Wenn man von bäuerlicher Energiewirtschaft oder der Nutzung erneuerbarer Energien in der Landwirtschaft spricht, so denkt man meist zunächst an Biogasanlagen. Tatsächlich haben sich in den letzten 10 Jahren diese Anlagen weiter verbreitet und machen einen wesentlichen Anteil der erneuerbaren Energien in der Landwirtschaft bei der Stromerzeugung aus (2021 mit 18,45 %).
Der Großteil der Biomasse kommt aus der Landwirtschaft aus den Reststoffen wie Mist, Gülle und Stroh. Laut Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) wird davon nur ein Drittel des Potenzials ausgeschöpft. An zweiter Stelle in der Nutzung der Biomasse folgt Energieholz, also Wald- und Industrierestholz sowie Altholz. Dieses Potenzial wird bereits zu zwei Dritteln genutzt.
Ein wichtiger Vorteil der Bioenergie ist, dass sie gespeichert werden kann und Schwankungen bei Wind- und Sonnenenergie ausgleicht.
Besonders ausgeprägt sind die Nachteile der Bioenergie bei Anbau von Biomasse. Landwirtschaftliche Flächen, auf denen Energiepflanzen angebaut werden, können nicht mehr für die Nahrungs- und Futtermittelproduktion genutzt werden. Die steigende Nachfrage nach Biomasse führt zu Veränderungen in der Landnutzung. Langfristig kann dieser Wettbewerb unter anderem landwirtschaftliche Produkte verteuern.
Weiterhin ist Biomasse die am wenigsten effiziente Nutzung erneuerbarer Energien. Ihr Wirkungsgrad (d. h. die auf einer bestimmten Fläche produzierte Energiemenge) liegt zwischen 0,5 und 1 %. Der Wirkungsgrad eines Solarmoduls liegt bei etwa 20 %. Wind- und Solarenergie übertreffen Biomasse in der Flächeneffizienz deutlich.
Agri-Photovoltaik ist das fehlende Puzzlestück in der landwirtschaftlichen Stromgewinnung
Auch wenn sich die Biomasse in den letzten 10 Jahren nicht so weiterentwickelt hat und von der Photovoltaik überholt wurde, bleibt die Speicherung und Verfügbarkeit von Biomasse gegenüber der Photovoltaik ein entscheidender Vorteil, der entsprechend forciert werden muss. Es ist allen Beteiligten klar, dass man die Biomasse nicht vergleichsweise in dem Maße ausbauen kann wie bei der Sonnenstromgewinnung. Vor allem im Ausbau der bereits vorhandenen Potenziale kann mit Biomasse noch viel erreicht werden.
Den Nachteil der schlechten Energiespeicherung kann auch die Agri-Photovoltaik nicht ausgleichen. Im Vergleich zur Biomasse gibt es mit Stromspeicher keine vergleichbare Größenordnung im Bezug einer positiven Ökobilanz. Kurz gesagt: Biomasse wird in der Energiespeicherung bzw. Vorratshaltung immer günstiger sein als ein Stromspeicher, was sich auch in der Ökobilanz bemerkbar macht. Die Ökobilanz von Stromspeichern ist nur dann gut, wenn die in der Produktion für den Stromspeicher eingesetzte Energie im Nutzungsprozess eingespart wird.
Die Kombination und Erweiterung der Funktionalität von Biomasse mit Agri-PV ergibt eine Verdichtung und Potenzialsteigerung in der landwirtschaftlichen Stromgewinnung!
Wenn alle Stricke reißen - Ausbau mit Agri-Photovoltaik
Dank transparenter Solarmodule steht den ländlichen Gebieten mit aktiver Landwirtschaft eine erweiterte und kostengünstige Energiequelle zur Verfügung. Also für Flächen, die eigentlich fruchtbaren und wertvollen Boden für die Landwirtschaft darstellen und nicht für Photovoltaik-Stromgewinnung verwendet werden können, wie etwa Freiflächenanlagen.
Durch Lichtdurchlässigkeit transparenter Solarmodule, kann sowohl Strom erzeugt werden und gleichzeitig den Anbau und die Kultivierung von Pflanzen ermöglichen.
Anders sieht es bei Anlagen aus, die auch als Freiflächenanlagen, Freiluftanlagen oder Solarparks bezeichnet werden. Voraussetzung für diese Anlagen sind, dass eine rentable landwirtschaftliche Bewirtschaftung bei Nutzung dieser Flächen nicht möglich ist. Dies sind „benachteiligte Gebiete“, in denen schwierige natürliche Produktionsbedingungen aufgrund von Höhenlage, Neigung, klimatischen Bedingungen, Zugänglichkeit oder schlechter Bodenqualität eher zur Aufgabe der Landwirtschaft führen als nicht-benachteiligte Gebiete. Benachteiligte Gebiete werden in Berggebiete, benachteiligte landwirtschaftliche Gebiete und kleine Gebiete unterteilt.
Auch die Bodenbeschaffenheit bzw. Bodenfruchtbarkeit (Bodenpunkte) spielt hier eine wichtige Rolle. Dazu gehört die Landwirtschaftliche Vergleichszahl (LVZ). Es stellt die ungefähre landwirtschaftliche oder gärtnerische Rentabilität eines landwirtschaftlichen Betriebs gemäß dem am 16. Oktober 1934 verabschiedeten Gesetz über die Bewertung von Ackerland dar. LVZ-Berechnungen beinhalten Faktoren wie Bodenfruchtbarkeit, allgemeine Bodenbedingungen, Bodenqualität, klimatische Bedingungen und Bodenbewässerung.
Wenn also diese Punkte und Bodenverhältnisse positiv bewertet werden und daher eine Genehmigung negativ ausfällt, auf dieser nutzbaren Agrarflächen einen Solarpark bzw. Photovoltaik-Freiflächenanlage zu errichten, dann wird die Agrarphotovoltaik hier als erweitere und potenzialverdichtende Maßnahme interessant. Diese Methodik ermöglicht quasi eine doppelte Auslastung der Agrarfläche.