In beiden Produktkategorien hat es im Vergleich zu März 2023 keinen einzigen Hersteller gegeben, der seine Preise gesenkt hat. Das ist nicht nur auf die Situation hinsichtlich der Rohstoffe zurückzuführen: Zwar fielen die Preise für grafische Papiere auch im zweiten Quartal, doch blieben die Energiepreise trotz Verlangsamung der Entwicklung weiterhin hoch. Darüber hinaus leiden Onlineprinter unter der aktuellen Konsumflaute – sie verzeichnen derzeit durch die Bank weg weniger Aufträge.
Wirtschaftliche Rahmenbedingungen
Die gesamtwirtschaftliche Situation in Deutschland hat sich im Vergleich zum ersten Quartal des Jahres nicht wesentlich verändert. Erst im Juni hatte das ifo Institut seine Prognose für die deutsche Wirtschaftsleistung im laufenden Jahr nach unten korrigiert. Es geht nun von einem Rückgang um 0,4 % aus – rechnet dafür im nächsten Jahr mit einem leichten Wachstum von 1,5 %. „Die deutsche Wirtschaft arbeitet sich nur ganz langsam aus der Rezession heraus“, kommentierte ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser dazu. Das liege nicht zuletzt an der Inflation und dem dadurch verhaltenen Konsum- und Investitionsverhalten.
Nachdem die Gesamt-Inflationsrate im Januar und Februar des Jahres mit +8,7 % noch fast auf dem Rekordniveau vom November 2022 lag, sank sie nach Angaben des Statistischen Bundesamtes im März (+7,4 %), April (+7,2 %) und Mai (+6,1 %) sogar drei Monate in Folge, legte im Juni 2023 aber wieder auf +6,4 % zu.
In Sachen Energieprodukte habe sich der seit März unterdurchschnittliche Preisauftrieb aufgrund des Basiseffektes aus dem Vorjahr hingegen auch im Juni weiter fortgesetzt. So lagen die Preise für Energieprodukte zum Ende des zweiten Quartals um 3,0 % über dem Niveau des Vorjahresmonats, nach +2,6 % im Mai 2023. Besonders stark verteuert haben sich im Jahresvergleich feste Brennstoffe mit +26,6 % und Erdgas mit +20,8 %. Überdurchschnittlich erhöhten sich auch die Preise für Strom (+10,5 %) und Fernwärme (+9,3 %). Günstiger waren hingegen Mineralölprodukte mit -12,8 %, vor allem leichtes Heizöl (-36,5 %) sowie Kraftstoffe.
Geschäftsklima in der Druckindustrie
Was die Unternehmen der deutschen Druck- und Medienindustrie betrifft, so werden Geschäftslage, Geschäftsklima und Geschäftserwartungen weiterhin positiver bewertet als noch im zweiten Halbjahr 2022 – wenngleich auf einem leicht niedrigeren Niveau als drei Monate zuvor, wie das Konjunkturtelegramm des Bundesverbands Druck und Medien (BVDM) für Juni zeigt.
Im Vergleich zum März (und auch zum Juni des Vorjahres) hat es den deutlichsten Einbruch bei der Einschätzung der Geschäftslage gegeben: Im Juni bewerteten rund 57 % der befragten Unternehmenslenker ihren aktuellen Auftragsbestand als „zu klein“. 42 % schätzten die Auftragslage als ausreichend ein, während rund 1 % diese als gut bewerteten.
Gründe für die gesunkene Nachfrage liegen auch hier in der weiterhin hohen Inflation und dem dadurch stagnierenden Investitionsverhalten der deutschen Unternehmen, das sich auch auf die Ausgaben für gedruckte Werbe- und Kommunikationsmitteln auswirkt.
E-Commerce leidet unter dem Konsumrückgang – ebenso wie Onlineprinter
Dass nicht nur Unternehmen zögerlich investieren, sondern auch die Konsumstimmung in der Bevölkerung abnimmt, beweisen auch die aktuellen Zahlen des bevh, des Bundesverbands E-Commerce und Versandhandel Deutschland, zu den Online-Umsätzen mit Waren.
Diese sanken von Anfang April bis Ende Juni um 12,2 % auf 19,17 Mrd. Euro. Betrachtet man das gesamte erste Halbjahr 2023, liegen die bisher aufgelaufenen Umsätze zur Jahresmitte (Q1 + Q2) sogar rund 13,7 % unter dem Vergleichswert von 2022. Das sei zwar noch immer deutlich über den Werten vom Halbjahr vor Ausbruch der Corona-Pandemie, dennoch zeige die aktuelle Entwicklungskurve nach unten – und das bekommen auch die Unternehmen der Onlineprint-Industrie zu spüren, die aktuell durch die Bank weg weniger Aufträge verzeichnen, als in Vergleichszeiträumen von 2018 bis 2022.
Papierpreise sinken wieder leicht
Da scheinen auch die laut Statista weiter sinkenden Papierpreise kaum einen Unterschied zu machen. Denn nachdem die Unternehmen der Onlineprint-Industrie zum Beginn der Papierkrise trotz der explodierenden Kosten ihre Preise viele Monate konstant gehalten und die Steigerung erst spät an die Kunden weitergegeben hatten, verhält es sich nun andersrum. Trotz fallender Papierpreise bleiben die aufgerufenen Preise für Flyer und den ZOPI-Warenkorb hoch – ein Indiz dafür, dass die Unternehmen längst nicht mehr nur von dieser Seite unter Druck stehen.
Wie entwickeln sich die Preise im Onlineprint?
Dennoch haben Onlineprint-Unternehmen mit ihren hochautomatisierten Prozessen, B2B-Shops und der wirtschaftlichen Produktion kleiner Auflagen eine andere, positivere Ausgangslage als traditionelle Druckereien. Dass sie flexibler auf die Entwicklung der Gesamtwirtschaft reagieren können, zeigt der zipcon Onlineprint Preis Index, das von zipcon entwickelte Trendbarometer zur Beobachtung der Preisentwicklung im Onlineprint-Markt.
Seit Jahresbeginn wurde der ZOPI durch die Erweiterung der betrachteten Unternehmen um druckdiscount24, Primus-Print und Printkit zudem auf eine breitere Datenbasis gestellt. Der dadurch entstandene Effekt auf die Durchschnittspreise wurde bereits in der ZOPI-Analyse zum ersten Quartal erklärt.
Detailbetrachtung Flyer
Im Produktcluster Flyer betrachtet der ZOPI neben den drei bereits genannten Anbietern auch Vistaprint, Wir-machen-Druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken, Redprintgroup sowie sourc-e. Angefragt wird bei allen ein Auftrag mit 10.000 Flyern im Format DIN A5, beidseitig vierfarbig bedruckt und auf 135-g-Papier glänzend. Die durchschnittliche Preissteigerung für diesen Auftrag hatte im November 2022 einen vorläufigen Höchstwert von 28,77 % erreicht – der nach März auch im Juni 2023 noch weiter hoch geklettert wäre, nämlich auf +38,13 % auf Basis der zuvor betrachteten neun Anbieter. Durch das Hinzufügen der drei neuen Unternehmen fällt der Durchschnittswert naturgemäß etwas niedriger aus und liegt im Juni dennoch bei stattlichen + 29,15 %.
In der Detailbetrachtung fällt das Bild wie immer differenzierter aus: Während Unitedprint/print24 mit +87,65 % im Juni erneut die bisher größte erfasste Preissteigerung für die 10.000 Flyer im Vergleich zum Indexwert vom Sommer 2020 aufgerufen hat (März: +65,50 %), markierte zum wiederholten Mal Vistaprint mit -2,80 % die größte Abweichung vom Indexwert nach unten (März: -5,43 %) – wenngleich auch hier die Preise seit März leicht angehoben wurden. Gesunken sind die Preise für die Flyer übrigens bei keinem Anbieter, lediglich fünf von zwölf hielten sie stabil.
Zwischen der maximalen Abweichung vom Indexwert nach oben und nach unten haben sich die weiteren Anbieter im Juni 2023 in absteigender Reihenfolge wie folgt einsortiert: sourc-e mit +50,59 % (März: +50,59 %), Saxoprint mit + 48,96 % (März: +35,33 %), Onlineprinters mit +37,67 % (März: +36,99 %), die Redprintgroup mit +34,70 % (März: +34,70 %) sowie Wir-machen-Druck mit +34,28 % (März: +34,28 %).
Unter dem Durchschnittspreis in diesem Produktcluster lagen trotz zum Teil leichter Preiserhöhungen Onlinedrucken mit +29,13 % (März: +27,84 %), Flyeralarm mit +22,97 % (März: +19,20 %) sowie Vistaprint mit -2,80 % (März: -5,43 %). Die drei neuen Anbieter lagen im einstelligen Bereich – diese Werte beziehen sich jedoch auf einen Startwert vom Sommer 2022. Demnach lagen die Veränderungen in den Preisen für die 10.000 Flyer bei +5 % bei Primus-Print (unverändert zu März), +1,97 % bei druckdiscount24 (ebenfalls unverändert zu März) sowie bei -0,31 % bei Printkit (März: -0,79 %).
Die größten Preissprünge im Vergleich zum März dieses Jahres hat es bei Unitedprint/print24 mit +22,15 Prozentpunkten und Saxoprint mit +13,63 Prozentpunkten gegeben.
Preisentwicklung im Warenkorb zieht ebenfalls an
Ähnlich wie die Preise für den Auftrag über die 10.000 Flyer haben sich auch die Preise für den Warenkorb entwickelt. Hier lag die durchschnittliche Veränderung gegenüber der ersten Erhebung dieser Produktkategorie im November 2020 bei +24,94 % im Juni 2023. Im März hatte dieser Wert noch bei +23,46 % gelegen, bereits unter Berücksichtigung der neuen Anbieter.
Der Warenkorb umfasst zusätzlich zu den 10.000 Flyern im Format DIN A5 auch Broschüren (32 Seiten, DIN A4, geheftet, beidseitig bedruckt) und Visitenkarten (4/4-farbig, ohne Veredelung). Betrachtet werden für dieses Produktcluster die folgenden Anbieter: Wir-machen-druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken, die Redprintgroup sowie druckdiscount24, Printkit und Primus-Print.
In der Detailbetrachtung zeichnet sich das folgende Bild: Die prozentual größte Abweichung vom Startwert nach oben markiert auch beim Warenkorb Unitedprint/print24, und zwar mit +70,32 % und damit 10,4 Prozentpunkten mehr als noch März (+59,92 %). Mit nur +2,65 % verlangte im Juni 2023 Flyeralarm erneut ungefähr dieselben Preise wie zum Start des Warenkorb-ZOPIs im November 2020.
Die restlichen Anbieter, die der ZOPI für den Warenkorb regelmäßig beobachtet, haben sich im zweiten Quartal 2023 folgendermaßen entwickelt: Auch hier gab es im Vergleich zu März keinen Anbieter, der die Preise gesenkt hat. Im Gegenteil, sechs von zehn Anbietern verlangten mehr. So landete im Juni dieses Jahres Saxoprint mit +37,96 % (März: +34,87 %) auf Platz 2 der größten Steigerungen gegenüber dem Indexwert, gefolgt von Wir-machen-Druck mit +37,11 % (März: +37,11 %), Onlinedrucken mit +35,89 % (März: +35,70 %) und Onlineprinters mit +35,67 % (März: +35,03 %).
Im Vergleich zu März gleich geblieben sind hingegen die Preise, die die Redprintgroup (+10,92 %) sowie druckdiscount24 (+8,83 %) und Primus-Print (+4,98 %) im Juni aufgerufen haben. Minimal höher fielen sie hingegen bei Printkit mit +5,08 % gegenüber +5,00 % im März aus.
Ausblick
Die wirtschaftliche Lage in Deutschland – und damit auch in der (Online-)Druckindustrie – bleibt auch in den nächsten Monaten und darüber hinaus volatil. Unsicherheiten in Lieferketten sowie Rohstoff- und Energiekosten werden auf noch nicht absehbare Zeit die Unternehmen begleiten. Hinzu kommen das inzwischen spürbar gedrosselte Konsumverhalten der Verbraucher und die erneute Zinssteigerung der Europäischen Zentralbank, die private Sparer zwar freut, Investitionen für Unternehmen jedoch wieder teurer macht. Die Situation bleibt also weiterhin angespannt.
Vor diesem Hintergrund sind Druckunternehmen im Allgemeinen und Onlineprint-Anbieter im Speziellen auch weiterhin gut beraten, die Entwicklungen an den Märkten genau zu verfolgen und flexibel auf Veränderungen zu reagieren. Es braucht Geduld, kluge Entscheidungen und eine clevere Eigenvermarktung, um mit seinem Unternehmen und seiner Dienstleistung überhaupt wahrgenommen zu werden. Onlineprinter haben gerade hierfür einen echten Trumpf im Ärmel, den es auszuspielen gilt – in Zukunft mindestens genauso wie in den zurückliegenden Monaten.
Über den ZOPI – zipcon Onlineprint Preis Index
Mit dem zipcon Onlineprint Preis Index, kurz ZOPI, hat das Essener Beratungsunternehmen zipcon consulting ein Trendbarometer entwickelt, das erstmals die Preisentwicklungen im Onlineprint-Markt unter die Lupe nimmt. Dazu wurden zwei Cluster gebildet: Eines betrachtet einen Standardauftrag über 10.000 Flyer im Format DIN A5, beidseitig vierfarbig bedruckt, auf 135-Gramm Papier, glänzend. Angefragt wird der Auftrag bei zwölf Onlinedruckereien: Vistaprint, Wir-machen-Druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken, Redprintgroup, Primus-Print, Printkit, druckdiscount24 sowie sourc-e. Das zweite Cluster stellt einen Warenkorb in den Mittelpunkt, der zusätzlich zu den Flyern noch Broschüren und Visitenkarten umfasst. Dieser Auftrag wird bei Wir-machen-druck, Unitedprint/print24, Onlineprinters, Flyeralarm, Saxoprint, Onlinedrucken, Primus-Print, Printkit, druckdiscount24 und der Redprintgroup kalkuliert.
Die Preise werden wöchentlich erfasst. Zipcon bildet auf dieser Basis die Durchschnittswerte für jeden Monat und stellt die prozentuale Veränderung gegenüber dem Indexwert dar. Der Indexwert für das Cluster Flyer stammt vom Juni 2020 (bzw. vom Juli 2022 für Primus-Print, Printkit und druckdiscount24). Der Indexwert für den Warenkorb vom November 2020. Damit spiegelt der ZOPI die Veränderungen der Preise im Onlineprint über den gesamten Zeitraum bis heute wider – und setzt sie in der anschließenden Auswertung in den Kontext der Entwicklungen am Markt und in der Gesamtwirtschaft. Eine ausführliche Betrachtung und Interpretation der Zahlen erfolgt quartalsweise.