Wer von den rund 400 Mitarbeitern und Gästen der WITTENSTEIN AG im Anschluss an den Abend im Bad Mergentheimer Kursaal zu Hause noch Muße für die ARD-Tagesthemen fand, der sah prompt denselben Herrn noch einmal, dem er kurz zuvor "live" gehört hatte. Eigentlich kein Wunder, denn der Politikwissenschaftler Franz Walter, Professor für Politische Wissenschaften an der Universität Göttingen, ist in der deutschen Medienlandschaft überaus präsent. Seit 2010 leitet der gebürtige Ostwestfale (Jahrgang 1956) das Institut für Demokratieforschung in Göttingen. Begehrter Interviewpartner in Funk und Fernsehen ist er aber nicht nur aufgrund seiner fachlichen Kompetenz, sondern auch wegen seines durchaus unkonventionellen Auftretens samt seinem selbsterklärten Ziel, einem breiten Publikum politikwissenschaftliche Erkenntnisse in einer allgemein verständlichen Sprache nahe zu bringen.
Der Gastredner beschrieb dann auch erwartungsgemäß salopp den Auf- und Abstieg der Großparteien in Deutschland und analysierte die allseits wahrnehmbare Veränderung der politischen Großwetterlage. Sowohl in der spätabendlichen TV-Nachrichtensendung (in Form eines aufgezeichneten kurzen Statements) als auch kurz zuvor in Bad Mergentheim zog er eine gerade veröffentlichte Studie heran, um einen genaueren Blick auf den sogenannten "Wutbürger" zu werfen. Ob eine Zivil- oder Bürgergesellschaft ersetzen könne, was den Parteien an Repräsentanz nicht mehr gelänge? Walter hinterfragte das intelligent und unterhaltsam zugleich. Immer mehr Wissen schaffe noch lange nicht Gewissheit, gab er zu bedenken, zudem fehle den Menschen zunehmend die Erdung einer kollektiven Sozialmoral: "Es gibt überall Proteste dagegen. Wir empören uns über alles Mögliche, aber wofür?"
Leichte Kost war es keineswegs, was der Redner seinen Zuhörern eine gute Stunde zuwarf. Salopp und frech, ungemein schnell und gerafft, schlug er zuweilen einen großen historischen Bogen, um zu einer farbigen wissenschaftlichen Schau auf Politik, Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland zu kommen. Seine simple Erklärung auf das vordergründig immer unberechenbarere Wählerverhalten: während der Bürger an seinem festen Verhaltenskanon, an seinen Normen und Werten festhalte, sei die Politik volatil, beliebig geworden. Zu Wirtschafts- und Finanzkrisen kämen ökologische und intellektuelle Krisen hinzu "Und meist haben wir null Idee, keine Alternativen", so die unbarmherzige Kritik des Göttinger Professors in Bad Mergentheim.
Pioniere zu uns
Viele Aspekte und Gedanken riss Walter in Bad Mergentheim nur an, ein wenig erinnerte sein Vortrag ab und an auch eher an eine Vorlesung vor Studenten - sei es drum; am Ende war jedem Zuhörer unmissverständlich klar: Was der Referent vermisst, wenn er auf die politische Großwetterlage blickt, ist ein Aufbruch zu neuen Ufern.
Von solch einem Defizit kann beim Gastgeber WITTENSTEIN AG keine Rede sein: Der Igersheimer Maschinenbauer, der sein zurückliegendes Geschäftsjahr 2010/11 mit einem Rekordumsatz abschloss, steckt keineswegs den Kopf in den Sand angesichts eines immer akuter werdenden Fachkräftemangels. "Pioniere zu uns" heißt stattdessen eine außergewöhnliche Personalmarketingkampagne, zu der Vorstandsvorsitzender Dr. Manfred Wittenstein und Personalleiter Oliver Kössel beim diesjährigen Sommerkolleg den Startschuss gaben. Allein 150 neue Mitarbeiter wollen im laufenden Geschäftsjahr 2011/12 gesucht und gefunden werden - da braucht es auch über die regionalen Grenzen hinaus öffentliche Aufmerksamkeit auf den innovativen Arbeitgeber im Main-Tauber-Kreis. Und weil neue Mitarbeiter bei WITTENSTEIN auch durchaus neue Mitbürger im Landkreis sein können, freuten sich am Mittwochabend über die Aktion natürlich auch Igersheims Bürgermeister Frank Menikheim sowie Bad Mergentheims Oberbürgermeister Udo Glatthaar.
Zu Beginn des WITTENSTEIN-Sommerkollegs 2011 war am Mittwochabend zum dritten Mal in Folge ein herausragender Mitarbeiter der WITTENSTEIN gruppe mit der WI:SIONA ausgezeichnet worden: Biagio Frontuto, Geschäftsführer der italienischen WITTENSTEIN-Tochter in Mailand.