Wie das Leben sei auch der Künstler in seinem Schaffen und auf der Suche nach Weiterentwicklung, neuen Ausdrucksformen und Techniken ständigen Veränderungen unterworfen, unterstrich Kastilan vor rund 200 Besuchern am Freitagabend die Besonderheit seiner in Harthausen präsentierten Arbeiten, die zum ersten Mal öffentlich gezeigt werden und sich von seinen bisherigen Bildern deutlich unterscheiden. Vielen Arbeiten liegen Gedanken, Ideen und Inspirationen zugrunde, die vor langer Zeit oder über längere Zeit entstanden sind und zunächst nur in Skizzenbüchern festgehalten wurden. Besonders prägend und inspirierend waren dabei in der zurückliegenden Zeit die fünf Jahre, die der Berufsoffizier und Hubschrauberpilot mit seiner Frau in Warschau als Militärattaché im diplomatischen Dienst verbrachte. "Die Liebe zu Polen hat immer wieder Themen hervorgebracht, die erst viel später eine Umsetzung erfahren konnten", so der Künstler.
Im Gegensatz zu den meisten seiner früheren Arbeiten, die schon bei Ausstellungen in Bad Mergentheim und Creglingen in den Neunziger Jahren zu sehen waren, hat es der Betrachter heute mit reduzierten Inhalten, mit Buchstaben, Symbolen, Ritualen oder Palindromen wie dem berühmten Sator-Quadrat, den magischen Quadraten, wie eines in der "melancolica" von Albrecht Dürer verwendet wurde, zu tun. In Verbindung mit ihren Titeln und Namen, zum Teil kryptischen Botschaften aus der Vergangenheit und Zukunft, wollen sie dazu einladen, sich eigene Geschichten neu erzählen zu lassen oder sie zu erfinden.
Solche Botschaften sind in fast allen Werken Kastilans zu finden, und die meisten finden man erst, wenn man ganz nah herantritt an die wunderschön gerahmten Werke, da er als Malgrund häufig beschriebenes Papier, etwa aus alten Briefen verwendet, es collagiert und so verfremdet, dass sie weiterhin präsent scheinen, aus dem Hintergrund hervortreten und ihre eigene Geschichte in die Aussage eines Bildes einbringen. Im Allgemeinen bedeutet die Beschäftigung mit der Kunst für Kastilan nach eigener Aussage keine Entspannung. Im Gegenteil: "Alles bleibt bei ihm spannend bis zum letzten Moment, wenn es sich entscheidet, ob eine Arbeit in einen Rahmen oder in den Papierkorb gehört", so verriet Sabine Maier, Pressesprecherin der WITENSTEIN AG, die am Freitagabend den Menschen und Künstler Kastilan vorstellte.
Ganz anders verhält es sich mit Kastilans Zettelgeschichten: Meist sind launige, satirisch-fröhliche Zeichnungen und Karikaturen zu unterschiedlichen Zeiten entstanden, "sozusagen nebenbei" an lagen Fernsehabenden oder während Vorlesungen oder Unterrichten. Immer entlang der Maxime des Zeichner Horst Janssen: "Unsinn zeichnen ist erholsam".
Der ehemalige Berufssoldat Ulrich F. Kastilan ist im Main-Tauber-Kreis beileibe kein Unbekannter, wie der Leiter des WITTENSTEIN-Vorstandsbüros, Dr. Sascha von Berchem - in Vertretung von Firmenchef Dr. Manfred Wittestein - eingangs in seiner Grußadresse betonte: Kastilan war von 1989 bis 1991 als Kommandeur der Fliegenden Abteilung 301 und von 1994 bis 1998 als Kommandeur des Heeresfliegerregiments 30 in der Hermann Köhl-Kaserne in Niederstetten stationiert und lebt heute in Rheinbach bei Bonn. Und es gibt noch eine Verbindung zwischen dem Igersheimer Mechatronikkonzern und den Niederstettener Soldaten, wie von Berchem wissen ließ: Dr. Manfred Wittenstein ist derzeit ehrenamtlich amtierender Tauberfränkischer Kommandeur und damit offizieller ziviler Partner des Regimentskommandeurs Oberst Andreas Henne. Dieser (mit eine kleinen Abordnung aus Niederstetten), und auch einige Amtsnachfolger und Wegbegleiter Ulrich Kastilans hatten es sich da natürlich nicht nehmen lassen, der Vernissage beizuwohnen.
Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Jazzstücken der erst zwölfjährigen Stella Sprenger (Saxophon), am Klavier begleitet von Helmut Neumann.
Besucht werden kann die Ausstellung "ICONS - Zettelgeschichten - Skulpturen" bis Mitte Oktober immer an Werktagen nach telefonischer Voranmeldung bei Andrea Riedwelski unter Telefon. 07931/ 493-10463.