Während die Mobilitätswende bundesweit diskutiert wird, ist sie in Hannover-Wunstorf bereits einen entscheidenden Schritt vorangekommen. Denn in der niedersächsischen Gemeinde dürfen sich Bewohner*innen und Pendler*innen seit Anfang des Monats über ein kostenloses automatisches Fahrradparkhaus mit 244 sicheren und wettergeschützten Stellplätzen freuen. Der Bikesafe befindet sich direkt an der Nordseite des Wunstorfer Bahnhofs – dem von Pendler*innen aus der Umgebung am stärksten genutzten Bahnhof direkt nach dem Hannoveraner Hauptbahnhof.
Nach eineinhalb Jahren intensiver Bauphase und mehreren Monaten Probebetrieb haben der Wunstorfer Bürgermeister Carsten Piellusch und Ulf-Birger Franz, Verkehrsdezernent der Region Hannover, die Anlage am 2. November 2023 offiziell in Betrieb genommen. Ein Gewinn für die gesamte Region und ein wesentlicher Baustein für ein zukunftsfähiges Mobilitätskonzept. Denn das smarte Fahrradparkhaus ist ein zentraler Bestandteil des Verkehrsentwicklungsplans (VEP) 2035 der Region Hannover – mit dem Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden.
Wunstorfer Bikesafe nutzt innovative Technologie von WÖHR
244 Fahrräder und E-Bikes finden im Wunstorfer Bikesafe gleichzeitig Platz. Um diese große Anzahl an Stellplätzen zu ermöglichen, hat die Gemeinde gleich zwei Exemplare des international bewährten „WÖHR Bikesafe 885“ in Betrieb genommen – mit jeweils acht Ebenen und zwölf Metern Höhe bei einer Grundfläche von gerade einmal rund 36 Quadratmetern pro Turm.
In wenigen Sekunden können Nutzer*innen ihr Rad sicher in einem der beiden „Zwillingstürme“ abstellen und wieder abholen – unabhängig von Größe, Ausführung und Zubehör wie Kindersitz oder Satteltaschen – hier passt jedes handelsübliche Rad mit bis zu 76 Zentimeter Lenkerbreite hinein. Ebenfalls zur Ausstattung gehören Schließfächer sowie Steckdosen für E-Bike-Akkus. Dank der einfachen Nutzung und Bedienung per App ist die vollautomatische Fahrradparkanlage rund um die Uhr zugänglich.
Entwickelt wurde die innovative Konstruktion von der Firma WÖHR Autoparksysteme GmbH. Das schwäbische Traditionsunternehmen, das einst auch beim Autoparken ein Fundament für einen weltweit erfolgreichen Standard legte. Mit der „Parklift“-Reihe wurde das 120-jährige Familienunternehmen ab Mitte der Siebzigerjahre zu einem der weltweit führenden Hersteller für intelligente Parksysteme. Und WÖHR Autoparksysteme GmbH passt sich den Trends der urbanen Mobilität an: Der WÖHR Bikesafe wurde 2015 erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt und ist inzwischen in verschiedenen Ausführungen erhältlich. Die Tower-Variante „Bikesafe 885“, die auch in Wunstorf zum Einsatz kommt, ist in Deutschland unter anderem seit 2020 auf den BOSCH-Firmengeländen Reutlingen und Kusterdingen sowie an weiteren Standorten erfolgreich in Betrieb.
Rund 600.000 gestohlene Fahrräder jährlich allein in Deutschland: Der WÖHR Biketower bietet sicheren, kostenlosen Schutz für Räder und E-Bikes.
Mit seiner kompakten Bauweise löst das neue Fahrradparkhaus das Stellplatzproblem am Wunstorfer Bahnhof auf architektonisch ansprechende Weise und wertet das Gelände optisch auf. Gleichzeitig ist es vor allem für die Nutzer*innen selbst ein echter Gewinn. Denn Radfahrer*innen und Pendler*innen haben so endlich eine einfache und kostenlose Möglichkeit, ihre Räder zuverlässig vor Diebstahl, Vandalismus und Witterung zu schützen. Bei rund 2.800 Euro Durchschnittskosten für ein E-Bike und laut Kriminalstatistik bundesweit rund 600.000 gestohlenen Fahrrädern im Jahr stellt der Bikesafe eine relevante und spürbare Verbesserung der Sicherheit vor Ort dar – und ein weiteres Argument für den Umstieg vom Auto aufs Fahrrad.
Verdoppelung der Fahrradnutzung bis 2030: Mobilitätswende braucht ganzheitliche Lösungen
Mit seinem innovativen, nachhaltigen und zukunftsorientierten Ansatz ist der Wunstorfer Bikesafe mehr als ein Fahrradparkhaus: Er ist ein Musterbeispiel der Mobilitätswende. Denn der Ausbau der Infrastruktur für Fahrräder und E-Bikes ist ein zentraler Baustein zum Erreichen der Klimaziele. Laut Bundesregierung soll sich die durchschnittliche Länge der mit dem Rad zurückgelegten Wege bis 2030 nahezu verdoppeln: von 3,7 Kilometern im Jahr 2017 auf 6 Kilometer. Außerdem soll die Anzahl der Fahrradfahrten pro Einwohner*in deutlich steigen: von 120 auf 180 Fahrten pro Person und Jahr.
Aktuell nutzen bereits 80 Prozent der Deutschen regelmäßig das Rad, für 55 Prozent ist es sogar unverzichtbar. Wenn Radfahren in Zukunft noch attraktiver werden soll, müssen ganzheitliche Lösungen her. Dazu gehören neben einem lückenlosen Ausbau des Fahrradverkehrsnetzes vor allem ausreichend öffentliche Ladestationen für E-Bikes sowie sichere und wettergeschützte Stellplätze an zentralen Punkten und Verkehrsschnittstellen.