Bereits vor ihrer Sitzung haben die Mitglieder der BSPC-Arbeitsgruppe zu Klimawandel und Biodiversität der Ostseeparlamentarierkonferenz die Möglichkeit genutzt, den WEMAG-Batteriespeicher in der Landeshauptstadt Schwerin zu besuchen. „Der 10-Megawatt-Lithium-Ionen-Speicher stabilisiert kurzfristige Schwankungen der Netzfrequenz vollautomatisch mit Regelleistung. Damit kann Wind- und Sonnenstrom in das bestehende Netz integriert werden“, erklärte der WEMAG-Speicherexperte Tobias Struck während der Führung.
Die WEMAG leistet bereits einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der Ziele für die Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen in Mecklenburg-Vorpommern. Derzeit liefern die Erneuerbare-Energien-Anlagen aus dem Netzgebiet der WEMAG eine Gesamtleistung von knapp 2.300 Megawatt (MW). Den größten Anteil haben mit 1.125 MW die Windanlagen und mit 1.000 MW die Photovoltaik-Anlagen. Rein rechnerisch wäre es schon heute möglich, alle Kundinnen und Kunden im Netzgebiet der WEMAG mit Strom aus regenerativer Energie zu versorgen: Gemessen an den Endkunden lag die EEG-Einspeisequote im Jahr 2021 bei 283 Prozent. „Damit liegen wir schon heute über den Vorgaben der Bundesregierung für das Jahr 2050 und wären in der Lage unsere Kunden nur durch Strom aus regenerativen Quellen zu versorgen“, so Thomas Murche, technischer Vorstand der WEMAG. Allein für Photovoltaik-Anlagen lag die Einspeisemenge im WEMAG-Stromnetz im ersten Halbjahr 2022 bei fast 500.000 MWh, im Vorjahreszeitraum wurden 283.000 MWh gemessen.
„Wir machen die Integration der EEG-Anlagen möglich. Um gleichzeitig den zuverlässigen Betrieb unseres Stromnetzes zu gewährleisten, sind umfangreiche Investitionen und Instandhaltungsaufwendungen notwendig. Die Transportaufgabe unseres Netzes steigt. Das erfordert den weiteren Ausbau der Netze in allen Spannungsebenen, der Umspannwerke und der Transformatorenstationen“, erklärte WEMAG-Vorstand Thomas Murche, der auch Gastredner während der Sitzung der BSPC-Arbeitsgruppe im Plenarsaal des Schweriner Schlosses ist. Die Ziele Klimaneutralität und Versorgungssicherheit erfordern die Beschleunigung des Ausbaus von erneuerbaren Energien und des Stromnetzes. „Im Jahr 2021 haben wir 42 Mio. Euro in unser Stromnetz investiert. Um den vielen Anfragen zur Einspeisung von Energie nachzukommen, werden wir bis 2025 etwa noch 330 Mio. Euro in den Netzausbau investieren", so Murche. Als größtes Hemmnis auf diesem Weg erweisen sich die zeitraubenden Genehmigungsverfahren, die zum Beispiel im Onshore-Bereich etwa zehn Jahre in Anspruch nehmen.
„Der Ausbau der erneuerbaren Energien ist aktuell in Deutschland wichtiger denn je, um unabhängiger von Energie-Importen zu werden“, so Thomas Murche. Eine unabhängige Energieversorgung bedeutet gleichzeitig stabilere Energiepreise für unsere Kunden. Solange Energieversorger weiter vom Energieeinkauf und von Importgeschäften abhängig sind, bleiben Preisschwankungen kaum absehbar und müssen in der Preiskalkulation für die Kunden berücksichtigt werden.
Mit Blick auf die drohende Gasmangellage und die Energiepreisentwicklung wies der WEMAG-Vorstand darauf hin, dass ein Wechsel der Verbraucher von Gas auf Strom zu Engpässen im Stromnetz führen kann. Daher bleibe eine unabhängige, klimaneutrale Energieversorgung das übergreifende Ziel. Sie sei nur erreichbar, wenn nicht nur der Ausbau von EE-Anlagen, sondern auch der Netzausbau beschleunigt werden. „Das erfordert ein sofortiges Handeln der politisch Verantwortlichen. Wir brauchen jetzt verlässliche Rahmenbedingungen und Handlungsspielräume, um die Energie der Zukunft zu erzeugen und bis zu den Verbrauchern zu transportieren“, so das Fazit des WEMAG-Vorstands Thomas Murche.