⬛ Sonnengeküsst: Agri-Photovoltaik auf dem Obsthof Vollmer
Auf dem Obsthof Vollmer in Oberkirch-Nußbach ist seit fast einem Jahr eine innovative Agri-Photovoltaik-Anlage in Betrieb, die auf einer Fläche von etwa 1,5 Hektar errichtet wurde. Diese Anlage, die auf einer drei Meter hohen Stahlkonstruktion montiert ist, deckt den Anbau von Äpfeln, Zwetschgen, Birnen und Brombeeren ab und bietet den doppelten Vorteil, dass sie die Früchte vor Witterungseinflüssen schützt und gleichzeitig Strom produziert, ohne landwirtschaftliche Nutzfläche zu verlieren.
► Bewegliche Module für maximalen Ertrag
Ein herausragendes Merkmal dieser Anlage ist ihre Beweglichkeit und die sensorbasierte Steuerung. Die Hälfte der installierten PV-Module folgt dem Stand der Sonne, um den bestmöglichen Energieertrag zu erzielen. Die andere Hälfte ist so programmiert, dass sie den Lichtbedarf der Pflanzen berücksichtigt und somit optimales Wachstum fördert.
► Ingenieurskunst aus Kehl
Dieses ausgeklügelte System wurde von der Firma Intech Clean Energy entwickelt und gebaut. Das Unternehmen, das seinen Sitz in Kehl im Ortenaukreis hat, wurde vor über 20 Jahren von Hansjörg Vollmer gegründet und wird heute von seinem Sohn Christoph Vollmer geleitet.
► Synergien zwischen Landwirtschaft und Energie
Die Agri-PV-Anlage ist Teil des Forschungsprojekts „Modellregion Agri-PV“ des Landes Baden-Württemberg, das darauf abzielt, die Synergien zwischen Energieproduktion und Landwirtschaft zu untersuchen und zu optimieren. Zur offiziellen Einweihung der Anlage kam auch der baden-württembergische Staatssekretär für Umwelt, Andre Baumann, der die innovative Kombination aus Landwirtschaft und erneuerbarer Energie lobte.
► Forschungsziele und erste Ergebnisse
Das zentrale Ziel des Projekts besteht darin, sowohl den Energie- als auch den Fruchtertrag der Anlage zu analysieren. Dabei übernimmt das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg die Auswertung des erzeugten Stroms, während das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Augustenberg (LTZ) bei Karlsruhe die Entwicklung der Früchte unter den PV-Modulen untersucht.
► Positive Beobachtungen nach dem ersten Jahr
Bereits nach dem ersten Jahr konnten erste positive Beobachtungen gemacht werden. In regelmäßigen Abständen besuchen die Forschenden des LTZ den Obsthof und haben festgestellt, dass die Temperaturschwankungen unter den Modulen geringer sind als auf den Referenzflächen ohne Module. Dies führte dazu, dass die Äpfel marktfähiger waren, wie Greta Ott vom LTZ erklärte. Obgleich hinsichtlich Krankheiten oder Schädlingsbefall noch keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden konnten, sind weitere Jahre der Forschung nötig, um verlässliche Ergebnisse zu erhalten.
► Erfahrungen und Beobachtungen vor Ort
Auch Hansjörg Vollmer selbst konnte signifikante Unterschiede im Vergleich zu seinen Referenzflächen feststellen. Der Boden unter den PV-Modulen erwies sich im Sommer als lockerer und trocknete nicht so schnell aus. Zudem waren die Blätter der Pflanzen grüner und vitaler. Besonders bei den Zwetschgen war ein deutlicher Unterschied festzustellen. Diese unter den Modulen gewachsenen Früchte waren keinem Hitzestress ausgesetzt und dadurch widerstandsfähiger. Bei den Äpfeln stellte er fest, dass sie zwar eine Woche später geerntet werden konnten, jedoch nicht unter Sonnenbrand litten und auch keine Hagelschäden aufwiesen.
► Win-Win-Situation für Landwirtschaft und Energie
Die Agri-PV-Anlage auf dem Obsthof Vollmer stellt somit eine Win-Win-Situation dar, indem sie sowohl zur Energieerzeugung beiträgt als auch den Fruchtertrag steigert. Die PV-Module schützen die Früchte vor starkem Regen, Hagel und intensiver Sonneneinstrahlung und sorgen darüber hinaus für eine gleichmäßigere Temperaturverteilung, was die Qualität der Ernte verbessert.
► Potenzial für die Zukunft der Landwirtschaft
Diese Technologie zeigt ein großes Potenzial für die Zukunft der Landwirtschaft. Landwirte können durch den Einsatz von Agri-PV-Anlagen ihre Erträge nicht nur steigern, sondern auch ihre Abhängigkeit von konventionellen Energieträgern reduzieren. Darüber hinaus bietet diese duale Nutzung der Fläche ökologische Vorteile, indem sie die Landnutzung effizienter gestaltet und zur Reduktion von Treibhausgasen beiträgt.
► Modellregion und globale Perspektiven
Der Erfolg des Projekts in Oberkirch-Nußbach könnte als Modell für andere Regionen dienen, insbesondere für solche, die unter extremen Wetterbedingungen leiden oder die große Flächen für den Obst- und Gemüseanbau nutzen. Die Skalierbarkeit und Anpassungsfähigkeit dieser Technologie könnten es ermöglichen, ähnliche Systeme weltweit zu implementieren, um sowohl die landwirtschaftliche Produktion als auch die nachhaltige Energieerzeugung zu fördern.
► Bewusstseinsbildung und staatliche Förderung
Weiterhin könnten innovative Technologien wie Agri-PV dazu beitragen, das Bewusstsein für die Integration von erneuerbaren Energien in die traditionellen landwirtschaftlichen Praktiken zu schärfen. Staatliche Förderprogramme und Subventionen könnten den Einsatz solcher Systeme weiter fördern und so eine umweltfreundlichere und nachhaltigere Landwirtschaft unterstützen.
► Forschung und Bildung
Darüber hinaus bietet die Agri-PV-Technologie auch einen Forschungs- und Bildungsaspekt. Durch die Beteiligung von Wissenschafts- und Forschungseinrichtungen wie dem Fraunhofer ISE und dem LTZ können weitere Erkenntnisse gewonnen werden, die zur Verbesserung und Optimierung dieser Systeme beitragen. Der Austausch von Wissen und die Zusammenarbeit zwischen Landwirten, Wissenschaftlern und Technikern sind dabei entscheidend, um das volle Potenzial dieser Technologie auszuschöpfen.
► Beitrag zu globalen Herausforderungen
Insgesamt zeigt die Agri-PV-Anlage auf dem Obsthof Vollmer eindrucksvoll, wie innovative Technologien zur Bewältigung globaler Herausforderungen in der Landwirtschaft und Energieerzeugung beitragen können. Sie stellt eine zukunftsweisende Lösung dar, die die Lebensqualität und wirtschaftliche Situation der Landwirte verbessert, während sie gleichzeitig einen bedeutenden Beitrag zum Umweltschutz leistet. Durch die weitere Forschung und Entwicklung solcher Systeme kann die Landwirtschaft der Zukunft nachhaltiger und resilienter gestaltet werden, um den Herausforderungen des Klimawandels und der wachsenden Weltbevölkerung erfolgreich zu begegnen.
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