Bauliche Herausforderung durch Tiefgarage
Wer heute das üppige Grün und die Gestaltungsvielfalt mit Wasser-, Spiel- und Gehbereichen genießt, wird nur durch die Treppenaufgänge daran erinnert, dass die Innenhöfe teilweise über der großräumigen Tiefgarage liegen. Die Tiefgaragendecke besteht aus wasserundurchlässigem Beton und erlaubt in diesem Bereich eine Aufbauhöhe von etwa 50 cm. Hier bot der ZinCo-Systemaufbau „Dachgarten“ mit Floradrain® FD 60 die ideale Basis für die geplante Intensivbegrünung. Die 60 mm hohen Dränelemente speichern Regenwasser in ihren großen Wasserspeichermulden und leiten Überschusswasser sicher zu den Dachabläufen ab. Die verfüllten Floradrain®-Elemente sind mit dem Systemfilter SF abgedeckt zur Abgrenzung gegenüber der folgenden Substratschicht, die im Minimum 40 cm hoch geschüttet werden konnte.
Gestalterisch ist so alles möglich
„Auf dieser Grundlage kann man auf der Tiefgarage weiterarbeiten wie auf jedem normalen Grundstück auch“ weiß Frank Roser. Der Landschaftsarchtitekt, der selbst in Ostfildern lebt und arbeitet, hat die Innenhofgestaltungen geplant und deren Ausführung geleitet. „Neben Substrat und Pflanzen können alle möglichen Tragschichten, Kies oder Fallschutzbeläge aufgebracht werden“ freute sich Roser und schöpfte diese Vielseitigkeit für seinen Entwurf aus.
Der erste Innenhof beherbergt einen Kinderspielplatz mit Sandbereichen, Schaukelpferden und einem ovalen Quellstein im Zentrum. Der Quellstein ist nicht nur magischer Anziehungspunkt für spielende Kinder, er ist auch Teil des Gesamtkonzepts zur Regenwasserbewirtschaftung. Der aus dem Quellstein entspringende Wasserlauf schlängelt sich in den zweiten Innenhof, begegnet dort Springbrunnen-Elementen und mündet schließlich im dritten Innenhof in einen großen Regenerationsteich. Auch dieser Teich befindet sich teilweise auf der Tiefgaragendecke.
Großzügige Formen prägen das Gesamtbild, unterstützt durch die Bepflanzung mit umlaufenden Hainbuchenhecken. Hochstämme, diverse Ziersträucher und Stauden wechseln sich gezielt ab. Für die Hochstämme kam ein spezielles Baumpflanzsubstrat zum Einsatz, ansonsten verwen-dete man den bestehenden Oberboden, verbessert mit Rindenhumus und Sand.
Die Gehbeläge sind aus robustem Basaltpflaster, der Teich ist umrandet von einem Holzsteg. Ergänzt mit Holzsitzmöbeln und einem besonderen Beleuchtungskonzept wirkt der Garten geordnet und hochwertig.
Vorbildliche Regenwasserbewirtschaftung
Im gesamten Stadtteil Scharnhauser Park ist vorgeschrieben, dass kein Oberflächenwasser in die Kanalisation gelangen darf. Für den „Blauen Garten“ hat das Landschaftsarchitekturbüro Frank Roser gemeinsam mit Fachingenieuren ein Konzept für die Oberflächenentwässerung ausgeklügelt. Der Wasserlauf vom Quellstein bis zum Regenerationsteich steht dabei im Mittelpunkt und nimmt z. B. auch Regenwasser sämtlicher Dachflächen auf, da die Regenrinnen der Wohnanlage ebenfalls in den Wasserlauf münden. Das Wasser aus dem Regenerationsteich fließt über eine Rohrleitung zurück in eine Zisterne im mittleren Hof. Dort befindet sich auch die Pumpentechnik, die das Wasser wieder zum Quellstein fördert.
Anfallendes Regenwasser wird natürlich in erster Linie von den Grünflächen aufgenommen. Wasser von den versiegelten Flächen, insbesondere der Wohndachflächen, wird in das System zur Regenwasserbewirtschaftung eingespeist und verdunstet dann sukzessive wieder an den Wasseroberflächen. Bei extremen Regengüssen läuft es über auf die „Landschaftstreppe“ am Scharnhauser Park, ein Mulden-Rigolen-System, das zur Landesgartenschau 2002 gebaut wurde.
Diese umweltfreundliche Regenwasserbewirtschaftung will die Gemeinde finanziell belohnen, indem sie für die Wohnanlagen am Standort eine gesplittete Abwassersatzung einführt.
Profis auf der Baustelle
Mit der Ausführung war die Firma Garten Schweizer aus Nürtingen beauftragt, da dieser Garten- und Landschaftsbaubetrieb auch langjährige Erfahrung mit Dachbegrünungen mitbringt. Herr Schweizer ist als ZinCo-Dachgärtner stolz auf die geleistete Arbeit, die sich in insgesamt drei Bauabschnitte aufteilte. Beginnend mit dem ersten Innenhof im Jahr 2007 folgte 2008 der Zweite und 2009 der Dritte. Die Bauabschnitte dauerten jeweils etwa sechs bis acht Wochen. Herr Schweizer resümiert heute „Die Anlage ist sehr gelungen. Mit der Dachbegrünung gab es keinerlei Probleme“.
Grün steigert den Wohnwert
Es ist nicht verwunderlich, dass die Eigentumswohnungen der Wohnanlage „Blauer Garten“ in Windeseile verkauft waren. Hier verbindet sich modernstes Stadtflair und Erholungsraum Natur auf äußerst reizvolle Art und Weise. Quellstein, Wasserlauf und Teich sind dabei nicht nur attraktiv anzusehen, sondern Funktionselemente der Regenwasserbewirtschaftung. Damit ist ein erheblicher Beitrag zum Umweltschutz geleistet und ein Paradebeispiel für nachhaltiges Bauen entstanden.