transformationskit zum Einsatz. Künftig plant Linde MH auch in den Vertrieb der e-Ducatos einzusteigen. "Das Interesse an unseren Elektrofahrzeugen hat insgesamt zugenommen," bilanzierte Raymond See, Geschäftsführer Karabag Elektroauto GmbH. "Für private Kunden wird es unter Kostenaspekten zunehmend interessant den Strom für ihr Auto selbst zu erzeugen und gewerbliche Nutzer profitieren künftig bei stärkeren Umweltauflagen", so See und verwies beispielhaft auf London, wo auch einige der E-Transporter zum Einsatz kommen werden.
Partnerschaftliche Strategie für Energiewende
"Die Energiewende bedeutet auch eine Überprüfung und Ergänzung der bisherigen Geschäftsmodelle der Energieversorger", schloss Caspar Baumgart. Das klassische Energiegeschäfte komme zunehmend unter Druck, der Aufbau neuer Geschäftsfelder müsse parallel angegangen werden. Dabei setze die WEMAG verstärkt auf die Kooperation mit Partnern wie Karabag, Linde und Younicos, aber auch auf die Zusammenarbeit mit regionalen Partnern wie der Fachhochschule Wismar auf dem Feld der Mobilität oder der Evangelischen Kirche auf dem Feld der Energieeffizienz und des Klimaschutzes.