Die Hansestadt warb gerne mit dem Argument, 4.000 Windenergie-Arbeitsplätze in den vergangenen Jahren geschaffen zu haben. In Schleswig-Holstein arbeiten allein in der Onshore-Branche über 7.000 Menschen. Im Einzugsgebiet um Husum sind es bereits über 3.500 Stellen entlang der gesamten Wertschöpfungskette, von der Produktion, Projektierung, Finanzierung bis hin zu Betrieb und Service-Wartung. Hamburg hat kein Know-how bei der Produktion und dem Service von Windturbinen. Nicht nur dass diese Schlüsselsegmente fehlen, sie können während einer Messe auch nicht praxisnah vermittelt werden. Im Husumer Gewerbegebiet Ost, nahe dem Messezentrum, sind dagegen große wie kleine Windkraftunternehmen angesiedelt. Neben der Firmenzentrale für den Vertrieb Deutschland des Windkraftanlagenherstellers Vestas haben Service-Firmen wie Hansen Windtechnik und die Wind Energie Service Technik (WEST) ihren Sitz. Auch das international tätige Bildungszentrum für Erneuerbare Energien (BZEE) und die WKN AG sind dort ansässig. Letztere gehört zu den größten Projektentwicklern in Deutschland mit zahlreichen internationalen Standorten.
"Unsere Geschäftspartner mögen die Stadt und die zahlreichen Events rund um die Husum WindEnergy", bestätigt Catrin Petersen, Leiterin Kommunikation & Marketing bei der WKN AG. "Auch die Veranstaltungen in unserem Headquarter werden während der Messe von unseren Partnern gern in Anspruch genommen." Auch Andreas Eichler, Leiter des Vertriebs Deutschland bei Vestas, bestätigt das einmalige Umfeld der Husumer Leitmesse. "Rund um Husum befinden sich zahlreiche Windtestfelder mit den neuesten Anlagentechnologien. Beispielsweise haben wir einen Standort, wo wir unser aktuellstes Modell, die V112, dem Kunden direkt vorführen können. In der Hansestadt wäre so etwas undenkbar", bekräftigt Eichler.
Des Weiteren wurde dem Husumer Messeteam fehlende Erfahrung im Umgang mit einem solchen Großevent vorgeworfen. "Welche Messe hat denn eine längere Erfahrung und Tradition als die Husumer, die bereits 1989 startete?", fragt sich Ruth Brandt-Schock, Leiterin der Unternehmenskommunikation des Windkraftanlagenproduzenten Enercon. "Unser Unternehmen ist seit Jahren auf der Husum WindEnergy sowie auf der Hannover Messe vertreten und wird das auch weiterhin tun. Eine dritte Messe ist vollkommen unnötig und verwirrt die Branche und unsere Kunden. Wir werden deshalb auf bewährte Angebote zurückgreifen und in Hamburg nicht ausstellen."
Der windcomm schleswig-holstein e. V. und seine Mitglieder hoffen nun, dass zeitnah eine Lösung erarbeitet wird, denn die jetzige Situation schadet dem Ansehen der deutschen Windbranche international. "Ein solcher Streit schwächt den deutschen Messestandort. Andere europäische Messegesellschaften warten nur auf eine solche Gelegenheit", gibt Matthias Volmari zu bedenken. Bereits in den Jahren 2002, 2004 und 2006 hatte Hamburg eine Windmesse organisiert. Ohne Erfolg. Deshalb ist Volmari sicher, wo die größte Windmesse der Welt über das Jahr 2014 hinaus stattfindet: "Natürlich in Husum, denn das wollen die Kunden!"