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Europaweit erstes kommerzielles Batteriekraftwerk eröffnet

Großspeicher stabilisiert Netzfrequenz effizienter als konventionelle Kraftwerke

(PresseBox) (Berlin / Schwerin, )
Europas erstes kommerzielles Batteriekraftwerk ging heute im Beisein von Vizekanzler und Energieminister Sigmar Gabriel sowie Ministerpräsident Erwin Sellering erfolgreich ans Netz. Der 5 Megawatt Lithium-Ionen Speicher wurde vom Berliner Netz- und Speicherspezialisten Younicos konzipiert und kommt beim Schweriner Ökostromversorger WEMAG nun zum kommerziellen Einsatz: Mit der vollautomatischen Anlage stabilisiert erstmals in Europa eine eigenständige Batterie kurzfristige Schwankungen der Netzfrequenz mit Regelleistung. So sorgt sie dafür, dass Wind- und Sonnenstrom sicher in das bestehende Netz integriert werden können.

"Der erste wirtschaftlich operierende Batteriespeicher in dieser Größenordnung ist ein wichtiger Schritt zum Gelingen der Energiewende. Gerade im Bereich der Regelleistung zur Stabilisierung der Netzfrequenz können Batterien ihre Stärke ausspielen. Im Zusammenspiel mit Wind und Sonne kann so auch zukünftig die Stabilität des Stromsystems gewährleistet werden. Das Batteriekraftwerk der WEMAG ist deshalb ein gutes Beispiel für das Engagement kommunaler Energieversorger für die Energiewende, welches auch andernorts in Deutschland Schule machen kann", so Bundesminister Sigmar Gabriel auf der feierlichen Eröffnung.

Clemens Triebel, Technischer Vorstand von Younicos, führte dazu aus: "Bislang wird unser Stromnetz größtenteils von inflexiblen Kohlekraftwerken stabilisiert, die dafür aber ein Vielfaches der tatsächlich benötigten Ausgleichsleistung produzieren müssen und die Netze demzufolge mit Strom aus fossilen Energieträgern blockieren. Dadurch wird ungewollt Energie aus Wind und Sonne abgeregelt. Diesen volkswirtschaftlichen Schaden vermeidet unser Batteriepark, weil er sich deutlich schneller und genauer steuern lässt als ein thermisches Kraftwerk."

Younicos hat den Speicher innerhalb von zwölf Monaten schlüsselfertig errichtet. Im Inneren des etwa turnhallengroßen Gebäudes speichern 25.600 Lithium-Manganoxid-Zellen Strom in Millisekunden. Zelllieferant Samsung SDI garantiert die Leistung des Batteriekraftwerks für mindestens 20 Jahre. Fünf, jeweils vier Tonnen schwere Mittelspannungs-Transformatoren verbinden das Kraftwerk sowohl mit dem regionalen Verteilnetz als auch mit dem nahegelegenen 380-kV-Höchstspannungsnetz.

"Unsere 5 Megawatt-Batterie in Schwerin ersetzt das Regelpotenzial einer konventionellen 50 Megawatt-Turbine", erklärte Younicos-Mitgründer Triebel weiter. Thomas Pätzold, Technischer Vorstand der WEMAG AG, ergänzte: "Im Netzgebiet der WEMAG werden bereits mehr als 80 Prozent der verbrauchten Strommengen aus Wind und Sonne produziert - damit sind wir Vorreiter bei den Erneuerbaren. Aus dieser Position heraus begreifen wir es als unsere gesellschaftliche Aufgabe, innovative und effiziente Lösungen für die Energiewende an den Markt zu bringen. Unser Batteriespeicher ist hier doppelt wegweisend: Er ist die technisch beste Lösung, um die naturbedingten Schwankungen aus regenerativer Einspeisung auszugleichen und ist zudem wirtschaftlich sehr attraktiv."

Nach der Anschubfinanzierung durch das Innovationsprogramm des Bundesumweltministeriums in Höhe von 1,3 Mio. Euro rentiert sich der Großspeicher laut Hochrechnungen der WEMAG AG bereits von Beginn an am Primärregelleistungsmarkt. "Zukünftig soll die Batterie darüber hinaus andere Systemdienstleistungen wie Schwarzstartfähigkeit oder Blindleistung bereitstellen. Sie bietet also weitere lukrative wirtschaftliche Perspektiven", so Pätzold.

Ewald Woste, Aufsichtsratsvorsitzender der WEMAG AG und Vorsitzender des Vorstands der Thüga Aktiengesellschaft, fasste zusammen: "Die WEMAG zeigt, dass sich intelligente Kurzzeitspeicher schon heute aus betriebswirtschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht lohnen. Wir sind stolz darauf, die Entwicklung der Speichertechnologien zentral mitzugestalten."

Michael Sterner, Professor für Energiespeicher an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg ergänzt: "Aus Sicht der Wissenschaft ist klar, dass Batteriekraftwerke technisch besonders gut zur Systemstabilität beitragen können. Bei den derzeit stark fallenden Batteriepreisen wirkt ihr Einsatz kostensenkend und ist damit gesamtwirtschaftlich sinnvoll. In der von mir geleiteten Speicherstudie für die "Agora Energiewende", die gestern veröffentlicht wurde, haben wir empfohlen, bestehende Märkte und neue Märkte für Flexibilität technologieoffen zu gestalten und damit den Speichern durch Abbau von Hemmnissen eine faire Chance zu geben."

Hintergrund

Regelleistung ist eine Systemdienstleistung, bei der durch kurzfristige Anpassung der Produktion Angebot und Nachfrage von Strom ins Gleichgewicht gebracht werden. Bisher wird dies hauptsächlich durch konventionelle Kraftwerke geleistet, die sich aber nur sehr ungenau und schwerfällig regeln lassen. So entstehen "Must-run"-Kapazitäten, die laut dem Energieforschungszentrum Niedersachsen schon ab 2017 einen volkswirtschaftlichen Schaden von über 5 Milliarden Euro verursachen. Marktfähige Großbatterien vermeiden dies und machen unsere Energiewirtschaft effizienter. Auch die jüngste Speicherstudie der Denkfabrik "Agora Energiewende" belegt: Batteriespeicher können heute schon Systemdienstleitungen kosteneffizient bereitstellen. Besonders attraktiv sind sie am Markt für Regelleistung.

Über Younicos

Younicos macht Netze und Speicher intelligent - und damit fit für mehr erneuerbare Energien. Unsere Lösungen ermöglichen es, konventionelle Generatoren ganz abzuschalten, wenn genügend Wind- und Sonnenstrom zur Verfügung stehen. Weil die Leistungs- und Energie-Managementsoftware von Younicos Nutzung, Verfügbarkeit und Lebensdauer von Batterien optimiert, gewähren führende Zellhersteller eine 20-jährige Leistungsgarantie auf unsere Batterieparks.

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WEMAG AG

Die Schweriner WEMAG AG ist ein bundesweit aktiver Öko-Energieversorger mit regionalen Wurzeln und Stromnetzbetrieb in Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Gemeinsam mit der WEMAG Netz GmbH ist sie verantwortlich für ca. 15.000 Kilometer Stromleitungen, vom Hausanschluss bis zur Überlandleitung. Privat- und Gewerbekunden beziehen Strom, Gas und Netzdienstleistungen des Energieunternehmens. Regionale Verbundenheit, Umweltschutz und Nachhaltigkeit bestimmen das Handeln der WEMAG AG. So liefert das Unternehmen unter der Marke wemio Ökostrom aus erneuerbaren Energiequellen an alle Haushalte sowie an Sondervertragskunden aus allen Gewerbebranchen und der Landwirtschaft. Seit 2011 werden klimafreundliche Gasprodukte angeboten. Hinzu kommen erhebliche Investitionen in Erneuerbare Energien, Energieeffizienzprodukte und die Möglichkeit der Bürgerbeteiligung über die Norddeutsche Energiegemeinschaft eG. Die WEMAG AG befindet sich seit Januar 2010 im Mehrheitsbesitz der Kommunen ihres Versorgungsgebietes.

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