Ausgestattet mit der Seh-Erfahrung eines engagierten Kunsterziehers ist der 1949 im nordhessischen Neukirchen geborenen Gunter Schmidt nun seit über dreißig Berufsjahren. Seit 1978, im Anschluss an ein Kunststudium in Karlsruhe und Berlin, unterrichtet Schmidt am Tauberbischofsheimer Matthias-Grünewald-Gymnasium, unterbrochen nur von einem fünfjährigen "Ausflug" an die Europäische Schule Culham im britischen Oxfordshire. "Daneben" gibt es aber mindestens ebenso lange der Künstler und Maler Gunter Schmidt, dessen Werk - so formulierte es zur Ausstellungseröffnung der freie Kulturjournalist Thomas Hess - von der wertkonservativen Auffassung ihres Schöpfers zeuge: "Eben keine Show- oder Knalleffekte, nicht Sensation oder oberflächliche Provokation. Statt dessen wuchtige aber zugleich ästhetische Fleischlichkeit, sinnliche Sensibilität, ein Gespür für Form und Farbe."
Gunter Schmidt ist kein sogenannter Happening- oder Performancekünstler; seine "Ansichten" basieren vielmehr auf den Primärtugenden eines Malers im klassischen Sinne - wie z.B. eine genaue Beobachtungsgabe oder das damit einhergehende immer wieder neuerliche Vergewissern des Menschen über sich selbst und seine Existenz. Schmidt bezeichnet sich selbst als traditionellen Maler, er ist ein eingestandener Verfechter einer gegenständlichen und konkreten Darstellungsweise mit einer Vorliebe für die sinnliche Präsenz des menschlichen Körpers. Seine "Promis" etwa sprechen den Betrachter keineswegs durch perfekte ebenmäßige Gesichtszüge an. Im Gegenteil: die Granteligkeit des Malers Hrdlicka, die Vielschichtkeit des Schauspielers Hofmann, die Musikalität der Sängerin Chapmann sind ebenso sicht- und spürbar wie die Unbeholfenheit im Ausdruck des dargestellten Neugeborenen oder der festgehaltene Moment von "Herta" (der eigenen Lebensgefährtin), als sie von grellem Sonnenlicht geblendet in die Kamera blickte. Moment-aufnahmen sind diese "Ansichten" allesamt, ihr festgehaltener Zustand gerade erstarrter Bewegung sprechen an. Geschaffen hat Gunter Schmidt diese Momentaufnahmen meist nach Fotos.
Die grafischen Ansichten des Künstlers Gunter Schmidt gewähren einen Einblick in das kreative Ausprobieren: die klassischen grafischen Mittel wie Bleistift, Tuschfeder, etc. reichen nicht aus: da ist das weiße oder farbige Papier geknittert oder gewalzt, in die Bildfläche einmontiert oder gebeizt, Verschnürungen geben Raum zu Spekulation und überlagern die Bildräume. Kleinformatige Landschaften, Abstraktes, fein Kalligrafiertes - der ausgestellte Gegensatz zur expressiven Formsprache in Öl rundet das Bild eines kunstgetriebenen Malers ab. Kein Wunder, dass der Gastgeber des Abends, Dieter Derr, Geschäftsführer der WITTENSTEIN alpha GmbH, in seiner Begrüßung auch ohne Umschweife eine (laut-)malerische Verbindung zwischen dem Maschinenbauer WITTENSTEIN und dem Werk des Künstlers fand: "Unsere Produkte, Getriebe, sind in ingenieurstechnischer Hinsicht Kunst - Sie werden getrieben von der Kunst!" Musikalisch umrahmt wurde die Vernissage von Schülerinnen und Schülern des Tauberbischofsheimer Matthias-Grünewald-Gymnasiums: Sarah Schroeder und Deborah Maier (Gesang), begleitet vom Saxophonquintett um Laura Kleitsch.