Die Fertigungsindustrie ist nicht nur der größte industrielle Arbeitgeber, sondern auch einer der bedeutendsten Wirtschaftssektoren in Deutschland. Zur Fertigungsindustrie zählen insbesondere der Maschinenbau, der Fahrzeugbau, die Herstellung von elektrischen, elektronischen und optischen Komponenten und Systemen, die Textil- und Bekleidungsindustrie sowie die Herstellung von Möbeln, Schmuck, Spielwaren, Sportgeräten, Musikinstrumenten und weiterer Erzeugnisse.
Was ist unter Produktionsplanung und Fertigungssteuerung zu verstehen?
Zu den wesentlichen Prozessen in der Fertigungsindustrie gehören die Produktionsplanung und die Fertigungssteuerung.
Die Produktionsplanung ist der erste Schritt im Produktionsprozess. Sie bestimmt, was produziert werden soll, in welcher Menge, mit welchen Materialien und bis zu welchem Termin. Dieser Prozess bildet die Grundlage für die Materialbeschaffung und die Kapazitätsplanung.
Die Fertigungssteuerung setzt die in der Produktionsplanung erstellten Vorgaben in die Tat um. Dieser Prozess beginnt mit der Erzeugung von Fertigungsaufträgen, die die spezifischen Anweisungen für die Produktionsteams enthalten. Danach erfolgt die Terminierung, bei der die Start- und Endzeiten der einzelnen Aufträge festgelegt werden. Parallel dazu wird die Planung der Produktionskapazitäten vorgenommen, die die Verfügbarkeit von Maschinen, Werkzeugen und Arbeitskräften berücksichtigt.
Mit welchen Stammdaten haben wir es zu tun?
Stammdaten in der Produktionsplanung und -steuerung der Fertigungsindustrie umfassen zahlreiche Informationen, die für die nahtlose Koordination und Ausführung der Produktionsprozesse erforderlich sind. Eine präzise Pflege und Aktualisierung dieser Stammdaten sind daher essentiell, um Effizienz und Genauigkeit in der Fertigung zu gewährleisten.
Materialien sind eine der Grundkategorien der Stammdaten. Sie umfassen nicht nur die Fertigerzeugnisse, sondern auch alle Rohstoffe und Halbfertigerzeugnisse, die in der Produktionskette verwendet werden. Die Stammdaten zu diesen Materialien beinhalten wichtige Dispositionsdaten wie Losgrößen und Beschaffungstypen (gekauft, selbst hergestellt). Prognosedaten und historische Verbrauchsdaten helfen dabei, zukünftige Bedarfe genauer vorherzusagen und die Produktion entsprechend anzupassen.
Stücklisten definieren, aus welchen Komponenten ein Produkt besteht und wie diese zusammengesetzt werden müssen. Stücklisten sind oft mehrstufig aufgebaut, jedes Teil kann also in seine eigenen Komponenten weiter untergliedert werden. Diese detaillierten Auflistungen sind entscheidend für die Planung und Steuerung der Produktion, da sie die Basis für die Materialbedarfsplanung/-beschaffung und die Produktionsprozesse bilden.
Die Organisation von Produkten in Produktgruppen erlaubt es Unternehmen, eine strukturierte Übersicht über ihre Produktvielfalt zu behalten. Innerhalb dieser Hierarchien können einzelne Produkte oder ganze Produktlinien gruppiert werden.
Arbeitsplätze stellen Orte dar, an denen Vorgänge im Rahmen der Produktion durchgeführt werden. Sie haben bestimmte Kapazitäten, können also in einer bestimmten Zeit eine bestimmte Menge des Materials erzeugen oder einen bestimmten Umfang einer erforderlichen Tätigkeit leisten. Diese Informationen sind entscheidend, um Produktionskapazitäten planen und Fertigungsaufträge terminieren zu können.
Der Arbeitsplan schließlich bringt Stücklisten und Arbeitsplätze zusammen. Er legt fest, welche Produktionsschritte an welchen Arbeitsplätzen durchgeführt werden und welche Materialien hierfür benötigt werden. Diese Pläne sind essenziell für die Durchführung und Überwachung des Produktionsprozesses und sichern die Effizienz und Qualität der Produktion.
Diese Stammdaten ermöglichen es, die Produktionsprozesse zu planen, zu steuern und zu überwachen. Sie sind die Basis für diverse Planungsaktivitäten, darunter die Bedarfsplanung, die Kapazitätsplanung, die Terminplanung und die Auftragsfreigabe. Die Qualität und Aktualität dieser Daten haben direkten Einfluss auf die Effizienz der Produktionsprozesse und die Fähigkeit eines Unternehmens, Kundenanforderungen termingerecht zu erfüllen.
Probleme bei schlechter Datenqualität
Die Darstellung der Produktionsplanung und Fertigungssteuerung einerseits und die Beschreibung der wesentlichen Stammdaten andererseits lassen bereits erahnen, wozu schlechte Datenqualität dabei führen kann. Aber mit welchen Problemen ist tatsächlich zu rechnen?
Zunächst führt eine mangelhafte Datenqualität zu einer ungenauen Produktionsplanung. Da Stammdaten die Basis für Entscheidungen bezüglich der zu produzierenden Mengen, der benötigten Materialien und der Produktionszeiträume bilden, können Fehler hier zu falschen Prognosen und Planungen führen. Eine fehlerhafte Produktionsplanung kann somit zur Überproduktion (unnötige Lagerkosten, Kapitalbindung) oder zu einer Unterproduktion (Lieferengpässe, unzufriedene Kunden) führen.
In der Fertigungssteuerung können unzureichende Daten zu Arbeitsplätzen und deren Kapazitäten beispielsweise dazu führen, dass Ressourcen nicht optimal genutzt werden; ineffiziente Produktionsabläufe und erhöhte Betriebskosten sind die Folge. Fehler in den Arbeitsplänen oder Stücklisten können Verzögerungen im Produktionsprozess hervorrufen, da Materialien nicht rechtzeitig verfügbar sind oder Produktionslinien umgestellt werden müssen.
Darüber hinaus können Datenfehler die Termintreue gefährden. Verzögerungen in der Produktion beeinflussen nicht nur interne Abläufe, sondern auch externe Beziehungen zu Lieferanten und Kunden, die möglicherweise ihre eigenen Produktions- und Vertriebspläne anpassen müssen.
Fehler in den Stammdaten beeinträchtigen zudem die Qualitätssicherung. Wenn beispielsweise die Materialqualität oder die Spezifikationen der Komponenten in den Stücklisten nicht korrekt sind, kann dies zu Endprodukten führen, die nicht den Qualitätsanforderungen entsprechen.
Das ist aber noch nicht alles: Erhöhte Produktionskosten, ineffiziente Lagerhaltung und mangelnde Transparenz in den Produktionsprozessen, die das Management beeinträchtigt, fundierte Entscheidungen zu treffen, kommen hinzu.
Wertbeitrag eines professionellen Stammdatenmanagements
Will man den Nutzen von Stammdatenmanagement in Zahlen ausdrücken, ist man auf Erfahrungswerte angewiesen. Beteiligte an Stammdatenmanagement-Projekten schätzen, dass durch ein Stammdatenmanagement-Tool die Bearbeitungs- oder Durchlaufzeiten um bis zu 50 Prozent reduziert werden können. Ein deutlich geringerer Abstimmungsaufwand trägt dazu bei. Ein schnellerer „Go-to-market” lässt sich zwar schwerlich exakt angeben, folgendes Beispiel lässt aber das Potential erahnen: Wenn ein Unternehmen berichtet, es bräuchte 70 Tage, bis ein neues Material im System vollständig angelegt ist, und man das hochrechnet auf die Anzahl von Teilen, die in einem Produkt verbaut sind, dann gewinnt man eine Vorstellung davon, was mit einem System erreicht werden kann, das die Materialanlage von 70 auf wenige Tage reduziert.
Ein weiterer Erfahrungswert besagt: Die Fehlerkosten, die durch Prozessintransparenz entstehen, können um 80 bis 90 Prozent verringert werden. Der Grund: Das Stammdatenmanagement sorgt für vollständige Transparenz entlang der gesamten Prozesskette, so dass jederzeit bekannt ist, wo der Stammdatenprozess steht. Laut Schätzungen lassen sich 53 Prozent der Daten schneller und einfacher finden.