Beide Ehrengäste würdigten in ihren Grußworten die hochmoderne neue Produktionsstätte: "Hier wird die Zukunft zur Wirklichkeit", so Staatssekretär Burgbacher, "WITTENSTEIN zeigt mit dem Neubau einmal mehr, wo die Stärke der deutschen Industrie liegt - nämlich bei den mittelständischen Familienunternehmen. Nur weil wir Firmen wie die Ihre haben, konnten wir die zurückliegende Krise so rasch überwinden." Fellbachs Oberbürgermeister Palm gratulierte im Namen von Stadtverwaltung und Stadträten: "Es ist ein gelungenes Werk. Die Erfolgsgeschichte von WITTENSTEIN bastian kann in Fellbach nun fortgesetzt werden."
Genauer gesagt inmitten von Fellbach, denn schon der Standort ist mehr als ungewöhnlich: Direkt neben einer Passivhaussiedlung in Fellbach im Ballungsraum Stuttgart hat die WITTENSTEIN AG (mit Hauptsitz im 125 km entfernten Igersheim-Harthausen und rund 1.500 Mitarbeitern weltweit) in die neue hochmoderne Produktionsstätte 12 Millionen Euro investiert. Nach dem Spatenstich am 1. April 2011 dauerte es nur neun Monate, ehe bereits zum Jahreswechsel 2011/12 in die neuen Räumlichkeiten umgezogen werden konnte. Entstanden ist ein innovatives Gesamtkonzept aus Prozessoptimierung, Gebäude und Energieversorgung für das Tochterunternehmen WITTENSTEIN bastian GmbH - die "Urbane Produktion der Zukunft": geräusch- und emissionsarm, ökologisch und ökonomisch zukunftsweisend. Ausgerichtet auf die künftigen Herausforderungen im Bereich Industrie 4.0 - der "vierten Stufe der industriellen Entwicklung".
"Hinter uns liegen bewegte neun Monate", so Erik Roßmeißl, heute Kaufmännischer Leiter der WITTENSTEIN AG und bis Anfang des Jahres Geschäftsführer der Fellbacher WITTENSTEIN-Tochter. Ganz bewusst habe sich die Familie Wittenstein genau inmitten der damaligen Wirtschaftskrise entschieden, mit dem Bau zu beginnen. "Diese Entscheidung war ebenso richtig wie diejenige für den innerstädtischen Standort", so Roßmeißl in seiner Begrüßung vor den rund 200 Gästen aus Politik und Wirtschaft am Dienstag.
"Eine Fabrik in einen Ballungsraum zu integrieren, war eine große Herausforderung", so Philipp Guth und Michael Müller, die sich die Geschäftsführung der WITTENSTEIN bastian GmbH seit April dieses Jahres teilen. "Man muss mit wenig Platz auskommen, will keinen Schmutz produzieren und zudem sparsam mit Energie und Ressourcen umgehen, um Menschen und Umwelt so wenig wie möglich zu belasten."
Ökonomische, ökologische und soziokulturelle Nachhaltigkeit
Das 1906 gegründete Unternehmen, das heute rund 90 Mitarbeiter beschäftigt, platzte am bisherigen Firmensitz aus allen Nähten. Nur 300 Meter Luftlinie ist der 5.400 Quadratmeter große Neubau vom bisherigen Firmensitz entfernt - und doch liegen Welten zwischen der früheren "Zahnradfabrik" und der neuen urbanen Produktionsstätte. Denn die hat es in sich: Gebäudetechnik und Maschinen sind auf geringstmöglichen Ressourcenverbrauch und zugleich höchste Präzision getrimmt. Alle technischen Themen wie Lärm, Abgas, Abfall, CO2-Ausstoß, Wasser und Abwasser sind ebenso gründlich berücksichtigt wie die architektonische Einbindung in das direkt benachbarte Wohnumfeld. Energie wird beispielsweise über mit Biogas betriebene Mikroturbinen erzeugt und zur Wärmegewinnung dient die Abwärme der eigenen Produktionsprozesse - mit ihr werden die Büros geheizt. Eine Photovoltaikanlage produziert so viel Energie, wie 100 Haushalte verbrauchen.
Genutzt wird diese Energie unter anderem zur ständigen Entfeuchtung der vollklimatisierten Luft in der Produktion - für die Mitarbeiter wurden so optimale klimatische Bedingungen hinsichtlich ihrer Gesundheit geschaffen. Auch die Kunden profitieren vom konstanten Raumklima: Es dient der technischen Präzision sowie der Prozessstabilität und stellt damit eine hohe Produktqualität und optimierte Lieferperformance sicher. Übrigens wird auch das Regenwasser sinnvoll eingesetzt - es wird in einer Zisterne gesammelt und für die sanitären Anlagen genutzt.
Das Ergebnis dieser vielfältigen innovativen Lösungen ist bemerkenswert: Obwohl die neue Produktion vollklimatisiert ist, werden im Vergleich zum alten Gebäude rund 35% Energiekosten pro Quadratmeter eingespart. Die Standardanforderungen der Energieeinsparverordnung (EnEV) wurden um mehr als die Hälfte unterschritten und geltende Energie- und Gebäuderichtlinien somit mehr als erfüllt.
"Das neue Produktionsgebäude ist jedoch bei aller innovativer verbauter Technik kein Selbstzweck", so Philipp Guth am Ende der Feierstunde am Dienstagmittag in der neuen Produktion, "es bildet lediglich optimalen Rahmenbedingungen für Menschen und Maschinen."
Integration in das urbane Umfeld
Die "Urbane Produktion" bietet eine hohe Lebens- und Arbeitsqualität und beeinträchtigt das Wohnumfeld nicht. Eine harmonische Integration der neuen Produktionsanlage ins städtische Umfeld ist ebenso gelungen wie die Vernetzung der Außenanlage mit den umliegenden Grundstücken. Die ohnehin niedrige Geräuschemission wird durch einen Lärmschutzwall noch weiter reduziert. Und neben einem Biotop will WITTENSTEIN bastian der neuen Nachbarschaft schon bald auch noch einen Spielplatz sowie eine Stromtankstelle zur öffentlichen Nutzung bieten.
Zertifiziertes Pilotprojekt
Seit mehr als 100 Jahren treiben Zahnräder von WITTENSTEIN bastian die technische Entwicklung stetig an. Vom ersten Automobil der Weltgeschichte über die Robotertechnik bis hin zur modernen Raumfahrt und dem Motor-Rennsport - die Verzahnungslösungen aus Fellbach waren und sind gefragt. In Zukunft sind sie "grün". Und zwar mit Brief und Siegel: Das gesamte Werk einschließlich der Büroflächen soll als erstes Gebäude dieses Typs durch die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen (DGNB) zertifiziert werden - das Vorzertifikat in Gold wurde bereits verliehen.
Blick in die Zukunft:
Industrie 4.0 - die "vierte Stufe der industriellen Entwicklung"
Für eine hochspannende Vision - unter dem Schlagwort Industrie 4.0 schon in aller Munde - hat WITTENSTEIN bastian im Neubau alle Vorbereitungen getroffen. Maschinen, Produktionsmittel und halbfertige Produkte sollen einmal via Internet in ständiger Verbindung miteinander stehen, so dass man beispielsweise die Spezifikation eines Zahnrads noch in letzter Minute ändern kann. Die Voraussetzungen, um nach und nach Elemente einer "mitdenkenden" Produktion der Zukunft - sogenannte Cyber-Physische Systeme - in die Prozesse zu integrieren, sind also geschaffen. "Wir haben hier in Fellbach eine Demonstrationsfabrik errichtet, in der wir nach und nach exemplarisch die Konzepte von Industrie 4.0 integrieren wollen", so Dr. Manfred Wittenstein, Vorstandsvorsitzender der WITTENSTEIN AG.
Echtes Neuland betritt man mit diesem Vorhaben: Bei der künftigen Verschmelzung von Produktionstechnologie und Internettechnologie steht bei WITTENSTEIN im Vordergrund, wie dieser radikale Umbruch der weltweiten industriellen Produktion geleistet und organisiert werden kann. Auf lange Sicht trage die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 aber auch zur Sicherung des Standortes Deutschland bei, da ist sich Dr. Manfred Wittenstein sicher. Er ist sich seiner unternehmerischen Verantwortung gegenüber Gesellschaft und Natur bewusst: "WITTENSTEIN sucht vernünftige und kluge Antworten auf die künftigen Anforderungen der Produktion. Unser Anspruch lautet, bestmögliche Produktqualität mit wirksamem Umweltschutz sowie gesellschaftlicher und sozialer Verantwortung zu verknüpfen."
Unterstützung erhält WITTENSTEIN da von Seiten der Bundespolitik. Staatssekretär Burgbacher appellierte in Fellbach: "Wir brauchen neue Antworten in der Produktion, um die Zukunft zu meistern. Wir müssen aber nicht nur Schritt halten, sondern insbesondere Schrittmacher bei der 4. Stufe der industriellen Revolution sein."
Weitere Informationen finden Sie unter http://www.wittenstein-urbane-produktion.de/....