Die Business-IT-Architektur und Business-IT-Evaluation und entsprechende Investitionen sind heute strategischer und taktischer als je zuvor. Der Wandel hin zu integrierten Technologie-Ökosystemen prägt zunehmend den Markt, und die Relevanz dieser Ökosysteme nimmt kontinuierlich zu.
Aus Sicht der Anwenderunternehmen bewegen sich der Markt (Kunden, Lieferanten und Mitbewerber), sowie das Marktumfeld (globale Märkte, Lieferketten, lokale und internationale Regulatorien) heute derart schnell, dass der Anpassungsdruck nicht nur inhaltlich eine Herausforderung ist, sondern auch unter einen einem enormen Zeitdruck steht.
Marktkonsolidierung und die Rolle von Ökosystemen
Die einst unüberschaubare Zahl an ERP-Anbietern hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich reduziert. Im Kern-ERP-Bereich hat eine signifikante Konsolidierung stattgefunden, wobei viele kleinere Anbieter nicht mithalten konnten und dem Powerplay der großen Markt-, Lösungs- und Technologietreiber zum Opfer fielen. Diese Marktkonzentration wurde durch den wachsenden Bedarf an umfassenden und integrierten Lösungen begünstigt, die nur von wenigen großen Anbietern aufrechterhalten werden können. Kleinere Nischenlösungen konnten oft nicht mit den finanziellen Ressourcen und der Innovationskraft der größeren Wettbewerber mithalten.
Angleichung der Funktionalitäten und sich wandelnde Kundenbedürfnisse
Mit der Konsolidierung haben sich die funktionalen Unterschiede zwischen den verbleibenden ERP-Systemen deutlich verringert – zumindest in den Kernbereichen von Werte- und Materialfluss. Wo früher spezifische Features und Funktionen die Wahl eines Systems bestimmten, haben sich die Lösungen heute stark angeglichen. Viele Business-IT-Standardsysteme bieten ähnliche Funktionalitäten, was die Differenzierung schwieriger macht.
Gleichzeitig verändern sich die Bedürfnisse der Kunden in verschiedenen Branchen rasant – angetrieben durch das Unternehmenswachstum, dynamischen Wettbewerb, technologische Innovationen und regulatorische Anforderungen (die sich je Branche immer mehr differenzieren). Diese Entwicklungen erfordern von den Systemanbietern die Fähigkeit, schnell auf Veränderungen zu reagieren und kontinuierlich zu investieren.
Die Bedeutung von IT-Ökosystemen
In diesem Kontext gewinnen IT-Ökosysteme zunehmend an Bedeutung. Große ERP-Anbieter nutzen diese Ökosysteme, um Innovationen auf eine Vielzahl externer Partner zu verteilen. Dies reicht von Start-ups mit spezifischen niederschwelligen App-Lösungen bis hin zu etablierten Spezialisten. Diese Parallelisierung von Risiken, Budgets und Innovationsanstrengungen ermöglicht es den großen Anbietern, ihre Kunden mit einer breiteren Palette an Lösungen zu versorgen, während sie gleichzeitig ihre eigene Innovationskraft stärken.
Für die Kunden bieten diese Ökosysteme mehrere Vorteile:
- Erhöhter Investitionsschutz: Durch die Zugehörigkeit zu einem Ökosystem können Unternehmen auf eine größere Anzahl von Lösungen und Anbietern zugreifen, was das Risiko verteilt und die Flexibilität erhöht.
- Zugriff auf vielfältige Innovationsquellen: Ein Ökosystem schafft eine dynamische Umgebung, in der Wettbewerb und Technologievielfalt kontinuierlich neue Lösungen hervorbringen.
- Mehr taktische Flexibilität: Die Möglichkeit, an der Peripherie der Kern-IT-Landschaft auf Marktveränderungen zu reagieren, ermöglicht es Unternehmen, agiler zu handeln und ihre IT-Strategie anzupassen.
Herausforderungen durch Abhängigkeit
Trotz der Vorteile bringen diese Ökosysteme auch Herausforderungen mit sich. Die Abhängigkeit von wenigen großen Anbietern im ERP-Kernbereich kann zu einer gewissen Monokultur führen, in der Unternehmen stark an die Innovationszyklen und strategischen Entscheidungen dieser Anbieter gebunden sind. Im transaktionalen Umfeld, wo Waren- und Wertefluss zentral sind, kann dies die Flexibilität und Unabhängigkeit der Unternehmen einschränken. In der Realität heisst das manchmal auch, dass der Austausch zwischen Kunde und IT-Systemhaus auf Augenhöhe erschwert wird.
Cloud, KI und ML – der Business-IT bzw. ERP-Markt entwickelt sich rasant weiter
Die aktuelle Fachliteratur betont die Notwendigkeit eines hybriden Ansatzes bei der Auswahl und Implementierung von ERP-Systemen. Laut neuesten Studien liegt der Fokus zunehmend auf Modularität und Flexibilität in ERP-Systemen, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden. Moderne ERP-Architekturen setzen vermehrt auf eine Cloud-native Infrastruktur, die es Unternehmen ermöglicht, skalierbare und anpassbare Lösungen zu implementieren. Diese Ansätze fördern eine höhere Interoperabilität zwischen verschiedenen Modulen und Drittanbieterlösungen innerhalb eines Ökosystems.
Ein weiterer zentraler Trend ist der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) und Machine Learning (ML) innerhalb von ERP-Systemen, um prädiktive Analysen und Automatisierungen zu ermöglichen. Diese Technologien bieten nicht nur Effizienzsteigerungen, sondern auch tiefere Einblicke in Geschäftsprozesse, was die Entscheidungsfindung erheblich verbessert.
Zusammengefasst zeigt sich, dass Unternehmen, die auf Ökosysteme und vermehrt auf modulare, cloud-basierte ERP-Lösungen setzen, besser in der Lage sind, sich schnell ändernden Marktbedingungen anzupassen und gleichzeitig ihre Innovationskraft zu stärken.