Herausragende Leistungen bei der Gestaltung und Konstruktion der gebauten Umwelt – stets unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit beziehungsweise der Minimierung von Energie und Materialverbrauch – prägen die Arbeit von Werner Sobek. Auch Lehre, Forschung und gesellschaftliches Engagement nehmen in seinem Schaffen einen breiten Raum ein. All dies hat weltweit zu großer Anerkennung geführt. Am 16. Mai feiert der renommierte Architekt und Ingenieur seinen 65. Geburtstag – und wird genau einen Tag danach den Balthasar-Neumann-Preis für sein jüngstes Werk entgegennehmen, den viel beachteten Testturm von thyssenkrupp in Rottweil.
Werner Sobek gilt international als Vordenker des Leichtbaus und der Nachhaltigkeit. Für sein Lebenswerk wurde er bereits 2015 mit dem Fritz-Leonhardt-Preis geehrt. Nur einen Tag nach seinem 65. Geburtstag nimmt er nun den Balthasar-Neumann-Preis 2018 entgegen. Der Preis, der „herausragende technische und baukulturelle Qualitäten“ auszeichnet, wird am 17. Mai in der Würzburger Residenz verliehen.
Vieles wurde schon zu Werner Sobek gesagt und geschrieben, um das komplexe Denken und Handeln des mit zahlreichen Ehrungen ausgezeichneten Ingenieurs und Architekten zu erfassen. „Werner Sobek ist ein Sonderfall, denn er vereint zwei Welten, die sich normalerweise wie Hund und Katz zueinander verhalten: die des Architekten und die des Fachplaners“, kommentierte die Zeitschrift „baumeister“. Und der Präsident der Ingenieurkammer Baden-Württemberg charakterisierte ihn als „eine charismatische Ingenieurpersönlichkeit, in deren Werk wir die Zukunft des Bauens entdecken dürfen“.
Werner Sobek lebt und arbeitet in Stuttgart; dort ist auch der Hauptsitz der von ihm 1992 gegründeten Firmengruppe, die weltweit für Engineering, Design und Nachhaltigkeit steht; die Werner Sobek Group hat mehr als 300 Mitarbeiter und ist neben Stuttgart auch in Buenos Aires, Dubai, Frankfurt, Istanbul, London, Moskau und New York vertreten. Die Geschäftsführung seiner Unternehmen hat er schon vor Jahren in die Hände der nächsten Generation übertragen. Werner Sobek bringt sich jedoch auch weiterhin als Gestalter, Impuls- und Ideengeber ein, so z.B. jüngst beim Experimentalgebäude UMAR in der Schweiz – eine vollständig auf den Rezyklierprozess im Bauwesen ausgerichtete Wohneinheit.
Den gängigen städtebaulichen Ansatz überwinden
Trotz seines 65. Geburtstages denkt Werner Sobek noch lange nicht an einen Rückzug aus dem aktiven Leben. Er möchte auch in den kommenden Jahren seinen Beitrag zur Gestaltung der gebauten Umwelt von morgen leisten: „Wir stehen vor einem essenziellen Materialproblem, einem Massenstromproblem, einem Verfügbarkeitsproblem. Wir müssen den gängigen städtebaulichen Ansatz überwinden und Lösungen für den entstehenden Bedarf auf Basis der Bevölkerungsexplosion entwickeln“, so der Visionär.
Bauten schaffen, die Bestand haben und emotional binden
Im Vordenken, aber auch im Vorleben Maßstäbe zu setzen, ist Werner Sobek immer gelungen. Er bewohnt mit seiner Familie seit dem Jahr 2000 das R128, ein 12 Meter hohes Einraumhaus aus Glas, das in zahlreichen Veröffentlichungen als das „radikalste Gebäude der Neuzeit“ gefeiert wurde. „Ich habe es gebaut, um auszuloten, was möglich ist und in welche Richtung es gehen soll“, so der Gestalter. Zugleich sind seine Bauten – ebenso wie sein eigenes Haus – weit über das Pragmatische hinaus visionär und in ihrer Transparenz und Materialität „atemberaubend schön“;. Gebäude, die emotional binden und die für nachfolgende Generationen Bestand haben. Er gehe, so sagt er, mit der gleichen Haltung an Bauaufgaben heran, „wie man einen Olivenbaum für die Enkel pflanzt.“
Weiter aktiv in Lehre, Forschung und Ehrenamt
Einen breiten Raum im Schaffen von Werner Sobek nehmen auch Lehre, Forschung und sein ehrenamtliches Engagement ein. Seit 1994 leitet er das Institut für Leichtbau Entwerfen und Konstruieren ILEK der Universität Stuttgart. Darüber hinaus ist er Gründer und Vorsitzender des aed e.V., einer renommierten Initiative zur Förderung von Architektur, Engineering und Design. Der von ihm initiierte Sonderforschungsbereich SFB 1244 der Universität Stuttgart befasst sich mit dem nachhaltigen und ressourcensparenden Bauen von morgen. Werner Sobek steht diesem Sonderforschungsbereich in den ersten vier Jahren als Sprecher vor.
Auch auf ausdrücklichen Wunsch der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft) hat Werner Sobek seine Emeritierung auf das Jahr 2021 verschoben, um den neuen Sonderforschungsbereich in der ersten Förderperiode begleiten zu können.