Ganz bewusst hat sich Najjar für seine neue Einzelausstellung mit der Innovationsfabrik der WITTENSTEIN SE einen Ort ausgesucht, an dem sein künstlerischer Topos – nämlich technische Innovationen und ihre Auswirkungen auf die Zukunft der Menschheit. – beheimatet ist. Michael Najjar gehört zu einer künstlerischen Avantgarde, die sich auf komplexe und kritische Weise mit den technologischen Entwicklungen auseinandersetzt, die das frühe 21. Jahrhundert bestimmen und drastisch verändern. Er ist immer wieder in den abgelegensten Regionen der Welt unterwegs auf der Suche nach neuen Inspirationen. In Trainingslagern und Raumfahrtprogrammen bereitet er sich akribisch auf den ersten Flug eines Künstlers ins Weltall, um als einer der „Virgin Galactic Pionieer Astronauts“ sein Kameraobjektiv aus der Weltraumrakete „SpaceshipTwo“ heraus auf das „Raumschiff Erde“ richten zu können.
Die Ausstellung in der WITTENSTEIN Innovationsfabrik kreist speziell um den technologischen Fortschritt in der Weltraumfahrt, der unsere Zukunft womöglich entscheidend verändern wird. Die vom Künstler selbst kuratierte Ausstellung umfasst 20 großformatige Fotoarbeiten und eine Videoinstallation.
Die Herangehensweise Najjars ist so akribisch wie vielfältig: So fotografierte er beispielsweise auf dem ersten privaten Weltraumbahnhof Spaceport America in der neu-mexikanischen Wüste und an Europas Weltraumbahnhof bei Kourou in Französisch-Guayana. In China hatte er das Privileg, das größte astronomische Radioteleskop der Welt mit einem unglaublichen Durchmesser von 500 m zu erfassen; das Instrument zur Suche fremden Lebens ist normalerweise für Fotografen nicht zugänglich. In einem anderen Werk visualisierte er den Weltraumschrott, der die Erde mittlerweile umkreist, auf beängstigend ästhetische Weise. Seinem Selbstportrait beim Kosmonautentraining in einem sogenannten Hydrolab in Russland wiederum fügte er zur Raumperspektive des Betrachters digital die Erde hinzu.
Oder er interpretiert ikonische klassische Gemälde wie „Das Eismeer – Die gescheiterte Hoffnung“ von Casper David Friedrich (1824) neu: Das Gemälde (ausgestellt in der Hamburger Kunsthalle), zeigt ein zwischen Eisschollen zerquetschtes Expeditionsschiff und gilt als kunstgeschichtliche Inkarnation menschlichen Scheiterns. Bei Najjar wird es zur digitalen Rekomposition bestehend aus einer Vielzahl von Einzelaufnahmen des 2014 bei einem Testflug abgestürzten Raumgleiters von Virgin Galactic.
Auffälligstes Werk in der Ausstellung ist das Triptychon „lunar explorers“, eine Hommage an die erste Mondlandung vor 50 Jahren und an die 12 Mondwanderer, die zwischen 1969 und 1972 zu den wichtigsten Entdeckern des letzten Jahrhunderts geworden sind. Najjar gelangte an bislang unverarbeitetes NASA-Bildmaterial der sechs Apollo-Missionen und verarbeitete es im grandiosen dreigeteilten Altarformat.
Ausstellungsort:
WITTENSTEIN Innovationsfabrik
Walter-Wittenstein-Str. 1
D-97999 Igersheim-Harthausen
Führung durch die Ausstellung mit dem Künstler: Donnerstag, 5.12.2019, 19 Uhr, ebenfalls nur nach vorheriger Anmeldung unter 07931 493-10642 oder veranstaltung@wittenstein.de
Der Eintritt ist frei.
Öffnungszeiten: 18.10.2019 – 30.09.2020, werktags nach vorheriger Anmeldung.
Katalog zur Ausstellung, auch digital:
https://www.wittenstein.de/de-de/unternehmen/beyond-the-horizon/