Der Auftakt war ein echter Paukenschlag! US-Präsident Barack Obama reiste zur Eröffnung der Hannover Messe, der weltweit größte Industriemesse, in die niedersächsische Landeshauptstadt - und alles war ein wenig anders. Camouflage statt Krawatten, Kugelsicheres statt feiner Zwirn, die Anwesenheit des Präsidenten und der deutschen Kanzlerin stellte das Messe-Protokoll auf den Kopf. Obamas Auftritt diesseits des Atlantiks hat gute Gründe: Die USA werben als diesjähriges Partnerland der Messe verstärkt um ein Engagement deutscher Unternehmen und ganz konkret um Akzeptanz für das transatlantische Freihandelsabkommen (TTIP).
Trotz des präsidialen Wirbels, trotz eines Streiks am Dienstag, der den gesamten öffentlichen Nahverkehr in und um Hannover lahm legte und trotz des eingeschränkten Bahnverkehrs durch Gleisarbeiten herrschte in den Hallen fast normaler Messebetrieb. Aber eben nur fast. Die Halbzeitbilanz der Teilnehmer auf dem Gemeinschaftsstand der Region Nordschwarzwald fällt durchwachsen aus. „Man merkt doch, dass die Messe aufgrund der schwierigen Rahmenbedingungen einige Hürden nehmen muss“, sagte Jens Siegle vom Remchinger Unternehmen Walter Schneider.
Ein Kuriosum sei der Montag als erster Messetag gewesen, erklärten Jens Siegle, Frank Neuner vom Präzisionsspezialisten Lacher und Andreas Odenwald von Böhmler Drehteile unisono. Zwar war der Besucherandrang in den Messehallen sehr verhalten, dennoch habe sich bereits gleich zu Beginn der Messe eine Vielzahl von interessanten Kontakten ergeben. Das verstärkte Engagement der Unternehmen aus dem Partnerland der Messe war deutlich spürbar: „Die Unternehmen aus den USA suchen sehr bewusst Kontakte in Deutschland“, resümierte Diego Cusa vom Federnspezialisten Gutekunst aus Pfalzgrafenweiler die ersten beiden Messetage. Die Gutekunst GmbH ist ein Newcomer auf dem zehn Aussteller umfassenden Gemeinschaftsstand der Region Nordschwarzwald. „Das Konzept überzeugt uns vollkommen“, lobte Diego Cusa den Gemeinschaftsstand als attraktive und unkomplizierte Art des Messeauftritts vor einem internationalen Publikum.
Der Auftritt der nordschwarzwälder Unternehmen findet traditionell große Beachtung in der Region selbst. „Die Hannover Messe zeigt einmal mehr sehr eindrücklich, dass sich die Unternehmen aus der Region auf dem internationalen Parkett nicht verstecken müssen“, sagte Dr. Klaus Michael Rückert, Landrat des Kreises Freudenstadt, beim Messerundgang mit Oberbürgermeister Peter Rosenberger (Horb a. N.) und Bürgermeister Michael Seiß (Friolzheim) sowie weiteren Vertretern aus der Region Nordschwarzwald.
Für Baden-Württemberg International (bw-i), die Standortagentur des Landes, die auf der Hannover Messe den organisatorischen Rahmen des Gemeinschaftsstands schafft, ist die Region Nordschwarzwald ein verlässlicher Partner. Dies würdigte Nils Schmid, Finanz- und Wirtschaftsminister des Landes Baden-Württemberg, bei seiner Stippvisite auf dem Stand.
Jochen Protzer, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Nordschwarzwald (WFG), sieht im Gemeinschaftsstand der Region Nordschwarzwald auf der Hannover Messe einen deutlichen Mehrwert für die regionale Wirtschaft: „Die steigende Teilnehmerzahl zeigt, dass die Unternehmen das seit vielen Jahren bewährte Angebot von WFG und bw-i als unkomplizierten Zugang zu internationalen Märkten schätzen.“ Ein besonderer Coup ist in diesem Jahr der J. Schmalz GmbH aus Glatten gelungen: Für die Innovationen Made im Schwarzwald im Bereich Industrie 4.0 wurde das Unternehmen aus dem Landkreis Freudenstadt, als eines von fünf Unternehmen deutschlandweit, für den international begehrten Technologiepreis „Hermes Award“ nominiert. Die Preisverleihung an den Gewinner, die Harting IT Software aus Espelkamp, fand unter der Anwesenheit von Kanzlerin Angela Merkel und dem amerikanischen Präsidenten bei der Eröffnungsveranstaltung statt.