Der „Wall Street Journal“ hat in seiner Analyse festgestellt, dass die Zeiten des wachsenden Wohlstands in Deutschland und Europa vorbei sind. Die wirtschaftliche Entwicklung Europas wurde mit der in den USA verglichen, und das Ergebnis war ernüchternd: Europa wird ärmer, während die amerikanische Wirtschaft vor Kraft strotzt.
Ein wesentlicher Grund für den Verfall des Wohlstands in Europa ist die immer älter werdende Bevölkerung. Die demografische Entwicklung führt zu höheren Kosten für Renten und Gesundheitsversorgung, was die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit beeinträchtigt. Darüber hinaus zeigt sich ein wachsendes Verlangen nach mehr Freizeit. Beispielsweise arbeiten fast die Hälfte der deutschen Angestellten im Gesundheitssektor nur noch 30 Stunden pro Woche. Dies hat Auswirkungen auf die Produktivität und das Wachstum der europäischen Wirtschaft.
Die Rechts-Links-Kombination aus der COVID-19-Pandemie und dem Ukraine-Krieg hat die wirtschaftliche Entwicklung in Europa ebenfalls beeinträchtigt. Produktionsengpässe infolge von Lockdowns und Unterbrechungen der Lieferketten führten zu einer erhöhten Inflation und einem Anstieg der Energie- und Lebensmittelpreise. Dies belastet die Verbraucher und Unternehmen in Europa. Ein weiterer Faktor, der zur Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage beiträgt, sind die zunehmend mächtigen Gewerkschaften. Anstatt höhere Löhne zu fordern, setzen sie sich vermehrt für eine Vier-Tage-Woche ein, was die Produktivität weiter einschränken kann.
Die schwächelnde Wirtschaft in China hat ebenfalls Auswirkungen auf Europa. In der Vergangenheit konnte Europa sich oft durch Exporte retten, die einen erheblichen Teil des Bruttosozialprodukts der EU ausmachen. Aufgrund des geringen Wachstums in China ist dies jedoch nicht mehr in dem Maße möglich. Im Gegensatz dazu sind die USA weniger stark von Exporten abhängig, da diese nur etwa zehn Prozent ihrer Wirtschaft ausmachen.
Die Zahlen verdeutlichen den wachsenden Abstand zwischen der US-Wirtschaft und der europäischen Wirtschaft über mehr als ein Jahrzehnt hinweg. Laut Weltbank gaben Europäer und Amerikaner im Jahr 2008 jeweils rund elf Billionen Euro aus. Heute liegt das Ausgabenvolumen in den USA bei etwa 17,8 Billionen Euro und steigt weiter an, während es in Europa immer noch bei rund elf Billionen Euro liegt und abnimmt.
Auch das Bruttosozialprodukt zeigt einen deutlichen Unterschied. Im Jahr 2008 waren Europa und Amerika nahezu gleichauf, mit einem Bruttosozialprodukt von 12,6 Billionen Euro in Europa und 13,1 Billionen Euro in den USA laut Internationalem Währungsfonds (IMF). Gegenwärtig beläuft sich das Bruttosozialprodukt in Europa auf 13,3 Billionen Euro, ein mageres Plus von sechs Prozent. In den USA ist es dagegen auf 23,1 Billionen Euro gestiegen, was einem Anstieg von 82 Prozent entspricht.
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Die Folge dieser Entwicklungen ist, dass Europa seit Anfang des Jahres in einer Rezession steckt, während die US-Wirtschaft derzeit um 2,3 Prozent wächst. Immer mehr Unternehmen entscheiden sich dafür, in die USA zu investieren anstatt in Europa, was die wirtschaftliche Kluft weiter vergrößert.