Eröffnet wurde die Fachtagung mit einem klaren Statement von Prof. Dr. Felix Sasaki vom Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz: „Der Technologiestack im Bereich Semantic Web steht. Statt weiterer Standardisierung grundlegender Bausteine ist es nun an der Zeit, Semantic Web für jedermann zu ermöglichen. Wir müssen jetzt die richtigen Anwendungsfelder und die dafür notwendigen neuen technologischen Bausteine identifizieren, um künftig mit semantischen Technologien produktiv umgehen und letztlich Mehrwerte erzielen zu können.“ Große Potenziale gäbe es insbesondere im Bereich multimedialer Anwendungen und dem digitalen Publizieren, wo durch die Kombination von semantischen mit Sprachtechnologien große Fortschritte zu erwarten seien.
Welche grundsätzlichen Entwicklungen bei dieser Aufgabenstellung zu berücksichtigen sind, machte der Beitrag von Prof. Dr. Adrian Paschke, Freie Universität Berlin, deutlich. Ihm zufolge befindet sich das Internet mitten in einem neuen Paradigmenwechsel, von einem passiven World Wide Web, in dem Anbieter Web-Inhalte erzeugen und zum Abruf als HTML Dokumente über das Internet anbieten, hin zu einem aktiven alles durchdringenden Pragmatic Web. Darin werden intelligente Multimedia-Inhalte (smart media content) über pragmatische Internetdienste (end-user programable intelligent agents) mit neuartigen Nutzerschnittstellen (smart devices) und Dingen (smart things) verknüpft. Beispielhaft für diese Entwicklung stünden smarte Anwendungen im Bereich Bildung, Medizin oder Sport aber auch neuartige Geräteklassen wie Google Glass. Im Medienbereich sei die Vision ein interaktives Pragmatic Web, gekennzeichnet durch adaptive Interaktion und die Anwendung von semantischen Multimediaobjekten und –diensten.
Auf die beiden Impulse aus der Wissenschaft folgten am ersten Thementag zahlreiche Praxisbeispiele mit Anwendungen im Bereich Multimedia-Archive, Filmproduktion, Semantic Story Telling und Multimedia Mashups. Insbesondere das Thema Semantic Story Telling traf den Nerv des Publikums, weil damit anschaulich gezeigt werden konnte, wie semantische Technologien neue Medien- und Präsentationsformate ermöglichen. Sie kommen der Vision eines Pragmatic Web schon sehr nahe, als interaktive und adaptive Anwendungen unter Verwendung von semantisch angereicherten Multimediaobjekten.
Der zweite Tag des Semantic Media Web Events beschäftigte sich mit der Rolle von Metadaten sowohl für multimediale Inhalte als auch für das digitale Publizieren von Texten. Die Situation des ersten Tages fand sich auch beim Thema der Metadaten wieder: die technischen Building Blocks der Nutzung von Metadaten im Web werden nicht mehr intensiv diskutiert. Man ist bei der nächsten, für die wirtschaftliche Nutzung hochwertiger Metadaten wichtigen Frage angelangt: in welchen Szenarien sind Metadaten hilfreich, um neue Wege der Monetarisierung von Inhalten aufzuzeigen?
Wie auch beim ersten Tag ist die Antwort abhängig von den jeweiligen Domänen. Betreiber von Nachrichtenportalen sehen einen Mehrwert in zumeist manuell erstellten Metadaten. Wissenschaftliche Publikationen werden mit automatisch erzeugten Metadaten angereichert und mit Ressourcen aus dem Web verlinkt. Die Communities des kulturellen Erbes (Museen, Bibliotheken, Archive) fokussieren zunehmend Interoperabilität und insbesondere Nachnutzung von Metadaten über die eigene Domäne hinaus. Verlage weisen Metadaten eine unterschiedliche Rolle in Abhängigkeit des Nutzungskontextes zu: statistische Metadaten für Workflows in Produktion oder Auslieferung; hochgradig dynamische und auf Kunden angepasste Metadaten im Marketing. Metadaten im Crowdsourcing wie z.B. bei Wikipedia leben von der Akzeptanz in der Nutzergruppe: sie muss einen möglichst unmittelbaren Mehrwert erkennen.
Wie auch beim ersten Tag erscheint es nun sinnvoll, tiefer in die Domänen einzusteigen und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Es gilt, die Entwickler von Tooling für die unterschiedlichen Nutzungsszenarien mir den entsprechenden Metadatenexperten zusammen zu bringen. Nur so können auch die Anwendungen der Basistechnologien, welche auch beim ersten Tag des Semantic Media Web diskutiert wurden, konkretisiert werden.
Wichtig für eine erfolgreiche Nutzung von semantischen Technologien ist die standardisierte Repräsentation von semantischen Informationen – inklusive Metadaten. Die Kooperation des Innovationsforums Semantic Media Web mit dem W3C deutsch-österr. Büro und der Bezug zur internationalen, neuen W3C-Aktivität „digitales Publizieren“ ist zentral, um zum einen die Anwendung der geeigneten Standards sicher zu stellen. Zum anderen wird so das Innovationsforum unmittelbar Feedback an das W3C generieren, konkret in Form eines Berichts über die Tagung an die W3C-Aktivität „digitales Publizieren“.
Darüber hinaus hat sich bereits unter der Federführung des Xinnovations e. V. ein interdisziplinäres Technologiebündnis aus Wissenschaft und Wirtschaft gebildet, das eine Verwertung der Ergebnisse des Innovationsforums im Rahmen von anwendungsnahen Forschungs- und Entwicklungsprojekten anstrebt.
Mehr Details zu den Fachbeiträgen finden sich im Report (in englischer Sprache) bzw. in den Abstracts der Vortragenden des Programms:
http://www.semantic-media-web.de/...
http://www.semantic-media-web.de/...
Weitere Informationen zum Innovationsforum:
http://www.semantic-media-web.de
Pressekontakt
Rainer Thiem
Xinnovations e. V.
Kleiststraße 23-26
10787 Berlin
Tel.: 030 21001 470
E-Mail: rainer.thiem@xinnovations.org
Prof. Dr. Felix Sasaki
Co-Leiter W3C-Büro Deutschland/Österreich am DFKI
Senior Researcher, Language Technology Lab
DFKI GmbH
Alt-Moabit 91c
10559 Berlin
Tel.: 030 23895 1807
E-Mail: felix.sasaki@dfki.de