Michael Salomon – geprägt von seiner Schulzeit an einem evangelischen Gymnasium in Mannheim, einer Privatschule mit musischem Schwerpunkt und seinem Geschichtsstudium – setzt sich in seinem Werk kritisch mit religiösen und historischen Themen auseinander. „Seine Bilder irritieren, informieren und inspirieren“, wie Pfarrer Ralph Walterspacher von der Seelsorgeeinheit Lauda-Königshofen bei der Einführung unterstrich. Bezug nahm er dabei besonders auch auf die drei ausgestellten Bilder aus der Laudaer Blutskapelle. Die Auftragsarbeiten geben moderne Antworten auf die problematische Ursprungsgeschichte der Kapelle; sie sind die zeitgenössische Erwiderung auf eine barocke Votivtafel der Kapelle, die der Legende nach angeblich eine Hostienschändung durch einen Laudaer Juden im 13. Jahrhundert thematisiert.
Die Kunstwerke, die sich mit den Ursachen von Gewalt, Tod und dem Leid der Juden beschäftigen, seien nicht schön und harmonisch, und genau deswegen irritierend, so Walterspacher: „Die Bilder gehen in ihren Motiven in die Tiefe, kommentieren Geschichte und zeigen Verbindungslinien auf. Deshalb können sie auch informieren, oder zumindest die Auseinandersetzung mit den gezeigten Themen anregen und den Betrachter animieren, die Fährte aufzunehmen, die Michael Salomon nicht lassen kann: alte Vorurteile und Klischees aufzubrechen und neue, menschlichere Sichtweiten zu eröffnen“.
Offen bleibt dabei Walterspachers Frage: „Wird der Mensch dies aus eigener Kraft erreichen können?“. Oft spreche auch eine gehörige Portion Skepsis aus Michael Salomons Bildern, doch die neuen Kreuzwegbilder und die christlichen Bezüge in vielen anderen Bildern Salomons weisen nach der Interpretation des Pfarrers darauf hin, „dass wir den Jesus des Weltgerichtsgleichnisses in den Blick nehmen sollten.“ Den Heiland, der sich keine menschlichen Grenzen setzten lasse in der Solidarität mit den Leidenden und wenigsten für das Ende einen Sieg der Gerechtigkeit und Liebe verspreche.
Dankbar und mit viel Applaus aufgenommen worden waren die gut gewählten Worte von Pfarrer Walterspacher von den gut 150 Besuchern der Vernissage. Und so entwickelte sich im weiteren Verlauf des Abends vor den Bildern immer wieder ein reger Gedankenaustausch zwischen Künstler, Laudatoren und Kunstfreunden – ganz so, wie es Sabine Maier, Pressesprecherin der WITTENSTEIN SE, zu Beginn des Abends in ihren einleitenden Grußworten, allen Ausstellungsbesuchern ans Herz gelegt hatte.
Den Werdegang des Malers Michael Salomon hatte eingangs Rudi Neugebauer, Leiter der Freien Malschule Palette in Lauda-Königshofen, skizziert. Sein künstlerischer Weg begann 1995 mit einem Anfängerkurs in der Aquarelltechnik. Im Laufe der Zeit wurden alle Facetten der Aquarellmalerei gestreift. In den letzten Jahren kristallisierte sich jedoch eine Vorliebe für die Mischtechnik mit den Farben in Aquarell, Acryl, Tusche und Gold heraus. Zu dieser Technik, so Neugebauer, fühlte sich Michael Salomon besonders berufen und formte seinen eigenen Stil. „Hier ist er der Meister“.
Michael Salomon verstehe es, Hintergründiges aus dem 19. Jahrhundert bis zur Gegenwart mit seinen eigenen Gedanken umzusetzen. Ein Schlüsselerlebnis sei der Besuch der Puccini-Oper „Turandot“ im Würzburger Stadttheater gewesen, der ihn inspirierte, die Oper nach seinen Empfindungen und Wahrnehmungen zu malen. Derzeit ist ein Kreuzweg des 20. und 21. Jahrhunderts in Arbeit – ein Teil der Arbeiten ist ebenfalls bei WITTENSTEIN ausgestellt.
Für das einfühlsame und musikalische Glanzlicht der Vernissage sorgten der ehemalige Kantor der Schlosskirche Bad Mergentheim, Hans-Ulrich Nerger (Keyboard) und der Leiter der musikalischen Betreuung im Eduard-Mörike-Haus Bad Mergentheim, Andreas Brasch (Klarinette) mit der Titelmusik aus dem Film Schindlers Liste und bekannten Klezmerstücken.
Die „Kellerbilder“ von Michael Salomon können bis zum Sommer (nach telefonischer Voranmeldung bei Claudia Geier Telefon 07931 / 493-10642 und auf Wunsch auch mit dem Künstler) im Atrium der WITTENSTEIN SE in Harthausen besichtigt werden.