- Neues Gurtsystem von ZF Passive Safety Systems hilft Unfallfolgen noch weiter zu reduzieren
- Gleichzeitig erleichtert das System Fahrzeugherstellern die Umsetzung der erhöhten Anforderungen an die Adaptivität von Rückhaltesystemen der NCAP-Roadmap 2030
- Kern der Technologie ist der so genannte Multi-Stage-Load-Limiter (MSLL), der die Rückhaltekraft des Gurts an Statur und Größe der Insassen anpasst
- Der Sicherheitsgurt wird damit zur intelligenten, flexibel steuerbaren Komponente im Sicherheitskonzept eines Fahrzeuges
Moderne Rückhaltesysteme greifen bereits heute sehr frühzeitig ins Unfallgeschehen ein. Bei einem unvermeidlichen Crash spannt sich der Gurt schon vor dem Crash eng um den Körper (Pre-Pretensioning), um die Gurtlose zu reduzieren und ihn nach erfolgtem Aufprall gezielt zu verzögern und schließlich nach vorne in Richtung Airbag zu übergeben. Zugrunde liegen den Systemen dabei repräsentative, genormte Testpersonen (Dummies). Für individuelle Fahrzeuginsassen fordert der NCAP-Crashtest in Zukunft einen noch besseren Schutz. „Die Anforderungen an die Adaptivität von Sicherheitssystemen steigen – sowohl in der Erwartung der Endkunden als auch in den NCAP-Prüfkriterien. Unser neues Gurtsystem erleichtert den Fahrzeugherstellern, den gestiegenen Anforderungen gerecht zu werden und reduziert gezielt die Unfallfolgen, indem es sich noch besser an den Insassen anpasst“, so Rudolf Stark, Leiter der ZF-Division Passive Sicherheitstechnik.
Um die beim Unfall auf den Körper wirkenden Kräfte zu reduzieren haben viele Gurtsysteme schon heute eine zweistufig steuerbare Kraftbegrenzung (Switchable Load Limiter, SLL). Damit wurde ein wichtiger Schritt in Richtung Adaptivität getan. Um noch mehr Flexibilität zu haben bietet ZF nun seinen Gurtstraffer mit mehrfach schaltbarer Kraftbegrenzung (MSLL) an. Er ist mehrstufig aufgebaut und kann die Rückhaltekräfte noch besser über den gesamten Crashverlauf variieren. Das System ermöglicht es, auf Menschen unterschiedlicher Statur individuell eingehen zu können und die Gurtkräfte passend zu steuern.
Der Weg zu mehr Variabilität bei den Gurtkräften führt in Zukunft über die sensorische Erfassung des Innenraums, um noch besser zu erkennen welche Personen wo sitzen und welche Gurtkräfte bei einem schweren oder leichteren Aufprall individuell anzuwenden sind. Dabei werden verschiedene Quellen genutzt: Neben Innenraum-Kameras, die zum Beispiel erkennen, wenn der Fahrer mit der rechten Hand das Infotainment bedient oder den Kopf zu den Fondinsassen dreht, kann das Gurtsystem selbst wertvolle Auskünfte geben. Denn die Sensoren im Gurt können die ausgerollte Gurtlänge messen und somit Rückschlüsse auf den Körperumfang und damit auf Statur und Gewicht erlauben. Hinzu kommt die Verknüpfung mit den aktiven Sicherheitssystemen und ihren Sensoren außerhalb des Fahrzeugs – von der Kamera bis zu Radar. Für das vernetzte Rückhaltesystem ist es beispielsweise wichtig zu wissen, aus welcher Richtung ein Aufprall kommt. Der MSLL kann auf diese Weise kleinen und leichten Personen bei mittelschweren Unfällen (mit Aufprallgeschwindigkeiten bis 35 km/h) besser angepassten individuellen Schutz bieten. Das gilt zum Beispiel für Kinder auf dem Rücksitz. Davon können auch ältere Menschen profitieren, die aufgrund altersbedingt veränderter Knochenstruktur ein höheres Verletzungsrisiko haben können. Darüber hinaus verbessert das System potenziell auch die Insassensicherheit für schwergewichtige Personen bei Überlastfällen (mit Aufprallgeschwindigkeiten oberhalb 56 km/h).