Karl-Heinz Schwarz, Sprecher des Vorstands der WITTENSTEIN AG, betonte in seinen begrüßenden Worten Sinn und Zweck der jährlichen Veranstaltung: " Es ist uns ein Anliegen, uns mit Ihnen regelmäßig zu jeweils aktuellen unternehmens- oder gesellschaftsrelevanten Themen auszutauschen. Mehr noch, Sie alle - die Mitarbeiter, Geschäftspartner, die regionale Öffentlichkeit in diese wichtigen Diskussionen einzubeziehen."
Angestoßen wird dieser ganz bewusst gesuchte jährliche Diskurs jeweils von einem hochkarätigen Experten des ausgewählten Themas - beim 11. Sommerkolleg der WITTENSTEIN AG am Donnerstagabend gelang es dem Mitglied der Stockholmer Nobelpreis-Akademie Prof. Dr. Wolfgang Wahlster, seine Zuhörerschaft mit einer Thematik näher vertraut zu machen, die für WITTENSTEIN nicht ohne Grund im Fokus steht. Denn das Unternehmen, insbesondere auch der Unternehmer und Vorstandsvorsitzende Dr. Manfred Wittenstein, ist aktiver Treiber der "4. industriellen Revolution", unter anderem mittels der Konsortialführerschaft im von der Bundesregierung angestoßenen Förderprojekt CyProS (Cyper-Physische Produktionssysteme) oder durch die künftige Nutzung der neuen Fellbacher Produktionsstätte als regelrechte Schaufensterfabrik für zukünftige intelligente Produktionsszenarien. "Wir müssen im Bereich der industriellen Produktion neue, intelligente Antworten finden", so Karl-Heinz Schwarz, "denn wir sind der Ansicht: Ohne intelligente Computersysteme sind auch die zentralen Fragen der Energieversorgung, des Klimawandels, der Mobilität, der Medizin und der Produktion der Zukunft nicht lösbar."
Im Mittelpunkt der hochinteressanten Ausführungen von Professor Dr. Wolfgang Wahlster stand die Frage "Wie intelligent können Maschinen werden?". Einleitend führte er seine Zuhörer an das Thema heran, indem er darauf verwies, auf welch vielfältige Art und Weise künstliche Intelligenz schon längst Einzug in unser aller Alltag gehalten hat: "Unsere Umgebung - ob im Auto, im Flugzeug oder am Arbeitsplatz - ist voll von intelligenten elektronischen Heinzelmännchen: angefangen vom dolmetschenden Handy, über den Staubsaugerroboter oder den selbst fahrenden Rasenmäher, bis hin zum kommunizierenden Kraftfahrzeug." Einer habe es vor Jahren auch nicht glauben wollen, war dann am Ende aber doch überrascht und habe sich geschlagen gegeben: Schachweltmeister Jury Kasparov, weltbekannter russischer Großmeister: "Er verlor 1997 seine Partie gegen den Schach-Computer 'Deep Blue'."
Industrie 4.0 werde nun in den kommenden Jahren auch die Fabrikwelt mittels künstlicher Intelligenz revolutionieren, da ist sich Prof. Dr. Wahlster sicher; aufhalten lasse sich die Entwicklung nicht mehr. Anschaulich belegte der Referent an vielen Bespielen, wie künftig Werkstücke mit Maschinen kommunizieren können und somit ganz neue Formen der Produktion entstehen werden: "Die Produktion folgt dann dem Takt des Menschen." Und noch einen grandiosen Vorteil sieht der Experte: "Dem Wunsch nach ganz individuellen Produkten wird Rechnung getragen."
Aber nicht nur sogenannte "smarte" Produktionsformen oder Produkte gehören für Prof. Dr. Wahlster in den spannenden Themenkomplex "Industrie 4.0". Ins Blickfeld gerate auch zunehmend die sogenannte grüne und urbane Produktion. Hier habe die WITTENSTEIN gruppe vor den Toren Stuttgarts bereits einen ersten Schritt in die Zukunft gemacht: in räumlicher Nähe zu einem Wohlgebiet wird hier seit dem vergangenen Jahr innovative Verzahnungstechnik entwickelt und produziert - nachhaltig und ressourcenschonend. "Ziel ist eine hohe Lebens- und Arbeitsqualität durch die harmonische Einbindung in ein bauliches Umfeld zum Beispiel durch reduzierte Lärmemission, eine regenerative Energieversorgung durch ein Bio-Erdgas-betriebenes Blockheizkraftwerk, eine Photovoltaikanlage und die Nutzung der Abwärme in der Produktion." Prof. Dr. Wahlster bescheinigte WITTENSTEIN die Einzigartigkeit und wegweisende Vorbildfunktion dieser Produktionsstätte.
Produkte führen Tagebuch
Der Blick in die Zukunft war für den Referenten abschließend klar und deutlich: Industrie 4.0 werde einen Paradigmenwechsel verursachen, denn das entstehende Produkt steuere seine Herstellung selbst, was besonders bei Unikaten oder kleinen Stückzahlen zu wirtschaftlichen Produktionsabläufen führen werde. "Das Produkt wird zum Beobachter und Akteur durch eingebettete Sensorik und Aktuatorik und es entscheidet autonom auf der Basis übergeordneter Prozessdaten. Produkte führen Tagebuch und berichten darüber. Komplexe Produkte wissen, aus welchen Einzelbauteilen sie bestehen, wie sie montiert und gewartet werden wollen und was beim Austausch beachtet werden muss." Dennoch stehe auch künftig der Mensch im Mittelpunkt der Produktion: Er werde vom Bediener zum Steuernden mit selbstverantwortlicher Autonomie. Denn: "Künstliche Intelligenz ist noch lange nicht besser als unser menschliches Gehirn."
Deutschland habe, so Wahlster, einen realen Forschungs- und Entwicklungsvorsprung, den es gemeinsam zu halten und zu nutzen gelte. Das habe auch die Bundesregierung erkannt und das Zukunftsprojekt "Industrie 4.0" mit einer Fördersumme von 400 Millionen Euro initiiert. Gemeinsames Ziel von Wissenschaft, Wirtschaft und Politik sei es, die Produktion, das Rückgrat des deutschen Wohlstands, nachhaltig zu stärken. Wahlsters Credo: "Deutschland muss die 4. Industrielle Revolution maßgeblich mitgestalten, um sich auch in Zukunft erfolgreich als Produktionsstandort behaupten zu können".
Verleihung der WI:SIONA 2013
Zu Beginn des WITTENSTEIN-Sommerkollegs war am Donnerstagabend zum fünften Mal die WI:SIONA, Mitarbeiterauszeichnung des Unternehmens für herausragende Leistungen, verliehen worden: Hans-Hermann Spohr, Geschäftsführer der WITTENSTEIN motion control GmbH, erhält die WI:SIONA-Büste für sein Lebenswerk. Renate Diedering, Mitarbeiterin in der Zentralen Auftragsauftragsabwicklung der Unternehmenszentrale in Igersheim-Harthausen, wurde in Anerkennung ihres langjährigen, außergewöhnlichen Engagements mit der WI:SIONA-Nadel in Gold ausgezeichnet.