Einmal im Jahr will die WITTENSTEIN AG den Diskurs zu einem gesellschaftspolitischen Thema anstoßen, jeweils von einem hochkarätigen Experten des ausgewählten Themas - beim 12. Sommerkolleg der WITTENSTEIN AG am Donnerstagabend konnte man dabei auf die herausragende Kompetenz des eigenen Chefs zurückgreifen: Prof. Dr. Dieter Spath, seit einem Jahr Vorstandsvorsitzender der WITTENSTEIN AG. Sein Thema: "Morgenstadt - Leben und Arbeiten in der Stadt von morgen".
"Nachhaltigkeitsziele sind für die Städte von morgen entscheidend, aber zusätzliche Dimensionen wie Resilienz oder Wandlungsfähigkeit gegenüber zunehmender Extremsituationen und sich verändernder Rahmenbedingungen erfordern neue Herangehensweisen, Strategien und Infrastrukturen." Als ehemaliger Leiter des Instituts für Arbeitswissenschaft und Technologiemanagement der Universität Stuttgart beschäftigte sich Spath neben zahlreichen industriellen Fragestellungen auch mit dem Megatrend der Urbanisierung und gründete die Fraunhofer Initiative "Morgenstadt".
In einem integrierten Technologiemanagement bündeln dabei mehr als ein Dutzend Fraunhofer Institute ihre Kompetenz. Im Mittelpunkt stehen die Fragen "Wie sieht die Stadt aus, in der wir morgen leben und arbeiten wollen? Welche Produkte und Lösungen gilt es dafür zu gestalten?" Die Wissenschaftler kamen dabei zu der Erkenntnis, dass Leben und Arbeiten in der Stadt von morgen entscheidend davon abhängen, wie technologische Chancen der Mobilität, der Energietechnik, der Sicherheitstechnik sowie der Datenverarbeitung vernetzt genutzt werden.
Morgenstadt - Morgenland
Professor Dr. Dieter Spath sieht die globalen Treiber des 21. Jahrhunderts im weiteren Bevölkerungswachstum und in der stark zunehmenden Urbanisierung. "Im Jahr 2050", so Spath, "leben rund 9,2 Milliarden Menschen auf unserem Planeten. Heute sind es knapp sieben Milliarden. Die Landbevölkerung wird erstmals in der Geschichte der Menschheit ab 2015 wieder schrumpfen." Deshalb dürfe man bei allen Überlegungen zum Thema "Morgenstadt" auch das Thema "Morgenland" nicht aus dem Auge verlieren. Durch die Verdoppelung der Stadtbevölkerung von heute 3,4 auf dann rund sechs Milliarden Bürger sei für Verkehr, Energie und Kommunikation ein Technologiemanagement für die Stadt von morgen von der Optimierung einzelner Technologielinien hin zu bedarfsorientiertem, integrierendem und multidisziplinären Technologiemanagement unabdingbar.
Spath sieht auch eine Verschiebung der Gewichte zwischen den Märkten. Während in Europa die Bevölkerungszahl bis 2030 nur unwesentlich um drei Prozent steigt, nimmt sie in Nordamerika um 30 Prozent, in Süd- und Mittelamerika um 40 Prozent, in Ozeanien um 34 Prozent, in Asien um 70 Prozent und in Afrika gar um 100 Prozent zu. Städte seien dabei naturgemäß ressourceneffizienter als ihr Umland.
"Die Stadt von morgen ist ein Anwendungsfeld, in der eine Vielzahl von Technologien und Prozessen konvergieren. Die Herausforderung dabei ist, dass schnelllebige Technologien mit langfristigen Infrastrukturen kollidieren", so der Vorstandsvorsitzende der WITTENSTEIN AG im Kursaal Bad Mergentheim. Als Herausforderung sieht Spath die Verbesserung der Lebensqualität durch verkehrsbedingte Belastungen wie Verkehrsinfarkt, Staus, Unfälle, eingeschränkte Nachhaltigkeit, Ökologie und Gesundheit und eingeschränkten Komfort. Perspektiven für die Zukunft seien die lebenswerte Stadt und Region als attraktiver Lebensraum. Den Megatrend Nachhaltigkeit und Energiewende, die Transformation zur elektrischen Welt und zur Elektromobilität müsse Deutschland als Wissens- und Produktionsstandort als Chance nutzen, denn der erforderliche Investitionsbedarf alleine in urbane Infrastrukturen und innovativen Stadtumbau in den Bereichen Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Smart City, sei gewaltig. Produkte und Waren künftig wieder verstärkt in den Städten zu produzieren - auch dies sei einer der zentralen Aspekte der Städteplaner: "Leben und Arbeiten werden wieder näher zusammenrücken", so die Prognose von Prof. Dr. Dieter Spath.
Am Beispiel der "Urbanen Produktion der Zukunft" der WITTENSTEIN bastian GmbH in Fellbach, die direkt an ein Neubaugebiet mit hochmodernen Passiv-Energie-Häuern produziert und ebenso am Beispiel der gerade in Betrieb genommenen WITTENSTEIN Innovationsfabrik in Harthausen verdeutlichte der Redner abschließend, wie die bautechnologische Zukunft von Produktionsstandorten aussehen kann: die WITTENSTEIN AG hat den Schritt von der Theorie in die Praxis bereits gewagt.
Verleihung der WI:SIONA 2014
Zu Beginn der Veranstaltung war zum sechsten Mal die "WI:SIONA"-Mitarbeiterauszeichnung des Unternehmens für herausragende Leistungen verliehen worden. Elena Vulpio und Josef Tintrop bekamen die WI:SIONA in Gold. Reinhard Oppitz, der vor genau 46 Jahren seine Lehre bei WITTENSTEIN begann und die Qualitätssicherung im Unternehmen seither maßgeblich beeinflusst hat, wurde für sein Lebenswerk mit der WI:SIONA in Gold mit Brillant ausgezeichnet. Die Ehrungen aller drei Mitarbeiter nahmen Professor Dr. Ing. Dieter Spath und Dr. Manfred Wittenstein gemeinsam vor.