Oliver Kössel, Personalleiter der WITTENSTEIN SE, begrüßte: „Seit es diese Ausstellungsräumlichkeiten hier in unserem Unternehmen gibt, stellen wir das Atrium für Künstler aus der Region zur Verfügung. Damit wollen wir die Kunst in der Region fördern und gleichzeitig unser starkes Bekenntnis zur Gegend bekunden.“
Die Laudatio auf beide Künstler hielt Josef Seubert. Er ist der Bruder des ausstellenden Fotografs Nikolaus Seubert, und gleichzeitig Freund und ehemaliger Lehrerkollege des zweiten Künstlers Wolfgang Bautz. Er fragte ins Publikum „Was kann Kunst?“ und stellte im Verlauf seiner Rede fest, dass Kunst die Menschen sowohl kalt lassen, aber auch begeistern, mitreißen oder gar abstoßen könne. Auf jeden Fall fordere Kunst zur Stellungnahme heraus.
Wolfgang Bautz sei Germanist, Biologe und Schwabe. Diese drei Gaben verbinde er in seiner darstellenden Kunst mit Holzskulpturen. Aus allen Baumarten entwickele Bautz seine Kunst - von Ahorn, über Eiche, bis hin zu Kirsche oder Mirabellenbaum. Der Titel „Nutzholz“ verweise auf den Aggregatszustand des Holzes in einer Zwischennutzung nach Gebrauch und vor dem Verfall. „Das Vergehen ist schon mitgedacht“, stellte Seubert fest. Die meisten Formen und Gestalten von Bautz` Skulpturen seien im Holz bereits enthalten. Bautz entdecke diese und forme die Gestalten heraus. Dabei benötige er neben Intuition und Imagination auch handwerkliches Geschick. „Seine Bearbeitung vergewaltigt nicht, sondern wirkt evolutiv und bringt hervor“, lobte Seubert.
In der Ausstellung stehen die Holzskulpturen von Wolfgang Bautz über den gesamten Raum des Atriums verteilt. Im Zentrum die „morbide Schönheit“, ein großer, polierter Holzklotz, der zum Verweilen und Nachdenken einlädt. An den Seiten des Raumes haben kleinere Skulpturen mit den Titeln „Scham“, „Christianes Knie“ oder „dynamischer Aufbruch“ ihren Platz gefunden. Gewollt ist vom Künstler durchaus, dass gerade die Verbindung der Kunst mit sprachschöpferischen Titeln beim Betrachter Assoziationen weckt.
Nikolaus Seubert, gebürtiger Uissigheimer und der zweite Künstler dieser Ausstellung, ist gelernte Bildhauermeister und Restaurator. In Igersheim-Harthausen zeigt er Fotografien aus seiner Reihe „Dynamis“. Das Wort, so der Laudator, bedeute die Kraft, eine Veränderung herbeizuführen. Welchen Umbruch wolle der Künstler mit seinen Bildern also bewirken? Die Bilder zeigten vorder- aber meist hintergründig die ungeheure Ambivalenz menschlichen Daseins und Tuns: Zwischen bewusster Zerstörungswut, wie in einer Fotografie durch eine gewaltsam in den Wald gehauene Schneise dargestellt, bis hin zu egoistisch unbedachter Handlung wie im Bild „Spiel mit dem Feuer“ gezeigt – die Bilder seien keine schönen Urlaubsbilder. Die Fotografien fordern im Gegenteil dazu auf, Stellung zu nehmen und sich zu positionieren. Und obwohl die ausgestellten Bilder eher negativ zu empfindende Aspekte aufwiesen, seien sie auf ihre Weise dennoch unglaublich schön.
„Das Besondere an dieser Ausstellung ist die passende Kombination der Werke der beiden Künstler“, erklärt Projektmanagerin und Organisatorin Claudia Geier von der WITTENSTEIN SE. „Die Naturfotografien von Nikolaus Seubert ergänzen sich wunderbar mit den Holzskulpturen von Wolfgang Bautz.“ Die Intension der Fototrilogien von Island, der Toskana oder aus deutschen Wäldern von Nikolaus Seubert sei beim Betrachten klar erkennbar: „Nämlich mehr auf die Natur acht zu geben.“ Weil fast alle Bilder in schwarz-weiß gehalten sind, werde diese Wirkung noch verstärkt.
Die WITTENSTEIN SE veranstaltet regelmäßig im Jahresverlauf Kunstausstellungen, bevorzugt mit Werke von Künstlern aus der Region. „Wir wollen Menschen mit besonderen Begabungen fördern. Dabei können auch unsere Gäste und Mitarbeiter, die ja immer wieder an den jeweils ausgestellten Werken vorbeilaufen, die Künstler als Vorbilder sehen: Jeder Mensch hat ein Talent, das er weiterentwickeln kann“, so Personalleiter Oliver Kössel.
Die Werke der beiden Künstler können nach telefonischer Voranmeldung (Tel. 07931 / 493-10642) werktags noch bis Anfang 2019 besichtigt werden.