Im Netzbereich wird dies besonders offensichtlich. "Im abgelaufenen Jahr erzeugten die im Netzgebiet der WEMAG installierten erneuerbaren Energien 1.463 MWh Ökostrom", erklärte Thomas Pätzold, technischer Vorstand der WEMAG AG. "Dies entspricht am Verbrauch gemessen einer Ökostromquote von 80 Prozent. Bundesweit sind es nur 25 Prozent", verglich er. Spätestens für das kommende Jahr rechnet die WEMAG mit einer Quote von mehr als 100 Prozent.
Die dafür notwendigen Investitionen in den Netzausbau würden aber allein von den Stromnetzkunden vor Ort getragen. Pätzold mahnte daher eine Änderung bei der Weiterverteilung der Investitionskosten an: "Wir wollen den Netzausbau. Aber es geht nicht, dass die Kosten alleine von den Bürgern in unserem Netzgebiet getragen werden. Hier muss eine bundesweite Ausgleichsregelung her."
Öko-Strategie wird ausgebaut
Die WEMAG hat seit 2010 einen Strategiewandel vollzogen und sich konsequent ökologisch ausgerichtet. Auslöser waren das Ausscheiden von Vattenfall und die Übernahme der Aktienmehrheit durch rund 250 Gemeinden in Westmecklenburg und der Prignitz. Die Energiewende hat die Richtigkeit des Strategiewechsels bestätigt. Im Kerngeschäft hat sich die WEMAG in Mecklenburg-Vorpommern aber auch bundesweit als Ökostromanbieter positioniert und den Netzausbau auf den Anschluss der vielen neuen EEG-Anlagen ausgerichtet. Daneben werden Zukunftsfelder besetzt: beispielsweise Investitionen in eigene Ökokraftwerke, Energieeffizienz, Energiespeicher und Elektromobilität. Besondere Bedeutung für die Öko-Strategie der WEMAG hat der Aufbau einer eigenen Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien. "Seit 2010 haben wir 18,8 Mio. Euro in die Errichtung von 9,6 MWp regenerativer Erzeugung investiert", erklärte Rolf Bemmann, der diese Investitionen verantwortet. Bis 2015 plane die WEMAG die Investition weiterer 35 Mio. Euro, vorzugsweise in Windparkprojekte. Der Schwerpunkt der Windkraftaktivitäten ist dabei an der Neuausweisung von Eignungsflächen in Mecklenburg-Vorpommern orientiert. In Kooperation mit verschiedenen Partnern, vor allem Gemeinden, der Kirche und anderen Flächeneigentümern, will die WEMAG die Ausweisung von Potenzialflächen vorantreiben. Diese Partner sind aus Sicht der WEMAG Garanten dafür, dass die Wertschöpfung der nächsten Generation von Windparks weitest möglich in der Region verbleibt.
Bürgerbeteiligung
Bei den Anstrengungen zur Energiewende dürften aber die Bürger in der Region nicht vergessen werden, mahnte Vorstandsmitglied Caspar Baumgart. Bürgerbeteiligung realisiert die WEMAG beispielsweise in einer Kundengenossenschaft, durch die Förderung von Bioenergiedörfern und mit Produkten für eine teilweise Eigenversorgung. Bereits seit Herbst 2012 bietet die WEMAG kleine PV-Anlagen für Haushalte an, mit denen 20 Prozent Eigenbedarfsdeckung möglich sind.
Revolutionärer Energiespeicher
Eine besondere Innovation ist der von der WEMAG entwickelte Energiespeicher für den Privatgebrauch. Das kostengünstige Akku-System kann bis zu 5 kWh selbsterzeugten Strom aufnehmen. In Verbindung mit einer passenden Photovoltaikanlage kann so mehr als die Hälfte des Strombedarfs eines Einfamilienhauses aus eigenen Quellen gedeckt werden. Die WEMAG will das System unter dem Namen "ReeVOLT!" noch in diesem Jahr auf den Markt bringen. Eine Innovation ist der modulare Aufbau - bis zu 16 einzelne Akkus können je nach Bedarf in den Speicher eingesetzt werden. So kann der Speicher den Bedürfnissen seiner Umgebung angepasst werden. Dabei handelt es sich um handelsübliche Pedelec-Akkus. "Der ReeVOLT Stromspeicher basiert auf einer revolutionär einfachen Idee. Darum sind wir überzeugt, dass wir damit einen Beitrag zur stückweisen Eigenversorgung leisten können", ist sich Entwicklungsleiter Raymond See sicher. Die technische Entwicklung übernahm das Schweriner Technologie-Unternehmen Hydyne in Kooperation mit dem Schweizer Pedelec-Produzenten BikeTec.
Batteriekraftwerk in Schwerin
Ein Leuchtturm-Projekt ist auch das von der WEMAG mit Younicos geplante Batteriekraftwerk in Schwerin. Mit einer Kapazität von 5 Megawattstunden ist es das bislang größte Projekt seiner Art in Europa. Mit der riesigen Batterie sollen Stromschwankungen aus der unregelmäßigen Einspeisung erneuerbarer Energien ausgeglichen werden. Unterstützt wird das Vorhaben mit einer Anschubförderung durch das Bundesumweltministerium. Finanzieren soll sich der Batteriepark über die Teilnahme am sogenannten Regelenergiemarkt, bei dem die kurzfristige Bereitstellung von Energiereserven vergütet wird. "Mit dem Batterie-Management-System können wir innerhalb von Sekunden auf Schwankungen reagieren und das Stromnetz stabilisieren", erklärte Vorstandsmitglied Thomas Pätzold. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts seien die hohe Quote erneuerbarer Energien und die indirekte Anbindung an das 380-kV-Übertragungsnetz gewesen.
Energiestraße vernetzt Hotels in M-V
"Viele unserer Projekte und neuen Geschäftsfelder wären ohne Kooperationen so nicht möglich", erklärte Caspar Baumgart. Er verwies in dem Zusammenhang auch auf die Zusammenarbeit mit Elektrofahrzeug-Herstellern oder regionalen Hoteliers. Ein gemeinsames Projekt ist die "Energiestraße", die Hotels in Mecklenburg-Vorpommern vernetzen will, um Elektromobilität attraktiver zu machen. "Für uns als klimaneutrales Hotel ist individuelle Elektromobilität ein wichtiges Herausstellungsmerkmal", erklärte Christian Petersen abschließend, der als Geschäftsführer des Schweriner Speicherhotels Gastgeber der Pressekonferenz war und einer der Mitinitiatoren der "Energiestraße" ist.