Wenn Christian Dietl die Zahlen jetzt im Juni 2020 sieht, dann ist er auch stolz auf seine Kolleginnen und Kollegen in den vielen Logistikzentren in Europa und Nordamerika. „Wir haben zusammen mit unseren Kunden die Lager am Laufen gehalten, wir alle haben so einen Ansturm noch nie erlebt. Und das nicht nur in einem Land, sondern in USA, Kanada, Frankreich, Spanien, Deutschland, Österreich, Schweiz, Norwegen, im Benelux-Raum – überall wo wir mit unseren Serviceteams vor Ort sind und die Logistikzentren mit unserer Automatisierungstechnik OPM fahren“, blickt der Geschäftsführer der Servicegesellschaft von WITRON zurück. Und dann sind da noch die vielen Baustellen, die in diesen Wochen erst so langsam wieder hochgefahren werden dürfen. „Das ist auch für uns eine logistische Aufgabe. In Parkstein haben wir für die Projekte in den USA oder Kanada bereits Fördertechnik und Schaltschränke produziert, doch bis heute sind manche Baustellen aufgrund von Quarantäne- und länderspezifischer Einreisebedingungen noch immer gesperrt.“
Helden des Frühjahrs
Die Corona-Pandemie ist noch nicht vorbei, das weiß auch Dietl. Nach dem außergewöhnlichen Frühjahr brauchten er und seine Teams dringend ein paar freie Tage zum Durchschnaufen und Abschalten. Ende Juni sitzt er wieder im Büro und schaut ein bisschen ungläubig auf die Leistungsdaten und Einsatzzahlen der letzten Monate. Die Frühjahrsmonate 2020 kennen viele Heldinnen und Helden: Krankenpflegerinnen und -pfleger, Ärzte und Ärztinnen, Lkw-Fahrer/innen, Supermarktkassierer/innen, viele andere Berufe und eben auch die Technikerinnen und Techniker, Kommissioniererinnen und Kommissionierer in den Logistikzentren der großen Supermarktketten. Die Menschen kauften statt zwei Nudelpakete auf einmal zehn, auch Konservendosen, Fertiggerichte, Hefe, Seife und Toilettenpapier wurden in vielen Supermärkten zur Mangelware. Doch ein ernstzunehmender Versorgungsengpass war nie da.
„In den Monaten März, April, Mai und bis Mitte Juni haben uns die Vorratseinkäufe der Konsumenten vor große logistische Herausforderungen gestellt. Umsatzstärkste Wochen des Jahres, die gewöhnlich zu Weihnachten und Ostern stattfinden, wurden deutlich übertroffen. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Technik und die WITRON-OnSite-Teams, z.B. am EDEKA-Standort Hamm, wurden außergewöhnlich gefordert. In dieser Zeit hat die WITRON-Automatisierung mit ihrer Verfügbarkeit und ihrer Leistung einen wichtigen Teil dazu beigetragen, den Bedarf unserer Kunden zu decken“, erklärt Peter Bayer von der Edeka Handelsgesellschaft Rhein-Ruhr. Und nicht nur in Deutschland, sondern weltweit kämpften die Retailer mit immer mehr Bestellungen. Bei Rema in Norwegen war es beispielsweise vier Mal mehr Volumen als im Vorjahr. Und auch die Norweger vertrauen auf WITRON-Automatisierung.
Hohe Flexibilität der Service-Teams
Die Aussagen der Kunden unterstreichen die Kompetenz der WITRON-Teams vor Ort, aber auch die Leistungsfähigkeit der Oberpfälzer Technik. „Wir hatten in den weltweit 75 Logistikzentren, die Lebensmitteleinzelhändler mit unserer OPM-Technologie betreiben, in der Zeit nur einen größeren technischen Defekt“, erinnert sich Dietl und klickt sich weiter durch die Charts. „Obwohl wir die Systeme permanent auf Anschlag und darüber hinaus fahren mussten.“
Während sich die Innenstädte Europas leerten und der Durchsatz in den Filialen immer weiter anstieg, liefen die Logistikzentren auf Hochtouren, wuchs die Bedeutung der Automatisierung - aber auch der Menschen in den Lagern. Lkw-Fahrer durften die Distributionszentren nicht mehr betreten, Logistikmitarbeiterinnen und -mitarbeiter mussten zusätzlich den Wareneingang übernehmen. „Neues Personal war undenkbar. Wir mussten unsere Teams umbilden, um Infektionen zu vermeiden. Wir haben also mit kleineren Wartungstrupps gearbeitet und wirklich nur die nötigsten, die lebenserhaltenden Maßnahmen an den Maschinen durchgeführt“, berichtet Dietl. Die Wartungsrückstände hätten die Teams im Mai und Juni schon wieder aufgeholt. „Wir haben viel über die Belastungsgrenzen der Komponenten gelernt und das fließt jetzt in unsere Planungen für die Zukunft ein.“
Die WITRON-Techniker erstellten in dieser Zeit effiziente Konzepte, wie die Anlagenleistung permanent hochgehalten werden konnte, während aus Zeitgründen gleichzeitig die geplanten Wartungs-Intervalle heruntergefahren werden mussten. „Darüber hinaus können unsere Kolleginnen und Kollegen vor Ort sehr schnell ihre Rollen wechseln - vom Operator der Anlage zum Instandhalter und wieder zurück.“ Flexibilität zahlte und zahlt sich der Corona-Krise aus. „Ich habe immer gesagt, dass wir das beste Team haben, weil es im Verteilzentrum Terrebonne nur EIN Team gibt, bestehend aus den Sobeys- UND den WITRON-Kollegen“, lobt auch Fabien Roy, Logistikverantwortlicher von Sobeys aus Kanada.
Noch mehr Automatisierung
Aufgrund konsequenter Hygiene-Konzepte hatte WITRON weltweit nur vier kranke Mitarbeiter in den Technikteams, die schnell isoliert wurden. „Wir werden weiter im Corona-Modus arbeiten und weiter auf Distanzregeln und feste Teams setzen“, so Christian Dietl. Doch was kommt nach der Krise?
Der Gewinner der Pandemie wird die Automatisierung sein – davon sind große Unternehmen wie Bosch aber auch kleinere Mittelständler, Analysten und Wissenschaftler überzeugt. Wertschöpfungsketten werden sich in manchen Branchen wieder zurück nach Europa verlagern, Versorgungssicherheit gewinnt an Bedeutung. „Wir bewegen uns in Richtung Glokalisierung“, erklärte Wolfram Senger-Weiss, Vorsitzender der Geschäftsleitung vom gleichnamigen Logistikdienstleister unlängst in einem Interview.
In einer Bosch-Analyse heißt es dazu weiter: Die Herausforderung dabei wird sein, die Logistikkosten nicht ins Unermessliche steigen zu lassen. Der Ökonom Mark Carney spricht mit der Süddeutschen Zeitung von einem Abstrich von Effizienz. Dieser kann verhindert werden. Das bedeutet auch, dass die Automatisierung und die Modularisierung im Lager, in den Logistikzentren stark vom Trend nach mehr Versorgungssicherheit profitieren werden. Lagerkapazitäten müssen in Zukunft noch schneller auf- und abgebaut werden können. Lagerverwaltung, Fördertechnik, Stapler und fahrerlose Transportsysteme (FTS/AGVs/AMR) müssen flexibel reagieren können. Ebenso die Service- und Wartungs-Teams. Die Produktionsversorgung aus dem Lager muss sich an neue Produkte oder neue Fertigungsverfahren schnell anpassen lassen.
Dazu kommt der anhaltende Boom des E-Commerce, der auch in der Corona-Pandemie keine Einbrüche, sondern im Gegenteil, Wachstumszahlen verzeichnete. Dabei verfolgen Intralogistiker unterschiedliche Strategien. Flexible Omnichannel-Lösungen sind der entscheidende Ansatz. Was alle Ansätze vereint ist die Bedeutung der Automatisierung.
Doch für Christian Dietl und seine Service- und Betreiber-Teams steht Corona weiterhin im Fokus. „Die Krankheit ist noch da, wird uns noch länger beschäftigen - sozial, ökonomisch und technologisch. Es hat sich gezeigt, dass das WITRON-Krisenmanagement funktioniert, die Anlagen auch unter permanenter Dauerbelastung mit hoher Verfügbarkeit zuverlässig laufen und die OnSite-Teams vor Ort die Ärmel hochkrempeln – mit großem Engagement rund um die Uhr unterstützen. Gemeinsam mit unseren Kunden werden wir die Herausforderungen weiterhin erfolgreich meistern.“